Epigenetische Vererbung - selbst schuld an krankem Kind?

vom 03.09.2016, 11:09 Uhr

In Bezug auf die Epigenetik hat die Forschung in den letzten Jahren sehr große Fortschritte gemacht und es gibt auch schon die ersten Krebsmedikamente die sich direkt auf die epigenetischen Faktoren beziehen. Man weiß inzwischen auch, dass die Lebensweise eine große Rolle spielt und auf epigenetischer Ebene vererbt werden kann.

Ernähren sich Mutter und Vater schlecht, haben vielleicht schon eine diabetische Vorstufe erreicht und rauchen sogar, dann wird dies auf epigenetischer Ebene weiter gegeben. Auch wer gestresst ist, vererbt epigenetische Faktoren, die dem Kind schaden können. Dabei ist es egal, ob diese von der Mutter oder vom Vater kommen.

Natürlich stecken diese Forschungen noch in den Kinderschuhen. Was man aber jetzt schon sehen kann, ist das Menschen offenbar einen sehr viel größeren Einfluss auf ihren Nachwuchs haben, als bisher angenommen. In Mäusetest konnte man zeigen, dass Mäusekinder auch dann krank werden, wenn sie von einer gesunden Mutter ausgetragen und erzogen werden, wenn die leibliche Mutter oder der Vater dick waren oder andere gesundheitliche Risiken aufwiesen.

Was aber heißt das für den Menschen? Steht man als Mensch nun noch mehr in der Eigenverantwortung und ist quasi selbst Schuld, wenn das Kind Autoimmunerkrankungen und anderes entwickelt, weil man sich falsch Verhalten hat? Wird da von den Eltern in der Zukunft vielleicht auch zu viel verlangt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Eine Maus ist aber auch kein Mensch und du schreibst selbst davon, dass diese Forschung noch in den Kinderschuhen steckt. Sicherlich ist ein Teil selbst Schuld wenn bestimmte Formen weiter vererbt wird, aber alleine die Schuld an den Eltern zu suchen ist auch ein wenig einfach. Denn woher resultiert denn das Übergewicht, Allergien und sonstige Unverträglichkeiten die immer mehr auftauchen? Es kommt von dem, was uns die Nahrungsmittelindustrie zusetzt, zusammen mit dem was die Gesellschaft an Erwartungen an jeden von uns stellt.

So soll man natürlich sich top ernähren, immer frisch kochen, am besten Gemüse, Obst und Fleisch noch selbst im Garten oder auf dem Balkon ziehen und nichts fertiges kaufen, was mit Insektiziden, Pestiziden und Antibiotika vollgestopft ist. Zeitgleich wird erwartet, dass mal Vollzeit arbeiten geht, Haushalt schmeißt, Kinder bespaßt und super erzieht. Ein Tag hat nur 24 Stunden, wenn man das alles so machen wollte, müssten wir mindestens den 48 Stunden Tag einführen damit es machbar ist.

Also wird der Einfachheit auf vorbereitetes Fertigessen zurück gegriffen, denn eine Schale in der Mikrowelle warm machen dauert nicht so lange als wenn man sich hinterher Kartoffelpüree mit Rouladen selbst zubereitet. Das diese Sachen nur so aussehen und "gut" schmecken verdankt man weiteren künstlichen Stoffen und Zucker. Neben dem ganzen anderen Mist der vorher schon auf dem Gemüse und Obst landet, bevor es in die Schale gedrückt wird.

Sport ist auch solch ein Thema, denn wer mal richtig ehrlich ist, nach einem 10 Stunden Tag oder einer 12 Stunden Schicht sich noch zu motivieren etwas für sich zu machen und danach noch 2 Stunden Sport zu treiben ist schon eine Hausnummer für sich. Kommen weitere Verpflichtungen hinzu wie Kinder abholen, wegfahren, Haushalt usw. dann ist auf einmal der Tag schon zu Ende und man geht ins Bett ohne etwas sportliches gemacht zu haben. Wirklich einbauen in den Arbeitsalltag können es nicht alle, oder wie willst du Sport machen wenn du stupide an einem Förderband sitzt und dort Sachen sortieren darfst oder auch immer das gleiche Teil wieder an die selbe Stelle lötest bei 1000 Produkten die Stunde?

Somit denke ich ist es allgemein die Entwicklung der Gesellschaft die daran mit Schuld trägt, dass solche Dinge weitergegeben werden. Denk einmal an den Schwangerschaftsdiabetes. Inzwischen ist es angeblich jede 5. Schwangere die das hat, einfach nur weil in diese Richtung seit ein paar Jahren untersucht wird. Aber auch nicht flächendeckend, denn das ist eine Untersuchung die viele Krankenkassen immer noch nicht übernehmen und aus eigener Tasche finanziert werden muss.

Das sorgt auch dafür, dass die Mutter hinterher eine größere Wahrscheinlichkeit hat Diabetes zu bekommen und auch das Kind, 20% davon haben den Diabetes vor dem 18. Lebensjahr. Früher gab es das meiner Meinung nach ebenfalls schon, dort wurde es einfach nur nicht untersucht. Jedes Kind welches mit einem Geburtsgewicht von über 4000 Gramm zur Welt gekommen ist, kann man schon mutmaßen das es eben durch einen solchen Schwangerschaftsdiabetes bei der Mutter gekommen ist und entsprechend ein erhöhtes Risiko vermuten. Darauf geachtet wird erst seit etwa 5-10 Jahren, vorher wurde das einfach komplett vernachlässigt bzw. ignoriert.

Stress ist eine ganz eigene Sache, es gibt positiven Stress und negativen Stress auch dort hast du es nicht weiter ausgeführt. Rauchen sollte klar sein, dass ist nicht sonderlich gut für Mutter und Kind. Selbst wenn eine Frau vor der Schwangerschaft aufhört zu rauchen sind einige der Schadstoffe anschließend noch 10 Jahre im Körper vorhanden und was das Rauchen vorher alles genetisch verändert hat und sonst noch negativ beeinflusst hat, kann man sich ebenfalls darüber informieren. Aber auch das ist bislang noch nicht alles und man findet immer etwas neues, wo sich das ganze abgesetzt hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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