Berufswunsch des Kindes ausreden?

vom 03.03.2015, 21:54 Uhr

Meine Schwester ist noch ein ganzes Stück jünger als ich und ändert permanent ihre Berufswünsche. Vor einem halben Jahr war es noch Bäcker, jetzt möchte sie Fingernägel designen obwohl ich mir nicht einmal sicher bin, ob es den Beruf wirklich gibt.

Sie ändert ihren Berufswunsch wirklich nach Belieben. Immer wenn sie ein neues Hobby hat, was sie eine Zeit betreibt, dann möchte sie das direkt zu ihrem Beruf machen. Da sie allerdings auch immer wieder neue Dinge ausprobiert, ändern sich diese Wünsche eben immer wieder.

Meine Mutter ist mit ihrem derzeitigen Wunsch Nägel zu designen überhaupt nicht einverstanden, weil meine Schwester sich nicht ganz darüber im Klaren ist, was sie genau da machen muss und wie viel sie am Ende nur verdienen wird. Sie redet ihr da dennoch nicht rein und wartet einfach, bis sie ihren Berufswunsch wieder ändert. Sie hat ja auch noch ein bisschen Zeit um sie zu entscheiden.

Habt ihr da euren Kindern reingeredet, oder sie auch einfach träumen lassen? Selbst dann, wenn ihr wusstet, dass der Berufswunsch aus irgendwelchen Gründen völlig unrealistisch ist? Ändern sich die Berufswünsche eurer Kinder oft, oder wie war es bei euch selbst? Hattet ihr auch viele Berufswünsche, bei denen ihr jetzt froh seid, sie jetzt nicht auszuführen?

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe das Problem gerade mit meiner Nichte. Allerdings ändert sie ihren Berufswunsch kein bisschen, obwohl er abwägig ist und zudem ist sie gerade im letzten Schuljahr. Sie hat also keine Zeit mehr. Sie möchte unbedingt Fotografin werden. Wobei ich da so gut wie keine Chancen sehe. Wir haben auch vor drei Wochen über zehn Bewerbungen rausgeschickt (mehr Möglichkeiten sich zu bewerben gab es gar nicht) und bisher keine Antwort bekommen.

Ich habe angesichts der Aussichtslosigkeit definitiv versucht, es ihr auszureden. Ich habe ihr klargemacht, wie gering die Chancen sind und was alles dagegenspricht. Aber da war absolut nichts zu machen. Sie hat darauf bestanden und gegen den Versuch hatte ich natürlich auch nichts. Aber jetzt finden wir auch keinen Alternativberuf, den sie sich auch nur annähernd vorstellen könnte.

In eurem Fall würde ich aber auch nicht groß auf deine Schwester einreden. Wenn sie ihren Berufswunsch so oft ändert, muss man ja wirklich nur abwarten. Wenn sie in der letzten Klasse ist, muss man dann allerdings mal ernsthaft darüber reden. Hilfreich ist es, dann wirklich Fakten in der Hand zu haben. Mit Sätzen wie "ich weiß gar nicht, ob das wirklich ein Beruf ist" kommt man dann nicht weit.

Die Agentur für Arbeit hat wirklich eine ganz gute Seite, auf der alle Berufe und die Voraussetzungen, Ausbildungssituation und Chancen aufgelistet sind. Wenn man da kurz nachschaut, kann man deiner Schwester klipp und klar sagen, was auf sie zukommt und dann kann sie eine fundiertere Entscheidung treffen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Meine Töchter haben zwar noch Zeit, aber ich habe da auch schon bei einem Berufswunsch mein komplettes Veto eingelegt. Da ging es um Kindergärtnerin und ich habe es oft genug erlebt, was sich da Erzieherinnen alles anhören müssen und zu welchen Diskussionen das ausarten kann. Vor allem unter dem Aspekt, dass der Anteil an Geringverdienern oder eben Empfängern von Sozialleistungen in manchen Gegenden stetig steigt. Und gerade diese Eltern sind dann gern bereit Ärger zu machen, weil sie sich benachteiligt sehen.

Bei anderen Berufswünschen versuche ich allerdings nur aufzuklären, was auf sie zukommt. Neulich kam zum Beispiel die Frage nach einem Jurastudium. Da habe ich eben nachgesehen, wie lange die Regelstudienzeit ist, wo man es studieren kann und aus meiner Sicht die Fachrichtungen genannt, die die meisten Möglichkeiten bieten.

