Abschlussarbeit im Ruhestand neu schreiben wollen?

Ich habe einen Kollegen, der schon 61 Jahre alt ist und in wenigen Jahren auch in den Ruhestand gehen wird. Er teilte mir kürzlich mit, dass er sich schon eine Aufgabe überlegt hätte, der er sich im Ruhestand widmen möchte. So möchte er zum Beispiel seine Abschlussarbeit aus der Uni noch einmal für sich selbst überarbeiten.

Er hat Bauingenieurwesen studiert, wobei die Technik ja unhinderlich voranschreitet. So sind manche Sachverhalte aus seiner damaligen Abschlussarbeit eben nicht mehr aktuell und auf dem neusten Stand. Daher hatte er für sich überlegt, diese Arbeit eben zu aktualisieren, damit alle darin enthaltenen Informationen eben "korrekt" sind. In fast 40 Jahren nach dem Studium kann sich natürlich so manches ändern und solange er damit zufrieden ist, wie er seine Zeit im Ruhestand verbringt, kann mir das recht sein. Auf meine Nachfrage hin meinte er, für so eine Überarbeitung hätte er schon Zeit später, aber eine Doktorarbeit zum Beispiel wäre ihm viel zu viel.

Würdet ihr im Ruhestand eure Abschlussarbeit noch einmal schreiben wollen oder hättet ihr daran so gar kein Interesse? Könnt ihr derartige Beweggründe nachvollziehen oder findet ihr es falsch, Sachen hinterher zu hängen die seit Jahrzehnten abgeschlossen sind? An dem Abschluss oder der Note ändert das ja im Endeffekt nichts.

Immer wieder höre oder lese ich, dass Leute, sobald sie in den Ruhestand kommen, in ein Loch fallen und sich gehen lassen. Viele wissen dann einfach nichts mehr mit sich und der Zeit anzufangen.

Die Idee, sich ein Ziel zu setzen an dem man konkret arbeiten kann, finde ich daher super! Wenn der Mann sich immer noch für das interessiert, was er da geschrieben hat und die ganzen Fortschritte und neuen Erkenntnisse die es inzwischen gab, für sich recherchieren möchte, ist das wie ein Hobby. Er kann sich die Arbeit so einteilen wie er möchte und bleibt dabei intellektuell fit.

Ich kenne ein anderes Beispiel: an meiner Uni gab es ein paar ältere Gasthörer. Die älteste unter ihnen war eine 89 Jährige Dame. Sie konnte als sie jung war nicht studieren. Jetzt, nachdem sie in den Ruhestand kam, nutzte sie die Zeit um wie sie selbst immer sagte "nicht dumm zu sterben". Sie hat ihr Abitur nachgeholt und verfolgt nun so gut sie kann die Vorlesungen in den Fächern Geschichte und Philosophie. Sie interessiert sich für die Erkenntnisse die es inzwischen gibt und ich muss sagen.... die Uni-Besuche scheinen ihr unglaublich gut zu tun. Sie ist für ihr Alter sehr fit und kann laut Studenten welche diese Fächer belegt haben, es locker mit jedem unter ihnen aufnehmen.

Ich weiß jetzt nicht ob ich dafür gemacht werde, aber wenn jemand Spaß daran hat, denke ich, dass es gegen eine solche Ruhestandbeschäftigung absolut nichts einzuwenden gibt. Die Menschen die das schaffen, so wie die Frau in meinem Beispiel, haben meinen größten Respekt für ihre Leistung. Ich bewundere, dass sie sich zutrauen und umsetzen, was viele junge Menschen nicht schaffen.

Ich habe definitiv kein Interesse daran meine Abschlussarbeit in der Rente nochmals für mich selbst zu überarbeiten. Das habe ich bereits getan bevor ich diese Abgegeben habe und wenn sich bis dahin etwas ändert, dann ist diese doch noch lange nicht falsch. Denn nach dem Kenntnisstand von dieser Zeit ist diese nach wie vor korrekt und ich wüsste auch nicht was ich davon haben soll diese in 30 Jahren nochmals anzupassen.

Wenn ich schon so viel Zeit und Langweile hätte, dann würde ich mir einfach etwas anderes als Beschäftigung suchen. Denn was spricht denn dagegen auch als Rentner noch einen kleinen Job zu machen wenn es gesundheitlich geht und ansonsten einfach die Zeit für andere Dinge zu widmen für die man vorher nie Zeit hatte. Dauerhaft nur meinen Hobby nachzugehen würde mich auch langweilen von daher würde ich mir etwas anderes suchen als Aufgabe und meine Abschlussarbeit komplett in Ruhe lassen. Aber da kann ja jeder machen was er möchte.