Leben erst durch bestimmtes Ereignis wertschätzen können?

Ich habe gehört, dass einige Menschen erst dann ihr Leben richtig wertschätzen, wenn etwas Negatives passiert ist, was sie überstanden haben. Wenn sie beispielsweise eine schlimme Krankheit durchmachen mussten oder wenn sie sonstige schlimme Zeiten hinter sich gebracht haben. Erst dann lernen sie oft ihr Leben zu schätzen, weil sie dann eben auch wissen, wie glücklich sie sich dann schätzen können.

Bei mir war es noch nie so, dass ich mein Leben erst durch bestimmte Ereignisse wertschätzen konnte. Ich erfreue mich schon an Kleinigkeiten und bin dankbar für jeden tollen Tag, den ich erleben kann. Habt ihr erst durch ein bestimmtes Ereignis gelernt, euer Leben wertzuschätzen?

Ich finde nicht, dass es ein bestimmtes Ereignis braucht, um das Leben wertschätzen zu können. Wenn einem die Vergänglichkeit des Lebens bewusst ist, dann wertschätzt man es auch ohne das man eine schlimme Erkrankung hat oder hatte oder ein anderes negatives Erlebnis oder einen Verlust durchmachen musste.

Da reichen doch schon Lebensabschnitte, die einfach viel zu schnell vorbei waren. Ich erinnre mich da immer an Trennungen, wo man sich an das Gute in der Beziehung erinnert und sich denkt, dass man diese Momente viel zu wenig gewertschätzt hat. Objektiv betrachtet waren solche Beziehungen im Nachhinein gar nicht so toll - aber es waren diese kleinen Momente, die man in Erinnerung behält.

Oder eben die Zeit, die man mit den Eltern oder den Großeltern verbracht hat und die auch viel zu schnell vorbei war und das man sich nicht die Zeit genommen hat, die zu genießen. Wenn man sich in solchen Momenten sagt, dass der Moment toll ist und sich gezielt daran erinnert und genießt - dann braucht man kein negatives Erlebnis, damit einem klar wird, dass das Leben schnell zu Ende sein kann und das man jeden Moment genießen sollte.

Manchmal sitze ich einfach nur neben meinem Mann und bin zufrieden. Zufrieden, dass wir das haben, was wir haben und uns haben. Das es uns gut geht, wir beide einen tollen Job und tolle Familien haben. Da muss keiner von uns krank werden, damit wir das wertschätzen, was wir davor hatten. Wir genießen es einfach jetzt schon und hoffen, dass es mindestens so bleibt.

Ich brauche eigentlich keine bestimmten Ereignisse um mein Leben wertzuschätzen. Ich weiß das es jeden Moment vorbei sein kann und daher möchte ich einfach jeden Moment gut nutzen. Wobei ich schon gemerkt habe, dass ich mein Leben immer noch mal ein bisschen mehr zu schätzen weiß, wenn ich besonders glücklich bin, beispielsweise bei der Geburt meines Sohnes oder auch bei meiner Hochzeit.

Negative Ereignisse braucht es da gar nicht, man kann auch durchaus aus dem Glück heraus dieses Gefühl haben und das Leben auch noch mehr zu schätzen wissen. Da muss niemand sterben oder man irgendetwas knapp überlebt haben, da reicht manchmal schon ein schöner Tag, ein Sonnenstrahl am Morgen oder ein Lächeln aus.

Ich brauche auch keine bestimmten Ereignisse, damit ich das Leben an sich schätze. Alles weitere sehe ich nur als Erfahrungen, so auch die überwundene Krankheit, die Geburt eines Kindes oder auch eine Beziehung. Wieso sollte ich mich dadurch beeinflussen lassen und dann erst merken was ich vom Leben habe? Manche erreichen das niemals und diese wissen dann also nicht was sie haben?

Von daher finde ich es doch sehr oberflächlich, wenn man an bestimmten Ereignissen das ganze festmacht und vorher einfach nur vor sich hin lebt und das nicht einmal als das eigenen Leben wahrnimmt. Solch ein Verhalten ist für mich schon sehr verquert und nicht nachvollziehbar, wie jemand damit Jahrelange leben kann und erst durch ein bestimmtes Ereignis merkt, dass er am Leben ist und das durch seine eigenen Entscheidungen, Freuden, Tränen und sonstiges Beeinflussen kann und in die jeweilige Richtung lenken.