Wie aus der Kirche austreten, wenn man nie Mitglied war?
Mir ist bewusst, dass die Überschrift wahrscheinlich ein wenig schizophren klingt. Es geht hier um meinen Bekannten A. Er ist Moslem und ist als Kind nach Deutschland gekommen. Seine Eltern haben ihn damals als evangelisch eintragen lassen, wobei dann bei ihm später die Kirchensteuer vom Lohn abgezogen wurde. Ich weiß jetzt nicht, warum das so gemacht wurde, also ob da irgendeine Sprachbarriere war und daraus eben ein Missverständnis resultierte oder ob das ganz bewusst so war.
Jedenfalls hat A jetzt 5 Jahre Kirchensteuer gezahlt, obwohl er das gar nicht musste. Jetzt will er sich von dieser Pflicht lossagen, weiß aber gar nicht wie er das anstellen soll. Normalerweise muss man in unserem Bundesland zum Amtsgericht hin und sich da austragen lassen und man muss auch das Stammbuch und die Taufurkunde vorlegen, was ja hier nicht der Fall ist. Außerdem kostet das hier eine Gebühr. Aber wie ist das eigentlich bei diesem konkreten Fall, wenn man aus der Kirche austreten möchte, auch wenn man nie wirklich Mitglied war?
Er ist doch Mitglied, denn seine Eltern haben ihn eintragen lassen. Das reicht vollkommen aus und Unterlagen wie die Taufurkunde braucht man auch nicht, denn nicht jeder der in der Kirche ist ist auch getauft. Normalerweise reicht dafür der einfache Personalausweis aus, damit man die Austragung machen kann. Das ganze kann man bei dem Bürgerbüro, Standesamt oder auch Kirchenamt machen lassen und muss nicht extra zum Amtsgericht dackeln.
Allerdings kostet der Austritt etwas, was von Kommune zu Kommune unterschiedlich viel ist. Ich habe für meine Austritt 50 Euro bezahlen müssen, dass ganze war binnen 5 Minuten erledigt und zwei Unterschriften. Außer dem Personalausweis musste ich nichts vorlegen und erledigt habe ich das ganze auf dem Rathaus. Welches Bundesland nun fordert, dass man dafür zum Amtsgericht rennt ist mir nicht bekannt, weder Bayern, Hessen noch Baden Württemberg fordert das ein, denn in diesen Bundesländern sind bereits andere Familienmitglieder aus der Kirche ausgetreten und dort lief es auch nicht anders ab als bei mir.
Gut, Logik und Bürokratie widersprechen sich gern mal, aber wenn man Kirchensteuer zahlt, ist man Mitglied der Kirche, und getauft muss man irgendwann mal worden sein, sonst gilt's nicht nach den Regeln der anerkannten christlichen Menschenfischer. Ob man nur "zahlendes" Mitglied ist oder wirklich mitgemacht hat, interessiert rein von der Steuer her keinen Menschen.
Deswegen müsste es mit dem Austritt eigentlich genauso klappen wie mit allen anderen Leuten auch, die keine Kirchensteuer mehr zahlen möchten. Allerdings wundert mich auch, wie jemand einerseits getauft, andererseits Moslem sein kann. Hat die islamische Glaubenslehre damit gar kein Problem? Ich dachte immer, die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften schauen schon genau drauf, dass sich nicht alles vermischt. Jedenfalls scheint der Bekannte A ein ziemlich verschwurbeltes Verhältnis zu mindestens zwei unterschiedlichen Religionen zu haben.
Gerbera hat geschrieben:..., aber wenn man Kirchensteuer zahlt, ist man Mitglied der Kirche, und getauft muss man irgendwann mal worden sein, sonst gilt's nicht nach den Regeln der anerkannten christlichen Menschenfischer.
Nur weil man Kirchensteuer gezahlt hat, muss man nicht getauft worden sein. Die Kirche nimmt auch dankend die Steuer von nicht getauften Personen. Bei mir ist irgendwann mal ein Kreuz irgendwo falsch gesetzt worden und plötzlich musste ich auch Kirchensteuer zahlen. Ich habe es auch erst später gemerkt. Von Seiten der Kirche bin ich nie darauf aufmerksam gemacht worden, dass ich gar nicht hätte zahlen müssen, weil ich auch nicht getauft oder konfirmiert worden bin.
Ich bin auch zur Gemeindeverwaltung gegangen, wobei ich nicht mehr genau weiß, welche Abteilung es war, und habe mich wieder austragen lassen. Dass ich nie ein Mitglied der Kirche war, hat keinen interessiert. Auch dort interessierte man sich mehr für das Geld, was ich für die Berichtigung da lassen musste.
So komisch muss das Verhältnis gar nicht sein. Als ich meinen ersten Personalausweis benötigt habe, war man gefälligst Mitglied in der Kirche Punkt! Folglich tippte der Beamte und murmelte "römisch-katholisch". Ich gebot ihm Einhalt, er folgerte messerscharf "evangelisch".
Ich verneinte. Da wollte er dann die Bescheinigung über den Austritt. Denn das könne gar nicht sein. Hartnäckigkeit und eine schriftliche Erklärung an Eides statt verhinderte damals die Eintragung der Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft.
Hätte ich nichts gesagt, wäre ich ohne Taufe vom Einwohnermeldeamt zur Katholikin erklärt worden und hätte natürlich Kirchensteuer zahlen müssen. Das geht schneller, als man gucken kann. Auch Arbeitgeber wollten mich immer mal wieder zuordnen, weil das eben so ist.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Welche Düfte verbindet ihr mit Sinnlichkeit? 524mal aufgerufen · 2 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Alltägliches
- Welche Düfte verbindet ihr mit Sinnlichkeit?
- Hat man nach der Schule einen großen Verlust an Freunden? 5872mal aufgerufen · 22 Antworten · Autor: Owlytic · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Alltägliches
- Hat man nach der Schule einen großen Verlust an Freunden?
- Pappteller statt normaler Teller 3682mal aufgerufen · 12 Antworten · Autor: Sippschaft · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Essen & Trinken
- Pappteller statt normaler Teller
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam? 1509mal aufgerufen · 17 Antworten · Autor: M. Mizere · Letzter Beitrag von Trisa
Forum: Essen & Trinken
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam?