Angst vor Giftstoffen in Hülsenfrüchten haben?

Hülsenfrüchte sind roh ja teilweise wirklich sehr giftig. Gerade rohe Kichererbsen und Bohnen enthalten Phasin, welches die roten Blutkörperchen zusammenklumpen lässt. Im besten Falle trägt man nur leichte Magen-Darm-Probleme davon, im schlimmsten Fall kann es aber sogar zu inneren Blutungen kommen. Von daher ist es wichtig, dass man die Hülsenfrüchte viele Stunden in Wasser einweichen lässt und dann auch noch kocht.

Dass man Linsen, Bohnen und Kichererbsen nicht roh essen sollte, wusste ich bisher immer. Dass sie falsch zubereitet (Indem man sie beispielsweise nicht lange genug kocht) so giftig sein können, wusste ich aber nicht. Linsen sind ja nicht ganz so "gefährlich", Kichererbsen ja aber schon. Ich habe noch nie rohe Kichererbsen verarbeitet, bin aber nun doch etwas abgeschreckt. Habt ihr Angst vor den Giftstoffen in Hülsenfrüchten oder hält sich diese bei euch in Grenzen?

Vor was sollte man dabei Angst haben? Hülsenfrüchte gehören seit langer Zeit zum menschlichen Speiseplan. Egal ob frisch oder getrocknet, es gibt nun wirklich genügend Rezepte, die zeigen, wie man sie sicher zubereiten kann. Das ist doch kein Hexenwerk, wo man Glück haben muss, dass nichts passiert.

Du isst doch auch Kartoffeln, oder? Noch vor 50 Jahren war der Solaningehalt von Kartoffeln so hoch, dass man das Kochwasser wechselte. Auberginen und unreife Tomaten sind nicht gesund. Gurken, Zucchini und andere Kürbisgewächse können durch Rückkreuzungen ziemlich giftig werden, ab und an schafft es immer mal wer ins Krankenhaus.

Rhabarber kann wunderschöne Vergiftungserscheinungen hervorrufen, deshalb erntet man ihn nur früh im Jahr. Rote Bete kann das auch. Mit Muskatnuss erreicht man hervorragend Rauschzustände, kleine Kinder kann man damit umbringen.

Bittermandeln schaffen das übrigens auch. Mit Waldmeister kann man sich Nierenschäden holen. Vor wenigen Jahrzehnten konnte man sich noch mit Roggen abschießen. Viele Speisepilze sind roh giftig oder sie dürfen für mehrere Tage nicht mit Alkohol zusammen konsumiert werden.

Vieles macht auch die Dosis aus, wenn du eine rohe Kichererbse isst, dann wirst du nicht direkt tot vom Stuhl fallen. Wenn du aber meinst das Zeug in mehreren Kilogramm auf einmal in dich schaufeln zu müssen, dann sieht es wieder anders aus. Ein paar andere Lebhafte Beispiele hat dir cooper schon genannt, aber wieso sollte man Angst davor haben? Wenn man wirklich Angst vor so etwas hätte, dann würde man es gar nicht essen aber dann könnte man auch vieles anderes nicht essen, da das ebenfalls zu Vergiftungen und anderen lustigen Sachen kommen kann.

Das hört sich ja schon fast an, als könnten Hülsenfrüchte von sich aus angreifen, sodass man Angst haben muss, dass sie sich aktiv in die Speiseröhre des Konsumenten stürzen könnten! Solange mich niemand mit vorgehaltener Pistole zwingt, rohe Bohnen zu mampfen, fühle ich mich vor derlei Alltagsgefahren daher relativ sicher.

Zu den von cooper genannten "gefährlichen" Lebensmitteln kann ich noch Waldfrüchte (Fuchsbandwurm!) und Bärlauch ergänzen. Da schaffen es auch jedes Jahr ein paar Naturfreunde, sich mit Herbstzeitlosen- oder Maiglöckchenblättern ins Krankenhaus zu futtern. Aber deswegen habe ich doch noch lange keine Angst vor Pflanzen, da ich schließlich nicht gezwungen bin, von jedem giftigen oder ungiftigen Gewächs am Wegesrand ein paar herzhafte Bissen zu nehmen. Bin ich denn eine Ziege?

Gerbera hat geschrieben:Bin ich denn eine Ziege?

Prinzessin_90 hat geschrieben:Wer sagt denn, dass nur Tiere Pflanzen essen? Das kann man doch als Mensch genauso gut und ich nasche schon auch gerne mal ein paar Früchte, die ich draußen so finde. Dafür muss man ja nun nicht unbedingt eine Ziege sein.

Ich mag Kälber. Auch "Ziege" war in diesem Zusammenhang nicht als Beleidigung gedacht. So ein kindliches Gemüt habe ich dann doch nicht mehr. Ich habe lediglich versucht zum Ausdruck zu bringen, dass mir als Menschen hierzulande und heutzutage im Gegensatz zu Tieren, die Pflanzen nur fressen oder verschmähen können, genügend Kulturtechniken zur Verfügung stehen, um auch ungenießbare, ja sogar giftige Nahrungsmittel verwertbar zu machen. Oder möchte das jemand leugnen?

Deswegen erscheint mir der Begriff "Angst" auch nach wie vor sehr weit hergeholt, da ich, wie gesagt, weder vom Instinkt noch von der blanken Notwendigkeit her gezwungen bin, alles auch nur ansatzweise Essbare roh und ungewaschen zu futtern, weil ich es entweder nicht besser weiß (siehe Ziege) oder sonst verhungern würde. Falls Ziegen mittlerweile Hülsenfrüchte zubereiten können, bitte ich um Mitteilung!

Die Evolution hat also meiner Meinung nach den meisten von uns die kognitive Potenz und die Hilfsmittel mitgegeben, dass wir zumindest vor ein paar Dingen keine Angst mehr haben müssen. Und dazu zähle ich Hülsenfrüchte. Mehr wollte ich gar nicht sagen.