Erfahrenheit eine Frage des Alters?

vom 06.09.2016, 08:58 Uhr

In einem anderen Beitrag schreibe ich ja, dass ich nicht so erfahren bin, was sicherlich auf mein Alter zurück zu führen ist. So alt bin ich ja noch nicht und denke, dass jemand, der älter ist, doch erfahrener sein wird.

Eine Freundin meinte nun, dass Erfahrenheit doch keine Frage des Alters wäre. Sie meinte, dass man doch mit 20 schon einige Erfahrungen gemacht hat und es einfach darauf ankommen würde, wie viel man in seinem Leben schon erlebt hat. Man könnte auch mit 20 eben schon vieles mit gemacht haben und dadurch seine Erfahrungen gesammelt haben.

Findet ihr, dass es immer eine Frage des Alters ist, wie viele Erfahrungen man bereits gesammelt hat? Oder meint ihr auch, dass das Alter dabei eher eine nebensächliche Rolle spielt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das Alter spielt mit eine Rolle, aber nicht nur. Man kann zwei verschiedene Leben nicht miteinander vergleichen, auch wenn die Personen vielleicht das gleiche Alter haben.

Mal angenommen, jemand ist seit seiner Kindheit viel gereist, vielleicht weil die Eltern beruflich viel unterwegs waren, und spricht deswegen viele Sprachen, kennt verschiedene Kulturen, dann hat derjenige auf diesem Gebiet definitiv mehr Erfahrung, als jemand der doppelt so alt ist, aber seine Heimatstadt nie verlassen hat.

Jemand der auf der Straße aufgewachsen ist hat sicherlich auch eine ganz andere Lebenserfahrung als jemand, der wohlbehütet aufgewachsen ist.Andersherum wird jemand, der 20 Jahre in seinem Beruf gearbeitet hat einfach mehr Erfahrung haben, als ein Berufseinsteiger. Es kommt wirklich darauf an, auf welchem Gebiet man die Erfahrung vergleichen will. Aber es ist nicht unbedingt eine Frage des Alters.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Lebenserfahrung kommt von den verschiedenen Erfahrungen, die man gemacht hat. Die nehmen natürlich mit steigendem Lebensalter automatisch zu. Aber je nach Lebensstil macht man natürlich mehr oder weniger Erfahrungen in einer bestimmten Zeitspanne.

Ich hatte beispielsweise, seit ich fünf Jahre alt war, sehr guten und häufigen Reitunterricht. Deshalb hatte ich mehr Erfahrung als jemand, der später angefangen hat und weniger Stunden hatte. Jemand mit eigenem Pferd hatte natürlich mehr. Dann bin ich früh für einen Händler geritten. Pferdehandel und Unterricht geben, das bringt viel Lebenserfahrung.

Seit dem achten Geburtstag allein zu sein, weil die Mutter ganztags arbeiten geht, und mit 17 auszuziehen und die Buchhaltung der Firma zu erledigen, das prägt ebenfalls. Hätte ich ein anderes Leben geführt, hätte ich vielleicht viel weniger Erfahrungen gesammelt. Manches funktioniert nur über das Alter, aber in anderen Bereichen kann man viel oder wenig Lebenserfahrung sammeln, das Alter wird da nebensächlich.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Erfahrenheit ist nun ein sehr schwammiger Begriff, den jeder anders definiert. Streng logisch betrachtet hängt die Zahl und Art der Erfahrungen, die man machen kann, direkt proportional mit der Zeit zusammen, die man am Leben ist. In 20 Jahre passen rein rechnerisch gesehen weniger Erfahrungen als in 80. Aber wenn man von Erfahrenheit oder Lebenserfahrung spricht, kommt es natürlich eher auf die Art und Intensität der Erfahrungen an als auf die schiere Masse.

Ich bin generell der Meinung, dass auch, aber nicht nur eine Frage des Alters ist, wie viele und welche Erfahrungen man gesammelt hat, wobei ich Lebenserfahrung nicht zwangsläufig mit „hat viel erlebt“ gleichsetzen würde. In meinen Augen gehört zu Lebenserfahrung auch die Fähigkeit, das Erlebte zu verarbeiten und daraus zu lernen. Wer beispielsweise wieder und wieder schlechte Erfahrungen in Jobs oder Beziehungen gemacht hat, jedoch offensichtlich nichts daraus lernt, ist in meinen Augen kein lebenserfahrener Mensch, auch wenn er oder sie vielleicht mit hundert Leuten mehr im Bett war oder in 20 Unternehmen mehr gearbeitet hat als du und ich.

Andere Leute machen dagegen vielleicht schon in jungen Jahren eine schwere Krankheit oder einen Schicksalsschlag durch oder müssen praktisch von Jugend auf Verantwortung übernehmen, während andere Zeitgenossen in Ruhe und Wohlstand vor sich hin vegetieren können und sich ihr jugendlich-sorgloses „Papa wird’s schon richten“-Weltbild praktisch bis kurz vor der Rente bewahren können. In solchen Fällen finde ich, dass Erfahrenheit und Alter durchaus sehr weit auseinander klaffen können.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mit dem Alter an sich hat das nur wenig zu tun, aber irgendwie muss man es auch festmachen. Dass jemand mit 2 Monaten nicht so viel erlebt hat wie jemand mit 20 oder mit 80 Jahren ist klar, einfach weil dort mehr Zeit verstrichen ist und auch davon ausgegangen wird, dass in dieser Zeit neue Erfahrungen und Eindrücke gewonnen worden sind.

So kann aber manch einer mit 50 Jahren dumm und naiv sein, der sich nie mit etwas neuem Beschäftigen musste weil er als Selbstversorger nie aus seinem Keller nach oben musste und auch ohne Telefon und Internet wunderbar zurecht gekommen ist. Andere haben mit 20 Jahren schon so viel unterschiedliches mitgemacht, dass man ihnen durchaus die Lebenserfahrung eines 40 jährigen andichten kann und andere sind halt wiederum anders.

Mir hat man auch immer nachgesagt, dass ich nie ein Kind gewesen bin und direkt erwachsen war. So fühle ich mich auch, da ich einfach nie Kind sein durfte sondern direkt die Aufgaben von den Erwachsenen machen musste. Daher hatte ich mit 18 Jahren auch schon eine andere Sichtweise als andere in meinem Alter, ich wirkte einfach immer geistig reifer und weiter entwickelt als der Rest. Das hat bis heute angehalten und wird sich auch so weiter ziehen, da sich auch die Sichtweisen und Interessen stets verändern.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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