Vorfälle innerhalb der Familie totschweigen?

vom 25.08.2016, 13:38 Uhr

Vor kurzem ist in der Familie einer Freundin wohl wirklich etwas gravierendes passiert, was meiner Freundin sehr zugesetzt hat. Sie hat sich nach einigen Tagen mir anvertraut und meinte, dass in ihrer Familie die Beteiligten so tun, als wäre gar nichts passiert. Der Alltag und das normale Leben gingen weiter, aber für sie war es wohl doch ein Schock und sie hat sehr an dem Vorfall zu knabbern.

Ich habe ihr dann gesagt, dass sie immer und jeder Zeit mit mir darüber reden könnte. Sie meinte auch, dass sie zwar mit ihrem Partner sprechen könnte, der den Vorfall auch miterlebt hätte, aber sie merke, dass ihm dies sichtlich unangenehm sei. Daher würde sie das Thema meiden und es irgendwie mit sich selbst ausmachen.

Kennt ihr es auch, dass Vorfälle innerhalb der Familie totgeschwiegen werden? Und niemand mehr darüber redet und alle so tun, als sei nie etwas gewesen? Wie würdet ihr damit umgehen? Könntet ihr da zur normalen Tagesordnung übergehen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



So gravierende Dinge sind eigentlich noch nie bei uns passiert, dass man etwas verschweigen oder auch darüber reden müsste. Generell würde ich das aber wohl auch eher mit meinem Partner besprechen und meine Familie neigt auch eher zum Schweigen, also ich denke nicht, dass man da nun offen über seine Gefühle reden würde. Wobei es wie gesagt noch keinen großen Vorfall gab und man da bisher auch nicht über irgendetwas reden musste, was unangenehm oder peinlich wäre.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Kommt doch eher auf die Art des Vorfalls an, ob man das mit sich ausmachen kann und wie jeder darauf reagiert. Wenn Vati die Mutti anschreit in Anwesenheit von allen anderen, dann ist es doch etwas anderes als wenn Vati die Mutter absticht während alle wunderbar dastehen und zuschauen. Auch geht jeder anders damit um was er sieht und wie er damit zurecht kommt.

In dieser Hinsicht bin doch doch sehr abgehärtet und brauche hinterher keine klärenden Gespräche führen, damit es mir wieder gut geht. Ich habe es gesehen, habe meine Meinung dazu, notwendige Schritte eingeleitet (wie z.B. Rettungswagen oder Polizei rufen) und dann ist für mich bereits wieder Alltag. Wirklich an so etwas fest beißen tue ich mich nicht, auch wenn es sich um die eigene Familie handelt. Diese sind ohnehin kein Ansprechpartner für Gefühlsduselein und dort wird vieles einfach totgeschwiegen oder gar nicht erst ausgesprochen, auch wenn jedem umstehenden das bereits klar ist.

Aber wie gesagt ich bin nicht jeder andere und man darf auch nicht vergessen, dass ich mir schon viel Familiendrama und Mist anschauen und anhören durfte in meinem alten Job als Rettungsassistent. Dort stumpft man mit der Zeit ab und lässt vieles nicht mehr an sich heran, denn ansonsten könnte man den Job definitiv nicht so lange ausüben wie ich ihn ausgeübt habe und würde selbst binnen kürzester Zeit im Irrenhaus landen. Das nicht heran lassen ist einfach meine Art mit so etwas umzugehen, auch wenn viele das eher als Emotionslosigkeit bezeichnen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich finde es kommt auf die Art des Vorfalls an und welche Charaktere dabei involviert sind. Auch spielt für mich eine Rolle, wie traumatisiert die Zeugen danach sind und wie alt sie sind. Also wenn ich zum Beispiel einen richtig heftigen Vorfall in der Familie gehabt hätte und ein Kind würde das mit ansehen und anschließend traumatisiert jede Nacht wach liegen oder schlimme Alpträume haben oder vielleicht sogar wieder ins Bett machen psychisch bedingt, dann finde ich schon, dass man darüber sprechen sollte. Es hilft traumatisierten Menschen ja nicht, wenn man den ganzen Vorfall nur totschweigt, das muss ja auch verarbeitet werden und in so einem Fall fände ich es schon falsch, wenn man dann so tut als wäre nichts gewesen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke nicht, dass man immer über alles sprechen muss. Sprechen mag für manche in bestimmten Situationen eine Entlastung sein, aber das muss nicht generell gelten. Manche Menschen können vielleicht wirklich besser damit umgehen, wenn sie es einfach mit ich ausmachen und für sich gedanklich reflektieren, ohne da unbedingt mit jemandem darüber zu reden. Reden kann ja auch aufwühlen und man weiß nie, wie es bei dem anderen ankommt, was man da sagt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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