Bespaßung und Förderung von Babys und Kleinkindern
Irgendwie verstehe ich grade die Welt nicht mehr. Wie (denke ich mal) jede Mutter, mache ich mir Gedanken über die Förderung meines Sohnes (10 Monate jung). Ich versuche ihm Vieles zu zeigen und ihn ein Maximum selbst ausprobieren zu lassen. Dies tue ich mit sowohl draußen als auch drinnen.
Ich kann mich zum Beispiel stundenlang mit meinem Kleinen beschäftigen. Wir spielen zusammen mit Klötzchen oder anderen Spielzeugen, gehen viel spazieren und wir albern liebend gerne rum.
Nun bin ich allerdings viel bei Facebook in einer Mami-Gruppe unterwegs, wenn auch meist nur als stille Mitleserin. Wenn ich mich doch mal zu den Aktivitäten und den Spielgewohnheiten äußere, werde ich häufiger schon fast als Rabenmutter beschimpft, weil ich "nur" 1x die Woche mit ihm zum Babyschwimmen und 1x die Woche in eine Krabbelgruppe gehe.
Bei uns sind die Kurse immer während einem Trimester. Danach muss man sich immer wieder neu einschreiben. Das Babyschwimmen behalte ich grundsätzlich bei, weil ich gemerkt habe, dass mein Kleiner es liebt im Wasser zu sein und da mit anderen Kindern um die Wette zu planschen. Die 2. Aktivität wechsle ich jetzt im September, bin aber mir noch nicht ganz sicher, was ich nun dazu nehmen soll.
Ich habe das Gefühl dem Anspruch an Frühförderung nicht gerecht zu werden, weil ich mich weigere, dass der Kleine jetzt schon einen prall gefüllten Terminplan hat mit musikalischer Früherziehung, Pekip, Baby-Gymnastik, Hypnose, Massage, Esskurse usw. Viele Mütter geben damit an, dass sie jeden Tag mindestens 1 Aktivität fest eingeplant haben.
Wie seht ihr das? Muss ein Kind schon so früh so eingespannt werden? Was macht ihr von Aktivitäten mit euren Kleinen? Wann darf ein Kind für euch einmal nur Kind sein und sich beim Spielen Zuhause austoben?
In meiner Ausbildung zur Grundschullehrerin habe ich gelernt, dass es sinnvoll für die Entwicklung der Kreativität eines Kindes ist, wenn es "gezwungen" wird sich auch mal mit sich selbst zu beschäftigen, sprich auch mal alleine mit seinem Spielzeug zu spielen oder sich gar zu langweilen. Doch dank der ganzen schockierten Reaktionen, frage ich mich echt manchmal ob das noch Zeitgemäß ist.
Muss ein Kind um "optimal gefördert zu werden" eurer Meinung nach in der heutigen Zeit wirklich den ganzen Tag nach Anleitung beschäftigt werden?
Die ganze Woche hat meine Frau mit unserem Kleinen auch nicht an irgendwelche Kurse teilgenommen. Mehr als einmal Babyschwimmen war für uns auch nicht drin, da dieser Kurs auch nur am Wochenende stattfand und alle Plätze immer heiß begehrt sind. Worauf wir aber gar nicht verzichtet haben, war der PEKIP-Kurs.
In unserem Fall war dies allerdings ein Delphi-Kurs, bei dem das Baby noch etwas besser gefördert wird. Dann noch einmal einmal wöchentlich in der Krabbelgruppe und das reicht dann aber auch. Man muss sein Baby nicht schon so früh überfordern. Der Leistungsdruck kommt später noch früh genug.
Mein Sohn besucht keinen dieser Kurse und er wird die auch nicht besuchen. Wir spielen jeden Tag mit ihm, fördern ihn und zeigen ihm die Welt inklusive anderer Kinder. Babyschwimmen mag für Mamas, die sich gerne austauschen total super sein, aber das brauche ich ehrlich gesagt nicht. Mein Kleiner bewegt sich mit seinen 6 Monaten schon sehr gut und babbelt auch schon sehr gut, weswegen ich mir da auch keine Sorgen mache.
Vorwürfe musste ich mir deswegen auch schon anhören, weil man diese Kurse ja besuchen sollte, damit das Kind ideal gefördert wird und man sonst eine schlechte Mutter ist, aber ich sage mir immer, dass es das früher auch nicht gab und ich durchaus auch etwas mehr Spaß an den Dingen habe, die ich so mit ihm zusammen mache. Ihm macht das auch Spaß. also mache ich mir da auch keinen Druck.
