Wodurch habt ihr schon wertvolle Lebenszeit vergeudet?

Ich habe schon von vielen Personen gehört, die meinten, sie hätten wertvolle Lebenszeit vergeudet. Gerade dann, wenn jemand nach einigen Jahren das Studium abgebrochen hatte, weil es doch nicht das Richtige für ihn war, kam oft der Spruch, dass die Lebensjahre vergeudet wären.

Ich würde so etwas von mir nicht sagen. Ich habe zwar auch schon einmal ein Studium abgebrochen, finde aber nicht, dass ich Lebenszeit vergeudet habe. Klar wäre es schöner, wenn es anders gelaufen wäre, aber immerhin habe ich die Erfahrungen sammeln können und immerhin weiß ich nun dafür ganz genau, was ich machen möchte.

Wodurch habt ihr schon wertvolle Lebenszeit vergeudet? Würdet ihr überhaupt sagen, dass ihr vergeudete Lebenszeit habt? Oder denkt ihr, dass die Zeit nie vergeudet ist, egal was man macht, weil man immer Erfahrungen dabei sammelt?

Ich finde, dass man nie Zeit wegschmeißt, weil man immer aus seinen Erlebnissen lernt. Natürlich ist es schade, wenn man nach einigen Jahren dann doch noch mal von vorne anfangen muss, aber dafür geht das Alte ja auch nicht verloren und das kann einen auch keiner nehmen. Man lernt ja nie umsonst, sondern immer um auch Erfahrungen zu machen und diese später auch anwenden zu können.

Es gibt auch in meinem Leben Phasen, die ich lieber streichen würde, Entscheidungen, die ich nicht gut getroffen habe, aber letztendlich hat mich auch alles weitergebracht und würde man mir erlauben diese Phasen zu streichen oder noch mal zu machen, ist es nicht so, dass ich es letztendlich anders machen würde, denn ich habe aus allem gelernt und bin deswegen die Person, die ich heute bin.

Die einzige Lebenszeit, die ich wirklich als vergeudet ansehe ist, wenn man unnötig warten muss. Sei es, weil eine andere Person zum Treffen zu spät kommt, weil man im Stau steht und nichts wirklich machen kann oder weil man unnötig lange wegen der Deutschen Bahn oder im Wartezimmer beim Arzt warten muss. Ich empfinde Warterei als Verschwendung, weil man diese Zeit nicht effektiv und effizient nutzen kann, gerade wenn man im Zug sitzt und nicht weiter fahren kann, weil so ein blödes Rindvieh die Gleise blockiert und es nicht weiter geht, kann man ja schlecht den nächsten Einkauf erledigen, bis es weiter geht, gerade wenn man mitten in der ländlichen Pampa steht, wo es abgesehen von drei Wohnhäusern und einer Straße nichts gibt.

Wenn man sich jedoch beruflich neuorientiert und zum Beispiel ein Studium abbricht oder wenn man eine Beziehung beendet empfinde ich die Zeit davor nicht als Verschwendung, da man ja dazu gelernt hat und an Erfahrungen reicher ist. Das hat man bei unnötiger Wartezeit nicht, weil man immer mit solchen Situationen konfrontiert sein wird und da einfach nichts machen kann.

Ich würde schon sagen, dass ich doch einige Jahre vergeudete Lebenszeit habe. Zum einen durch verschiedene Alltagssituationen wie im Stau stehen, auf die Bahn warten oder auch weitere Wartezeiten aus anderen Gründen die so nicht vorgesehen waren.

Zum anderen sehe ich doch die letzten 10 Jahre beruflichen Lebensweg als Sackgasse und verschwendete Zeit an. So nett die Arbeit im Rettungsdienst auch war und was man dort alles gemacht hat, nichts davon hat mich effektiv weiter gebracht. Die Bezahlung war rottig, mit Abschluss der Ausbildung war alleine von der Karriere her schon alles erreicht und im Prinzip saß man dort nur auf heißen Kohlen und hat gewartet ob ein Einsatz kommt oder endlich Feierabend ist.

Gelernt habe ich daraus zwar ebenfalls, aber nicht in dem Umfang wie man vielleicht meinen könnte. Kennt man einen Notfall kennt man alle, so ist es nun auch wieder nicht aber es gleicht sich doch sehr. Der Fragenkatalog für die Patienten läuft immer nach Schema F ab, Smalltalk ebenfalls und im Prinzip habe ich jeden Tag nur das gleiche gemacht, was mich auch frustriert hat und ich heute als verschwendete Zeit ansehe. In dieser Zeit hätte ich durchaus etwas Sinnvolleres machen können wie z.B. einen anderen Beruf ergreifen, mehr Geld verdienen damit auch andere Lebensziele schneller erreichbar gewesen wären.

Aber aus diesem Grund sage ich auch immer, dass ich diesen gelernten Beruf nicht mehr lernen würde wenn ich nochmals vor der Wahl stünde und dort das wüsste, was ich heute weiß. Nachdem man die Zeit aber nicht zurückdrehen kann, muss man das einfach so akzeptieren, hinnehmen und daraus das beste machen.