Eltern von Umzug überzeugen, da die Wohnung in dritter Etage
Die Eltern einer Freundin wohnen in einem Mehrfamilienhaus im dritten Stockwerk ohne Aufzug. Beide sind über 70 Jahre alt. Der Vater meiner Freundin ist schon seit einem Jahr nicht mehr vor die Tür gekommen außer auf dem Balkon. Denn er schafft es nicht mehr die Treppen bis zur dritten Etage hoch zu kommen. Herunter geht es noch, aber dann braucht er fast eine Stunde um die Treppen wieder hoch zu gehen.
Die Eltern meiner Freundin wollen aber unbedingt in der Wohnung bleiben. Die Nachbarn sind auch teilweise sehr nett und kaufen für sie ein. Aber meine Freundin möchte gerne, dass sie in ihre Nähe ziehen und dann eben in eine altengerechte Wohnung oder zumindest in eine Erdgeschosswohnung oder eine Wohnung mit Aufzug.
Wie kann man alte Menschen überzeugen, dass ein Umzug gut ist? Meine Freundin hat es schon versucht "schmackhaft" zu verpacken, dass sie die Enkelkinder öfters sehen und dass sie dann auch wieder raus kommen. Aber die Antwort von den Eltern ist dann ziemlich traurig und deprimiert, dass man einen alten Baum nicht verpflanzt. Was würdet ihr als Kind machen, damit es den Eltern besser geht?
Zwingen kann man die Eltern nicht und wenn sie nicht wollen, muss man das akzeptieren. Ich würde vielleicht schauen, dass man beide Mal am Wochenende, wenn man Zeit hat bespaßt und sie wohin fährt, damit sie noch etwas sehen können.
Ich würde ihnen aber noch mal ganz klar machen, dass sie dadurch keinen Nachteil haben, wenn sie in so eine Wohnung ziehen. Gut kommt dann immer an, wenn man Beispiele nennen kann von Leuten, die sie kennen und die auch in altersgerechten Wohnungen wohnen.
Ich würde aber auch ganz klar sagen, dass man Angst hat, dass den beiden etwas passieren könnte und sie dann nicht mehr hochkommen. Diese Angst würde ich noch mal thematisieren und dass es einem eben nicht darum geht sie zu bevormunden, sondern es um ihre Gesundheit, ihr Wohl geht. Man kann es nur mit reden versuchen, wenn das nicht klappt, muss man damit leider leben.
Ich kenne selber auch so Fälle. So kenne ich ein älteres Ehepaar, die beide nicht ausziehen wollen, beide kaum noch in ihrer Wohnung laufen können, aber im Dachgeschoss ohne Aufzug leben. Sie haben seit vielen Jahren die Wohnung nicht mehr verlassen und wollen das auch nicht, weil sie die Einkäufe von der Verwandtschaft gebracht bekommen. Ich finde das traurig, aber wenn sie es so wollen, dann muss man es akzeptieren.
Ramones hat geschrieben:Zwingen kann man die Eltern nicht und wenn sie nicht wollen, muss man das akzeptieren. Ich würde vielleicht schauen, dass man beide Mal am Wochenende, wenn man Zeit hat bespaßt und sie wohin fährt, damit sie noch etwas sehen können.
Bei allem Respekt, aber wie soll man das bitte umsetzen, wenn der Mann Probleme hat, die Treppe zu gehen und es keinen Fahrstuhl gibt? Wie soll man so jemanden trotzdem überall hin kutschieren und bespaßen, wenn er deswegen offensichtlich nicht die Wohnung verlassen möchte? Diese Argumentation hinkt doch gewaltig.
Also wenn das meine Eltern wären, würde ich da genauer nachbohren und den ultimativen Grund gegen den Umzug erfahren wollen. Das Argument "einen alten Baum verpflanzt man nicht" würde bei mir gar nicht ziehen. Es muss doch einen tieferen Grund haben. So könnte es ja sein, dass die beiden befürchten, den Umzug alleine stemmen zu müssen und wenn das Treppen laufen schon so schwer fällt, wird es umso schwerer, wenn man mit Kisten beladen die Treppen laufen muss. Außerdem hat man für einen Umzug auch nicht ewig Zeit wegen Kündigungsfrist der alten Wohnung etc. Vielleicht haben die beiden Angst, alles komplett alleine stemmen zu müssen.
Oder, was auch sein kann ist, dass die beiden Angst haben zu vereinsamen, wenn sie in einer Wohnung im Erdgeschoss leben würden und dann alleine klarkommen müssten. Denn jetzt - wenn ich das richtig verstehe - kümmern sich ja Nachbarn, Angehörige etc., erledigen für die beiden Einkäufe und bringen ihnen alles, was sie zum Leben brauchen. Sie haben also regelmäßigen Kontakt zu anderen Menschen und jemanden, der sich freiwillig um sie kümmern möchte. Das würde unter Umständen wegfallen und vielleicht haben sie dann Angst, das sich überhaupt niemand mehr für sie interessiert.
Sollten das tatsächlich die Hauptgründe sein, kann man doch entsprechend vorbeugen in dem man sie trotzdem regelmäßig besuchen fährt oder ihnen beim Umzug hilft, dass die beiden gar nichts weiter tun müssen. Ich finde, wenn man die Ursache eines Problems herausgefunden hat, dann ist das Problem schon halb gelöst. Jetzt muss man eben nur noch so tief nachbohren, bis man den Kern des Problems gefunden hat, das ist die eigentliche Herausforderung.
Dass man einen alten Baum nicht verpflanzt, das ist das wichtigste Argument überhaupt, Täubchen. Denn wenn Senioren umziehen, dann geht das sehr oft nicht gut. Dann tritt durch die neue Umgebung beispielsweise sehr oft eine kognitive Leistungsminderung deutlich zu Tage.
