Niemandem von Fehlgeburt erzählen - Verwerflich?

vom 22.03.2016, 18:56 Uhr

Leider kommt es ja doch immer mal wieder vor, dass eine Frau eine Fehlgeburt hat. Ich kenne auch zwei Frauen, denen es schon passiert ist und die es mir aber erzählt haben. Da lag die Fehlgeburt aber schon viele Jahre zurück.

Ich habe mich gefragt, wie ich wohl damit umgehen würde, wenn ich eine Fehlgeburt hätte. So etwas kann man sicher erst genau sagen, wenn man selbst mal in so einer Situation ist. Aber ich glaube, dass ich außer meinem Mann doch niemanden sagen würde. Es sei denn, dass ich schon jemandem erzählt habe, dass ich eben schwanger bin. Diese Personen sollten dann natürlich auch davon wissen.

Für mich ist es schon verständlich, wenn eine Frau nicht erzählen möchte, dass sie eine Fehlgeburt erlitten hat. Man bekommt dann sicher auch viel Miteid und das würde ich dann auch nicht wollen. Könntet ihr das nachvollziehen? Wie würdet ihr als Frau in so einem Fall reagieren?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich glaube ich würde das auch eher für mich behalten, vorausgesetzt die Fehlgeburt war in den ersten 12 Wochen. Ich würde generell nur meinem Partner davon erzählen, wenn ich schwanger wäre und wenn die 12 Wochen vorbei sind auch einigen anderen aus Familie und Freundeskreis.

Wenn ich also eine Fehlgeburt im ersten Trimester hätte, wüsste es eh nur mein Partner und niemand sonst, weil es ja sonst niemandem erklärt werden muss. Wem auch, wenn niemand von der Schwangerschaft wusste? Bei einer Fehlgeburt im 5. Monat oder so sieht es schon schwieriger aus, da sieht man ja normalerweise auch schon etwas Bauch und man kann die Schwangerschaft nicht mehr so verstecken vor anderen.

Von einer Fehlgeburt würde ich höchstens dann erzählen, wenn es um Erfahrungsaustausch geht. Wenn also eine Frau eine Fehlgeburt hatte und in Trauer ist und ich sie trösten möchte und ihr klarmachen möchte, dass sie eben nicht allein ist und ich weiß, wie sie sich fühlt. Ansonsten würde ich damit nicht hausieren gehen. Das wirkt auf mich dann immer so, als ob man unbedingt Aufmerksamkeit und Mitleid haben möchte, wenn man das jedem Menschen aufs Butterbrot schmiert.

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Was soll verwerflich daran sein, wenn man etwas so intimes nicht gleich jedem erzählt? Das ist doch nun wirklich eine ganz private Sache, die unter Umständen noch nicht einmal sofort den eigenen Partner etwas angeht. Wusste er noch nichts von der Schwangerschaft, muss er auch nichts vom unglücklichen Ausgang erfahren. Andere Leute geht sowieso wenig an.

Natürlich ist es ok, wenn man mit dem Partner, der Familie oder engen Freunden darüber redet. Man muss so ein Erlebnis nun auch nicht komplett für sich behalten. Aber es gibt doch keine moralische Verpflichtung, die einen zum Reden oder zum Schweigen zwingt.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde, dass das jede Frau selber entscheiden kann, wann sie von der Schwangerschaft oder auch von einer Fehlgeburt erzählt. Ich habe es so gemacht, dass ich sofort nach der Bestätigung der Schwangerschaft beim Arzt meine Familie unterrichtet habe, ebenso wie meine Freunde.

Wenn es nun eine Fehlgeburt geworden wäre, wäre ich so traurig gewesen, dass es eh gesagt hätte werden müssen und so kann man es vielleicht auch noch besser verstehen, weil man sich selber mit gefreut hatte. Das kann aber jede Frau selber entscheiden und wenn man es nicht erzählen mag, dann finde ich es auch nicht verwerflich. Gerade eine Fehlgeburt ist ja auch eine große Sache und wird nicht mal eben verarbeitet von der Seele.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich würde es ebenfalls davon abhängig machen wer davon bereits weiß. Gerade zu Beginn der Schwangerschaft würde ich weder meiner Familie noch Freunden irgendwas erzählen, denn das geht sie einfach nichts an. Kommt es dann zu einer Fehlgeburt, dann ist man auch nicht in der Lage davon etwas sagen zu müssen. Denn über ein solches Thema zu sprechen mit jedem empfinde ich durchaus als Belastender, als wenn man es einfach für sich behält und mich sich alleine ausmacht.

Bei meiner Schwangerschaft war es so, dass nur mein Partner davon wusste und alle anderen Personen erst sehr spät davon erfahren haben. Quasi wäre das Kind dann auch schon in der Lage gewesen mit Intensivmedizin zu überleben.

Statistisch gesehen passieren die meisten Fehlgeburten in den ersten 12. Schwangerschaftswochen, danach sinkt die Zahl rapide ab da auch die größte Entwicklung abgeschlossen ist bei der die meisten defekte passieren. Passiert das ganze dann ist eine Fehlgeburt nicht ausgeschlossen. Danach wächst das Kind nur noch und die angelegten Sachen werden verfeinert, aber das Grundgerüst steht.

Leider gibt es auch immer wieder Totgeburten, sprich alles was nach der 12. Schwangerschaftswoche stattfindet. Je nach dem wann es der Fall ist sieht man schon etwas oder noch nicht. Denn es gibt durchaus auch Frauen die bis zur Entbindung kein Stück schwanger aussehen und wenn sie selbst davon nichts erzählt haben, dann weiß es auch niemand und man muss sich diesen Fragen und Erzählungen mit anderen gar nicht auseinandersetzen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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