Allerdings sehe ich Nageldesignerin nicht unbedingt als Beruf an. Das kann jeder in einem Wochenendkurs lernen und die Geschäfte dazu sieht man an jeder Ecke. Dazu würde ich sogar behaupten, dass diese Mode langsam wieder Rückläufig ist und wenn man dann ein Geschäft neu aufziehen will, wird man wohl kaum gegen bestehende Geschäfte mit ihrer Stammkundschaft ankommen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich habe lange keine Ahnung gehabt, was ich beruflich machen möchte und selbst in der 10. Klasse wusste ich das noch nicht. Da muss man ja von der Schule aus solche Praktika machen und da wusste ich nur, dass ich das, was ich im Praktikum gemacht habe, nicht machen wollte, aber nicht mehr.

Dann hatte ich mir verschiedene Studienrichtungen ausgeguckt. Ich hatte etwa mal den Plan Soziologie oder Politologie zu studieren, weil mich der Gemeinschaftskundeunterricht in der Schule immer sehr interessiert hat. Aber ich bin sehr froh, dass ich dann doch etwas "Sinnvolles" studiert habe, denn mit diesen Fächern hätte es jobmäßig schlecht ausgesehen.

Daher denke ich, dass es manchmal sinnvoll ist, anderen in die Berufsplanung hineinzureden, dass sich aber Wünsche in jungen Jahren schnell mal wieder ändern können. Wichtig ist, dass man dann, wenn es ernst wird, das Richtige wählt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe im Februar ein Baby bekommen, mit Berufswünschen muss er sich also zum Glück noch nicht umher schlagen, aber er darf generell das machen, was er machen möchte. Selbst, wenn ich damit nichts anfangen kann ist es mir wichtig, dass er für sich glücklich ist. Natürlich muss man sich da auch mal zurücknehmen und seine Gedanken ab und zu für sich behalten, aber ich finde, dass es wichtig ist einfach glücklich zu sein.

Wobei ich meinem Sohn immer beratend zur Seite stehen würde, wenn er mich braucht. Er kann mich jederzeit fragen und ich werde meine Bedenken schon auch äußern, wenn ich es auch nicht angreifend gestalten möchte. Es ist sicherlich wichtig jeden Wunsch, auch wenn er noch so albern ist, erst mal Ernst zu nehmen und das Kind Ernst zu nehmen.

Wenn er einen Wunsch äußert, dann würde ich ihm erst mal ein Praktikum verschaffen, schauen, dass er da mal hineinschnuppern kann und vielleicht dann auch sieht ob es etwas ist oder eben nicht. Wenn er dann ständig seine Meinung ändert, ist es eben so.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich selbst habe auch einen Sohn der noch zu jung ist, als das er sich mit Berufswünschen wirklich ernsthaft befassen würde. Sicherlich ist man als Kind etwas naiver und stellt sich alles toll dar als es hinterher auch der Fall ist. Aber es gibt definitiv Berufe die ich ihm ausreden werde und ihn nicht in diesen Sumpf lassen werde.

Dazu gehört die komplette soziale Schiene, in der man einfach nur körperlich und menschlich ausgebeutet wird für einen Hungerlohn der am Ende nicht einmal dazu reicht, dass man eine eigene Familie ernähren kann. Das Thema habe ich selbst durch und daher weiß ich auch wovon ich spreche, denn ich möchte meinem Kind es ersparen, dass er zwei oder drei Jobs braucht nur damit das Geld am Ende des Monats noch reicht.

Ansonsten hat er eigentlich freie Wahl und ich denke auch, dass man Unterstützen sollte aber nicht um jeden Preis. Wenn es also keine Ausbildungsstellen gibt oder hinterher die Chance auf eine Stelle bei Null ist, wieso dann die Zeit vom Kind verschwenden mit einer entsprechenden Ausbildung die nie zum tragen kommt? Das ist dann doch nur ein greifen nach den Sternen ohne wirkliche Perspektive.

Mir selbst wurde auch jeder Berufswunsch abgesprochen den ich hatte und ich bin einfach dazu übergegangen meinen Eltern nichts mehr zu sagen sondern es einfach zu machen. Hätten sie damals direkt zugestimmt, dass ich zur Bundeswehr als Soldat auf Zeit gehe, dann hätte ich mir viel Zeit die ich zwischen drinnen versemmelt habe ersparen können.

Heute bin ich bei diesem Laden und es ist, wie ich es mir immer vorgestellt habe, gut bezahlt, nettes Arbeitsklima und auch Dinge die mich wirklich interessieren schon seit sehr langem. Das hatte ich in meinen vorherigen Jobs jedenfalls nicht und ich bereue meine Ausbildung zum Rettungsassistenten und die Jahrelange Schufterei in dieser Brotlosen Kunst doch wirklich, einfach weil es 12 Jahre verschwendete Zeit in meinen Augen sind.

