Makrobiotische Küche und Ernährung

vom 04.12.2007, 20:16 Uhr

Die makrobiotische Küche boomt ja hierzulande und das Grundkonzept viel Gemüse und Reis und das weitestgehende Vermeiden von Süßigkeiten und Alkohol scheint ja perfekt in den aktuellen Wellness Trend der Gesundheitsfanatiker, Abstinenzler, Esoterikfreunde und Vegetarismus Fans zu passen.

Doch worum geht es in dieser Art von Küche und ist sie mehr als nur fernöstliche Philosophie? Nun in erster Linie ist man hier der Auffassung, dass jedes Lebensmittel über eine gewisse Menge von Energie verfügt, welche durch den Konsum in den Körper gelangt und dort entweder Unruhe auslöst oder zum inneren Gleichgewicht beiträgt. In der makrobiotischen Küche wird also versucht hier ein Ausgleich zu schaffen, also keine Unruhe zu stiften sondern das innere Gleichgewicht zu erhalten oder gar erst zu Schaffen. Hier steht Yin und Yang im Mittelpunkt - wobei Yin Lebensmittel als energiezerstreuend und Yang Lebensmittel als energiezusammenziehend wirken sollen.

So werden beispielsweise Eier oder rohes Fleisch als Yang Lebensmittel eingestuft - aber Alkohol, Drogen, weißer Zucke oder auch Medikamente als Yin Lebensmittel. Da diese laut makrobiotischer Ernährung dazu führen sollen, dass der Körper einen Bedarf nach einem extremen Ausgleich sucht, z. B. indem man Appetit auf Süßes oder Saures bekommt oder Stimmungsschwankungen, sollte man deren Konsum vermeiden. Jedoch ist sich hier die Lehre der Makrobiotik, wie viele esoterische Ansätze, nicht einig: Denn wo die einen Eier, Fleisch und Zucker noch erlauben und einen Ausgleich hierzu anstreben lehnen es andere Lehrweisen total ab, wie die Lehre von Georges Ohsawa, wo Eier, Fleisch, Zucker, Milchprodukte, übermäßiges Trinken und Nachtschattengewächse komplett tabu sind und nur eine Ernährung von Reis, Algen, Nüssen und einheimischen Obst erlaubt ist – sowie dass man nur dann Trinken soll, wenn man wirklich unter Durst leide, der Flüssigkeitsbedarf des Körpers werde laut Ohsawa über viele Suppen und die Ernährung abgedeckt.

Was so noch einfach klingt wird von vielen Ernährungswissenschaftlern aufs Gröbste kritisiert – denn diese sehen in der makrobiotischen Ernährung eine massive Mangelernährung und man sieht dieses „ursprüngliche und radikale Ernährungskonzept […] als Dauerkost ungeeignet“ an, so DGE-Sprecherin Antje Gahl. „Das muss man sehr, sehr kritisch sehen, da viel zu wenig Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen werden.“ So Ghal weiter. Vor allem Ohsawas Ansatz sollte stark hinterfragt werden, da es hier bei den empfohlenen Mengen an Kochsalz zu starken Kreislaufproblemen kommen kann.

Zudem ist diese Art der Ernährung maximal für experimentierwillige Erwachsene geeignet, da daraus bei Kindern aufgrund der Ernährung ein verlangsamtes Wachstum, mögliche Störungen in der Grobmotorik, eine deutlich verzögerte Sprachentwicklung oder ein erhöhtes Rachitis Risiko durch die mangelnde Vitaminzufuhr resultieren kann. Laut verschiedenen Köchen und Wissenschaftlern ist die makrobiotische Ernährung nach Ohsawa als zu einseitig und zu gefährlich einzustufen – jedoch werden auch die modernen Ansätze als zu energiearm und kalziumarm gewertet, was sich in einer Osteoporose niederschlagen kann. Klaus-Wilfried Meyer, Koch und Ernährungsberater im städtischen Klinikum sagt dazu: „Man muss die fehlenden Nährstoffe aus Milch- und Fleischprodukte ergänzen, weil diese Ernährungsform sonst längerfristig zu Problemen führen kann. […]Sonst sollte man die Finger davon lassen.“, denn nur wer ausreichend Kenntnisse über ernährungswissenschaftliche Aspekte habe sollte die makrobiotische Küche temporär, aber nicht dauerhaft, ausprobieren.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das ist ein sehr aufschlussreicher Artikel, den du da verfasst hast, zu einem Thema, das vor einiger Zeit bereits mein Interesse geweckt hat. Jedoch muss ich erneut zu dem Schluss gelangen, dass diese Ernährungsform mir nicht das bietet, was ich in Anbetracht des Aufwands erwarte. Ich denke, dass man mehr auf seinen Körper hören sollte. Der weiß bei einem gesunden Menschen am besten was man wann essen sollte.

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