Viele Menschen, die in der gewohnten Umgebung gut allein zurecht kommen, benötigen in der neuen Wohnung schnell Hilfe und Betreuung und landen zeitnah im Heim, obwohl das ohne Umzug gar nicht nötig gewesen wäre. Dazu steigt die Gefahr von Stürzen, die in hohem Alter oft unweigerlich einen Pflegefall schaffen.
Wenn Senioren mit Einschränkungen und wenig Hilfe allein leben können und nicht umziehen wollen, dann sollte man sie tunlichst so lange wie möglich in der Wohnung lassen. Ansonsten macht man es meist schlimmer, beschleunigt den Alterungsprozess und nimmt den Betroffenen Lebensqualität.
cooper75 hat geschrieben:Denn wenn Senioren umziehen, dann geht das sehr oft nicht gut. Dann tritt durch die neue Umgebung beispielsweise sehr oft eine kognitive Leistungsminderung deutlich zu Tage.
Das kann gut sein, das war mir vorher gar nicht bewusst. Ich finde das schon krass, wenn die Gesundheit und Orientierung so absacken würde. Ist das dann nur wegen dem inneren Stress oder wie? Ich habe vorher noch nie etwas von diesem Phänomen gehört, was aber auch damit zu tun haben könnte, dass ich keine Senioren kenne, die in dem Alter noch umgezogen sind.
Wenn die Eltern nicht wollen und soweit auch in ihrer Wohnung noch alleine zurecht kommen, wieso sollte man sie dann krampfhaft in einer andere Wohnung verfrachten? Neue Wohnungen im Alter für Senioren sind gar nicht so ohne, cooper hat es bereits erwähnt. Dort kann man dann schnell einen Pflegefall schaffen der alleine nicht mehr zurecht kommt, während es in der alten Wohnung noch geklappt hat. Denn die Umstellung auf etwas neues fällt im Alter deutlich schwerer, als wenn man noch jünger ist.
Und nur weil die beiden die Treppen nicht mehr rauf und runter kommen muss es noch lange nicht bedeuten, dass sie damit unglücklich sind. Immerhin scheint sonst alles geklärt zu sein, dass die Verwandtschaft für sie einkauft und sie gar nicht vor die Tür müssen zwangsläufig. Es gibt genug jüngere Menschen die ihren Hintern auch nicht vor die Tür bewegen und diese wären durchaus in der Lage eine Treppe in den 3. Stock noch zu meistern.
Ich würde es einfach dabei belassen und nicht mit Überredungsversuchen und sonstigen Aktionen versuchen. Wenn die Eltern damit zufrieden sind und sich für die anderen logistischen Dinge eine Lösung finden lässt, z.B. das die Einkäufe von Nachbarn oder den Kindern übernommen werden, wieso dann zum umziehen bewegen? Muss der Mann zum Arzt, dann kann man immer noch ein Krankentransportwagen bestellen die die Treppe rauf und runter tragen oder ein entsprechendes Liegendtaxi. Das Problem ist nun nicht gegeben, wenn man wirklich vor die Tür muss, dass es nicht auch dafür eine Lösung gibt.
Täubchen hat geschrieben: Bei allem Respekt, aber wie soll man das bitte umsetzen, wenn der Mann Probleme hat, die Treppe zu gehen und es keinen Fahrstuhl gibt? Wie soll man so jemanden trotzdem überall hin kutschieren und bespaßen, wenn er deswegen offensichtlich nicht die Wohnung verlassen möchte? Diese Argumentation hinkt doch gewaltig.
Wenn er nun noch in der Wohnung läuft, wird das auch nicht lange halten und so lange er noch runterkommt, kann man so etwas schon machen. Hochwarts hat man ja Zeit und vielleicht kann man ihm da auch ein bisschen helfen, damit es leichter geht. Wenn man aber ein Mal in der Woche so einen Ausflug macht bringt ihm das vielleicht den Anreiz doch noch mal darüber nachzudenken vielleicht umzuziehen.
Draußen kann man ja durchaus auch mit Laufhilfen arbeiten, wenn es nicht anders geht, aber wenn er nur noch in der Wohnung ist, wird das mit dem Laufen sicherlich nicht besser. Mit bespaßen meine ich auch nur, dass man vielleicht mal einen Kaffee trinken geht, einen Kuchen ist und das in netter Umgebung. Da muss er sich ja nicht anstrengen und wenn er wirklich gar nicht mehr richtig laufen kann, muss man eh einen Rollstuhl oder ähnliches besorgen.
Ich kannte auch eine Seniorin, die Angst hatte, dass die ihre Wohnung verlassen müsste, als das Haus verkauft wurde. Aber sie konnte dann dort wohnen bleiben. Die Wohnung dunkel und feucht und es roch immer muffig und schimmelte auch an den Wänden. Aber die Frau war 84 und wollte in ihrem Alter nicht mehr woanders hinziehen. Wir konnten das auch gut verstehen, dort kam sie alleine zurecht und konnte jeder Zeit spazieren gehen und hatte auch gute Kontakte zu Nachbarn.
Indem Zusammenhang fiel dann auch häufiger der Satz: Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Ich denke auch, dass man den älteren Leuten dann nur ihren Willen lassen kann. Ich würde dann als Tochter eben versuchen, meine Eltern häufiger zu besuchen und ihnen auch Einkäufe mitzubringen und eben gewisse Sachen abzunehmen. Ich denke, dass ihre Eltern glücklicher sind, wenn sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, in der sie sich auch wohlfühlen.
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