Sich selbst dabei erwischen, Vorurteile zu haben?

vom 28.08.2016, 00:02 Uhr

Ich halte nichts von Vorurteilen und versuche auch immer, Menschen nicht in gewisse Schubladen zu stecken, sondern ihnen immer die Chance zu geben, sie auch erst einmal besser kennen zu lernen. Danach kann ich mir ja noch immer eine Meinung über sie bilden.

Dennoch erwische ich mich ab und zu doch dabei, wie sich irgendwelche Vorurteile in meinem Kopf bilden, auch wenn ich das gar nicht so möchte. Ich rufe mir dann aber immer in Erinnerung, dass diese ja nicht wahr sein müssen. Aber so ganz abschalten kann man so etwas ja leider nicht.

Erwischt ihr euch selbst auch ab und zu dabei, wie euch doch irgendwelche Vorurteile in den Sinn kommen, auch wenn ihr euch eigentlich fest vorgenommen habt, nichts davon zu halten? Inwieweit könnt ihr diese dann beiseite schieben?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Es ist einfach leichter die Welt mit Vorurteilen zu betrachten. So passt jeder in eine Schublade, man muss niemanden bewerten und es ist einfach leichter. So kommt es auch bei mir vor, dass ich eine Person vorschnell verurteile und auch Vorurteile in meinem Kopf erscheinen, obwohl ich diese nicht sagen würde, aber man denkt ja schon manchmal einfach mal ein bisschen zu leicht gestrickt und dann entstehen Vorteile im Kopf. Das ist denke ich aber auch normal.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Würden wir nicht alle dieses Schubladendenken haben, dann würden wir mit unserem Leben und dem Alltag gar nicht zurecht kommen. Denn wirklich jedem und allem komplett neutral zu begegnen ist anstrengend und überfordert das Gehirn einfach. Von daher bildet es sich aus Erfahrungen und Erinnerungen direkt ein passendes Bild und checkt ab, ob vom Gegenüber Gefahr ausgehen könnte oder nicht, ob dieser Sympathisch ist oder auch nicht und weitere Dinge.

Ansonsten würden wir direkt nach dem Aufwachen schreiend in der Ecke sitzen und gar nichts mehr hinbekommen, was ansonsten Selbstverständlich ist. Von daher sage ich auch, dass jeder seine Vorurteile hat die Anwendung finden, egal ob Unbewusst oder komplett Bewusst. Gerade die eigenen Erfahrungen spielen dabei eine große Rolle, hat man schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht wird man immer vorsichtiger sein und erst einmal alle Männer in die Schublade "gefährlicher" stecken.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Jeder Mensch hat Vorurteile, die Kunst besteht nur darin, sein eigenes Denken und Handeln kritisch zu relfektieren, sich dessen bewusst zu werden, dass man eben Vorurteile hat und darauf basierend die Vorurteile auszuklammern und andere Menschen ganz neutral zu betrachten. Diese Arbeit macht sich nur nicht jeder und selbst wenn, dann nicht konsequent, sondern eher in Ausnahmefällen. Vorurteile zu haben gehört schon fast zur Routine, so blöd das auch klingen mag.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich traue der Aussage, Vorurteile seien immer schlecht, und man selber habe gar keine Vorurteile, auch nicht über den Weg, sondern empfinde Schubladendenken ähnlich wie Sorae und Täubchen sogar als unabdingbar für unser soziales und vielleicht sogar psychisches Überleben. Es ist eben wichtig, sich selber, so gut es geht, kritisch zu beobachten und wenn man sich bei ungerechtfertigten, negativen Vorurteilen ertappt, auch mal darüber nachzudenken, woher diese kommen und ob sie einem guten Zusammenleben zu- oder eher abträglich sind.

Überspitzt formuliert: Wenn jemand in der Fußgängerzone etwas brüllt und mit einem Gegenstand fuchtelt, könnte dies ein bewaffneter Amokläufer sein, aber das wäre ja ein Vorurteil. Vielleicht ist es auch ein Performancekünstler oder es findet gerade eine Polizeiübung statt. Aber um dies herauszufinden, müsste man hingehen und ihn fragen. Nur merkwürdigerweise tut das keiner, auch wenn so viele Leute stolz darauf sind, "keine Vorurteile" zu haben.

Zudem gibt es auch wohlwollende Vorurteile, wie ich sie nenne, die vielleicht nicht ganz so unangenehme Auswirkungen haben wie offener Rassismus oder Sexismus, und die die Betroffenen selber vielleicht gar nicht als solche wahrnehmen. Eine Arbeitskollegin von mir behandelt beispielsweise jeden dunkelhäutigen Menschen zwar nach außen hin freundlich, aber dennoch wie einen unmündigen Idioten ohne Deutschkenntnisse, der noch nie eine Fußgängerampel bedient hat. Der letzte dunkle Typ, mit dem sie breit grinsend ganz laut und langsam unter Verwendung von einfachen Wörtern und Handzeichen geredet hat, war nur leider Doktorand und lebte seit 15 Jahren in Deutschland. :lol:

In meinen Augen gibt es also unterschiedliche Arten von Vorurteilen. Manche sind leicht zu durchschauen und zu bekämpfen, manche sind einfach nur nötig, damit überhaupt ein Miteinander möglich ist und manche tarnen sich als Wohlwollen und Hilfsbereitschaft, obwohl sie ebenso auf Stereotypen und Herablassung beruhen wie die aggressiven Vorverurteilungen.

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Vorurteile hat man automatisch, das kann man nicht steuern und ich fände es falsch, sich deswegen schlecht zu fühlen. Was ich denke, kann ich nicht beeinflussen, die Gedanken sind einfach da. Aber nur, weil ich einen bestimmten Gedanken habe, muss ich mich ja nicht anders verhalten. Ich kann den Gedanken wahrnehmen und dennoch freundlich zu anderen sein, auch wenn diese in eine Schublade fallen, auf die bestimmte Vorurteile zutreffen. Denken kann man, was man will. Das muss das Verhalten nicht prägen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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