Mit dem Chef über eigenes Gehalt verhandeln?

Ich höre immer wieder davon, dass Leute ihren Chef nach einer Gehaltserhöhung fragen. Wenn diese zu hoch ist und der Chef nicht damit einverstanden ist, aber grundsätzlich dazu bereit ist, das Gehalt zu erhöhen, dann ist Verhandlungsspielraum vorhanden. Ich habe selbst jedoch gar keine Erfahrung damit.

Habt ihr schon einmal mit eurem Chef über euer Gehalt verhandelt? Wann ist denn der beste Zeitpunkt dafür und wie lange sollte man da schon arbeiten? Was ist, wenn die Kollegen alle gleich viel verdienen, wie man selbst? Kann man da überhaupt über das Gehalt verhandeln? Wie reagiert man, wenn man direkt eine Absage bekommt und der Chef nicht diskutieren möchte?

Probieren kann man es sicherlich immer, aber gerade am Anfang würde ich erst mal Leistung zeigen und abwarten bis man sich unersetzlich gemacht hat oder es zumindest so empfindet, weil ja jeder ersetzt werden kann. Dann würde ich meinen Chef an einem Tag fragen, an dem er nicht viele Termine hat und vor allem auch gute Laune hat. Dann ist er sicherlich zugänglicher. Gemacht habe ich das aber auch noch nicht.

Man muss es ganz klar differenzieren, nicht in jedem Beruf und in jeder Sparte kann man überhaupt darüber verhandeln. Wer in einen entsprechenden Tarifvertrag gebunden ist, der hat kaum Chancen seine eigenen Gehaltsvorstellungen vor seinem Chef zu verhandeln damit er am Ende mehr drauf zahlt. Dafür muss man dann schon sehr gute Argumente in der Hand haben die sich auch beweisen lassen und dann sind es doch eher Bonuszahlungen anstatt eine Gehaltssteigerung an sich die jeden Monat zum tragen kommt.

Bislang war ich in solchen Sparten eingebunden und wenn ich auf die Idee gekommen wäre nach einem monatlichen Gehaltsanstieg zu fragen und darüber zu Verhandeln, dann wäre ich mit einem Lachen aus dem Büro geworfen worden und sollte erst einmal in der Realität ankommen. Bonuszahlungen konnte man jederzeit verhandeln, wenn z.B. eine neue Maßnahme zum Ziel geführt hat, dass das Unternehmen sparen konnte konnte man ohne Probleme einen Bonus aushandeln und das habe ich auch gerne und oft gemacht.

Jetzt bin ich im Beamtenähnlichen Verhältnis, dort kann ich auch nicht einfach losziehen zu meinem Kompaniechef und mein Gehalt neu verhandeln. Auch dort würde ich wohl eher ausgelacht werden und darauf verwiesen werden, dass dafür ganz andere Stellen zuständig sind. Einfach deren Büros stürmen und es dort individuell verhandeln ist nicht drinnen, denn es gilt für alle die gleiche Besoldung ohne wenn und aber. Wer meint mehr verdienen zu wollen, der muss sich einen Job in der freien Wirtschaft suchen bei denen es keine festen Rahmenverträge gibt.

Aber allgemein es gibt keinen guten und es gibt keinen schlechten Zeitpunkt. Ich finde man sollte dafür einen Termin mit dem Chef ausmachen und nicht einfach überraschend im Büro stehen. Denn solch eine Verhandlung ist nicht in 5 Minuten abgeschlossen und jede Seite braucht Vorbereitung. So wird der Chef in einem größeren Unternehmen sich schon die Personalakte kommen lassen und auch die Beurteilungen vorher durchlesen wollen um auch zu sehen, ob der Mitarbeiter es Wert ist mehr zu verdienen als andere.

Auch selbst sollte man sich genau überlegen was man möchte und wie man seinen Standpunkt klar macht. Einfach nur mit einer Forderung ankommen kann jeder, die Kunst ist es hinterher das auch zu begründen wieso man das bekommen sollte anhand von Fakten die nicht vom Tisch zu weisen sind. Alleinige Behauptungen ohne Nachweis reichen dafür halt nicht aus.

Auf so eine Idee wäre ich bisher noch nicht gekommen. Mir geht es da wie Sorae. Ich war bisher ausschließlich in Beschäftigungsverhältnissen angestellt, wo das Gehalt an einen Tarifvertrag gebunden war und ich somit gar keinen Handlungsspielraum hatte. Das stört mich auch nicht sonderlich, sonst wäre ich in die freie Wirtschaft gegangen.

Direkt verhandeln musste ich mein Gehalt noch nicht. Es hat eigentlich immer gereicht, meine Arbeit nach meinen Möglichkeiten zu erledigen, um regelmäßige Gehaltssteigerungen zu bekommen. Gerade in den ersten Jahren nach Abschluss ist das in meinem Fach aber auch normal.

Irgendwann erreicht man allerdings ein Level, bei dem man nur noch in einer Position mit Führungsverantwortung eine Gehaltssteigerung erreichen kann. Diesen Punkt werde ich nach der nächsten Erhöhung, die für nächstes Jahr eingeplant ist, wohl erreicht haben.

Einen solchen Schritt kann ich aktuell nur noch durch einen Jobwechsel erreichen. Allerdings habe ich auch wenig Interesse an einer solchen Position, da das deutlich schlechtere Arbeitszeiten bedeuten würde und mir die dazugehörigen Aufgaben nicht liegen würden.

Für mich besteht also nicht mehr die Möglichkeit, ein höheres Gehalt zu verhandeln. Lediglich ein Inflationsausgleich wäre möglich. Aber das ist auch nicht schlimm, da ich mit meinem aktuellen Einkommen mehr als zufrieden sein kann.

Warum sollte man nicht verhandeln können, wenn man in einem Wirtschaftsunternehmen nach Tarifvertrag bezahlt wird? Die Bezahlung nach Tarif ist das Mindeste, aber prinzipiell ist eine Bezahlung über Tarif möglich. Wobei es da nicht immer Geld sein muss. Denn es gibt genügend andere Dinge, die sich auch auszahlen.

Was das ist, das ist natürlich je nach Job sehr unterschiedlich. Es kann der Firmenwagen sein, der unterm Strich trotz versteuertem geldwertem Vorteil ein Plus beschert. Ein kostenfreier Parkplatz in der Innenstadt ist auch nicht zu verachten. Eine Reduzierung der Arbeitszeit, mehr Urlaub, eine bestimmte Weiterbildung sind auch drin. Eine steuerfreie Beteiligung an den Kosten der Kinderbetreuung ist drin.

Mit letzterer Variante kann man sogar Minijobs extrem aufwerten. 450 Euro für die Arbeit plus 200 Euro für den Kindergarten sind effektiv 650 Euro für den gleichen Job. Oder man verhandelt über seine regelmäßige Arbeitsstätte und holt so Reisekosten raus. Es gibt so viele Möglichkeiten, da kann man einmal pro Jahr aufschlagen und verhandeln.