Wozu sollten solche Kurse gut sein? Das ganze ist weder für die Kinder sinnvoll noch bringt es etwas. An anderen Kindern ein wirkliches Interesse zeigen Kinder erst ab 6 Monaten, manchmal etwas eher manchmal später. Diese Kurse ab der Geburt sind eher für die Mütter, damit sie unter gleichgesinnte kommen und sich dort austauschen können.
Babyschwimmen habe ich nur einmal versucht und bin direkt wieder gegangen. Dort hatten alle Mütter ziemlich komische Vorstellungen davon, wie das mit der Erziehung zu laufen hat und warum das bei mir eben nicht der Fall ist. Ich wurde direkt angegangen, weil ich zu diesem Zeitpunkt arbeiten musste und keine Elternzeit genommen habe. Warum das der Fall ist, hat niemanden interessiert aber es wurde direkt nach getreten.
Alles andere ist Schwachsinn, ein Kind braucht auch keine aktive Förderung damit es krabbeln sitzen und laufen lernt. Dazu könnte man es einfach nur in die Ecke legen den Tag über volllabern und einfach machen lassen, von alleine kommen diese Dinge weil sie in jedem von uns einprogrammiert sind. Das glauben aber viele nicht und daher verkaufen sich Gehfreis und Lauflernwagen immer noch wie warme Semmeln, obwohl den meisten eigentlich bewusst ist was für ein Schwachsinn das ist. Aber man möchte anderen Müttern mit deren Kindern nicht nachstehen und es ist ein "Volksverbrechen" wenn Kind A mit 10 Monaten schon laufen kann, während Kind B mit dem gleichen Alter gerade einmal sitzt. Da muss dann mit allen aktiven Mitteln eingegriffen werden, damit Kind B dieses "Defizit" wieder ausgleicht. Solche Kurse tragen dazu bei, dass man mehr Vergleichsmaterial hat und sich auf diese Weise beeinflussen lässt.
Und wieso Gedanken machen und alles vorab planen? Finde ich komplett albern, niemand weiß ob das Kind an diesem Tag Lust hat auf Schwimmen, Wasser oder lieber etwas anderes machen will. Ich habe an meinen freien Tagen auch immer das gemacht worauf wir gerade Lust hatten. Habe ich auf dem Sofa gegammelt, dann hat mein Sohn auf dem Boden alleine gespielt. Aktiv Bespaßen muss ich ihn nicht zwangsläufig, da er bereits früh sich alleine beschäftigen konnte. Aber auch das muss gelernt werden, Mütter die die ganze Zeit auf ihrem Kind kleben und ihm alles in die Hand drücken sorgen jedenfalls nicht dafür, dass das Kind sich auch längerfristig alleine beschäftigen kann.
Wollten wir weggehen, dann sind wir weggegangen. Gleiches mit Spielplatz, Schwimmbad und Co. Die Woche ist es super heiß, ich habe frei und eigentlich mehr als reichlich Zeit um wegzugehen und alles. Aber mein Sohn geht doch lieber in die Krippe, so bringe ich ihn in meinem Urlaub vormittags hin und hole ihn früher ab als sonst. Können andere auch nicht nachvollziehen wie man in seinem Urlaub das Kind in die Krippe stecken kann, aber warum sollte ich es ihm verwehren wenn er doch möchte und diese offen hat bzw. ohnehin bezahlt worden ist für den Monat? Nachmittags haben wir immer noch genug Zeit um etwas gemeinsam zu machen wenn wir beide darauf noch Bock haben.
Dann bin ich ja eine noch viel schlimmere Mutter als du. Denn ich habe keinen einzigen Babykurs mit meinen Kindern besucht. Trotzdem haben sie sich sehr gut entwickelt und hängen anderen Kindern in ihrem Alter absolut nicht nach. Außerdem habe ich damals, als meine Kinder noch Babys waren, sehr schnell entschieden, dass es mir egal ist, was andere Mütter tun und über mich denken.
Jede Familie muss ihren eigenen Weg finden. Und ich sehe diese Kursangebote in den meisten Fällen einfach als Mittel zum Zweck für die Anbieter, damit sie Geld verdienen. Sinnvoll finde ich da nur Krabbelgruppen, wenn sie die Möglichkeit bieten auch andere Eltern kennen zu lernen.
Wir wohnen in einem Stadtteil der als sehr Familienfreundlich gilt. Demzufolge ziehen hier auch recht oft junge Familien her, die neu in der Stadt sind. Für sie sehe ich die Krabbelgruppe, die der Deutsche Kinderschutzbund anbietet, einfach als gute Möglichkeit, dass sie soziale Kontakte knüpfen können. Denn die vorhandenen Spielplätze sind halt noch nicht für Babys und Kleinstkinder hergerichtet, so dass man sich da begegnen könnte.
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