Streit als Liebesbeweis interpretieren?

Es soll so genannte Drama-Paare geben, die Streit einfach brauchen. Sie brauchen das ganze Drama, die Leidenschaft, die sie beim Streiten bekommen. Sie drohen sich unter Umständen und denken möglicherweise auch über Trennung nach, aber es kommt nicht dazu, da die Leidenschaft in dem Streit für sie ein Liebesbeweis sein soll.

Ich kenne solche Paare nicht persönlich und habe nur davon gehört. Für mich jedenfalls ist Streit keine Form von Liebesbeweis. Ich mag Streit und Disharmonie überhaupt nicht und mir ist es lieber, wenn Streitereien schnell aus der Welt geschafft werden. Daher könnte ich so auch gar nicht leben, wenn es wirklich ständig zu Streitereien kommen sollte und würde diese Form von "Liebesbeweis" auch gar nicht auf derartige Weise interpretieren, wenn ich ehrlich bin.

Ist für euch Streit eine Form von "Liebesbeweis"? Wie kommt es, dass manche Menschen das so interpretieren? Gibt es da möglicherweise frühkindliche Prägungen, die dies zur Folge haben könnten?

Für mich sollte eine Beziehung hauptsächlich harmonisch sein. Natürlich kommt Streit immer mal wieder vor, was ich auch als völlig normal empfinde. Aber ich verstehe nicht, wie man diesen als Liebesbeweis sehen kann. Das klingt für mich schon ziemlich verrückt.

Ich denke schon, dass ein Streit etwas mit Temperament zu tun hat, aber mit Leidenschaft? Das ist für mich eher nicht schlüssig. Ich habe es auch am liebsten, wenn keine dicke Luft herrscht und man sich verträgt.

Wie titelte der Spiegel 1994 so schön? Kommt Streit, kommt Sex. Manche Beziehung wird durch intensiven Streit und eine intensive Versöhnung belebt. Es muss schließlich nicht unbedingt im Bett enden. Reden und sich wieder bewusst einander zuwenden reicht auch für frische Emotionen. Wobei Versöhnungssex für manche auch einen gewissen Suchtfaktor hat.

Ich gebe zu, dass ich so ein Beziehungs-HB-Männchen zum Abkühlen eine Runde um den Block schicken würde. Da kann er gleich einen der Hunde lüften. Wenn das keine Milderung der Expolsionsgefahr bringen würde, wäre es auf Dauer kein Partner für mich. Diskutieren gerne, ständig streiten nein.

Einen Liebesbeweis muss man doch nicht dauernd erbringen und vor allem ist Streit kein Liebesbeweis. Generell bevorzuge auch ich eine harmonische Beziehung, in der wenig gestritten wird. Natürlich kann man das nicht immer beeinflussen, aber mit meinem Mann habe ich da Glück gehabt und wir streiten sehr wenig. Wenn wir uns streiten sehe ich das Ganze aber eher negativ und würde dem Streit nicht den positiven Liebesbeweis zuordnen.

Streit wäre für mich kein Liebesbeweis, sondern eher ein Beleg für mangelnde Liebe. Wenn man jemanden liebt, sollte man doch eher bemüht sein, keinen Streit entstehen zu lassen und sich zurückzuhalten, anstatt den anderen zu ärgern und zu provozieren.

Ich sehe Streit auch nicht als einen Liebesbeweis an. Aber andererseits finde ich auch nicht, dass es hinterher im Bett belebend wirkt und auch nicht neuen Wind in das Schlafzimmer bringt. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, was daran so toll sein soll Versöhnungssex zu haben, dass man davon sogar süchtig werden kann.

Aber manchmal ist Streit einfach unumgänglich und kommt auch in den besten Ehen einmal vor. So ist es ja nicht, dass nur Beziehungen mit mangelnder Liebe mal streiten, sondern auch alle anderen "normalen" oder auch so verliebten Paare die sich sonst nie in die Haare kriegen. Es ist auch immer eine Form wie man Streit wirklich definiert, für manche ist eine hitzige Diskussion schon ein Streit und andere bezeichnen es erst als Streit, wenn man auch Handgreiflich wird und die Teller fliegen.