Es hat weder finanziell genug abgeworfen noch mir etwas in meinem Leben gebracht. Auch hinterher im Alter bei der Rente macht sich das deutlich bemerkbar, da einfach nichts bei herum kommt. Auch das sind Dinge die man einfach nicht außer acht lassen sollte, gerade weil es unsere Generation betrifft mit der erneuten vollen Besteuerung der gesetzlichen Rente ab 2040. Somit betrifft das nicht nur mich im vollen Umfang sondern auch meinen Sohn, denn wenn das in Kraft tritt ist er ungefähr im selben Alter wie ich heute.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich sehe das Thema Berufswunsch relativ locker, und glaube nicht, dass es nötig ist, beispielsweise einer Grundschülerin, die gern Astronautin oder was auch immer werden möchte, von Vornherein knallhart klar zu machen, dass sie sich diesen Traum abschminken kann. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass man als Elternteil irgendwann nervös wird, wenn der Sprössling kurz vor dem Schulabschluss immer noch Zirkusclown oder Fußballprofi werden will, dafür aber nicht in der passenden Kaderschmiede gelandet ist.

Dennoch bin ich prinzipiell der Ansicht, dass die Zeiten, in denen man sich mit 16 für einen Beruf entschieden und diesen dann bis zur Rente ausgeübt hat, sowieso vorbei sind. Vielleicht bin ich als Akademikerin hier etwas privilegiert, aber in meinen Augen ist es natürlich wichtig, dass man einen möglichst guten Schulabschluss und zumindest irgendeine Form der Lehre, Ausbildung oder sonstigen Qualifikation anstrebt, sprich nicht den nächstbesten ungelernten Job annimmt, um irgendwie an Geld zu kommen.

Und natürlich ist es nicht völlig egal, ob man eine Lehre als Konditorin oder Bestatterin anfängt, aber in meinen Augen gibt es heutzutage so viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden, Abschlüsse nachzuholen, zu studieren, sich selbständig zu machen oder als Quereinsteiger in einem Job zu landen, der absolut nichts mit der Ausbildung zu tun hat, dass ich nicht der Meinung bin, dass man sich schon nach dem Schulabschluss für ewig die Zukunft versaut, wenn man einen wenig praktikablen "Traumjob" verfolgt. Nur sollte man zumindest irgendeinen Plan haben und nicht darauf warten, dass einem die Karriere in den Schoß fällt.

Zudem reagieren viele Teenager ziemlich bockig auf aggressives oder panisches "Ausreden" ihrer Altvorderen, die ihnen in dem Alter sowieso nichts zu sagen haben und sie sowieso nicht verstehen. Oder ticken die heutigen Heranwachsenden etwa anders? Man kann natürlich beratend tätig werden und die Vor- und Nachteile diverser Professionen überdeutlich herausarbeiten, aber wirklich verhindern kann man einen Berufswunsch wohl nur, wenn man dem Nachwuchs den Geldhahn zudreht, bis er oder sie brav in Vaters Fußstapfen tritt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Warum sollte man ihr den Berufswunsch ausreden, wenn sie ihn sowieso noch permanent ändert? Ich weiß ja nicht, wie lange sie noch Zeit hat, um etwas zu finden, aber es klingt ja so, als hätte sie noch ein bisschen Zeit.

Ansonsten finde ich das Ausreden des Berufswunsches als den falschen Weg. Zum einen neigen Kinder dann gern dazu, genau das zu tun, was die Eltern nicht wollen. Wenn jemand sagt, dass man das nicht machen kann, dann macht man es oft. Vor allem dann, wenn man gerade fertig mit der Schule ist.

Desweiteren kann man dem Kind ja eher die Vor- und Nachteile aufzeigen und wenn es nun einmal mehr Nachteile gibt, dann wird es das Kind sicherlich einsehen. Wer möchte schon, dass man viel arbeiten muss und dafür weniger Geld bekommt? Und bei manchen Berufsgruppen ist genau das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Fall. Sicherlich gibt es auch Ausnahmen, aber Berufsanfänger gehören da nicht dazu und das wäre sie nun einmal die erste Zeit.

Gewisse Berufswünsche würde ich meinem Kind vielleicht auch ausreden, aber als Eltern muss man sich dann auch darüber im Klaren sein, dass es das Leben des Kindes ist und das das Kind mit dem Job glücklich sein muss und nicht man selbst. Dafür hatte man ja eine eigene Wahl und man hat das entweder erreicht oder eben nicht.

Letzten Endes sind viele Berufsgruppen wichtig, welche ich selber niemals erlernen wollen würde und mir das auch für mein Kind nicht wünsche. Aber so lange es nicht so etwas Überflüssiges, wie zum Beispiel das Nägel machen ist, würde ich mein Kind unterstützen. Aber Nageldesigner braucht man einfach wirklich nicht. Bei Bäcker oder Fleischer sieht das schon etwas anders aus.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


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