Kann man seine Ziele nur mit Leidenschaft erreichen?

vom 21.08.2016, 20:58 Uhr

Vor einiger Zeit habe ich einen Bericht gesehen, in dem es um erfolgreiche Menschen ging. Darin wurde unter anderem auch erwähnt, dass es für den Erfolg unbedingt erforderlich ist, seine Ziele mit der nötigen Leidenschaft zu verfolgen. Demnach könne man nur in einem Bereich erfolgreich sein, der einem auch wirklich liegt.

Ein Usain Bolt beispielsweise ist der perfekte Läufer, einfach weil es seine Leidenschaft ist und er hundertprozentig hinter dem steht was er tut. Hätte er aber beispielsweise gesagt er möchte nicht mehr laufen, sondern stattdessen lieber einem anderen Beruf nachgehen, wäre er darin vielleicht auch erfolgreich gewesen, aber nicht der Beste. Einfach weil ihm dazu die nötige Leidenschaft gefehlt hätte.

Wie denkt ihr darüber? Findet ihr man benötigt zum Erreichen des ganz großen Erfolges in seinem Beruf oder Hobby die entsprechende Leidenschaft für das was man tut? Oder lässt sich alles auch ohne Leidenschaft und alleine durch den Willen zum Erfolg erreichen?

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es kommt doch darauf an, welche Ziele das sind und ob man sie im Alltag braucht. Nehmen wir meinen Freund zum Beispiel, er hasst das Kochen. Er mag das überhaupt nicht und es macht ihm nicht den geringsten Spaß. Es ist für ihn eher die Erfüllung einer lästigen Pflicht, mit dem Ziel, nicht zu verhungern. Das kann er auch offensichtlich komplett ohne Leidenschaft, weil er ja das Ziel, nicht zu verhungern, zweifelsfrei erreicht hat.

Meine tägliche Hygiene kann ich auch ohne jede Form von Leidenschaft erledigen und erreiche trotzdem das Ziel, sauber zu werden und mich zu pflegen. Daher finde ich, dass deine pauschale Aussage irgendwie hinkt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich komme mit der Vorstellung, ein Ziel zu erreichen, ohne dass man es wirklich will, auch nicht so ganz klar. Wir reden hier ja nicht von dem Ziel, nicht ungeduscht und müffelnd das Haus zu verlassen oder ähnliches, sondern von Megaprojekten, die unwahrscheinlich viel Geld, Zeit, Energie und in manchen Fällen auch Teile der Gesundheit erfordern und einen Menschen über Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Wie und vor allem warum man dies ohne Leidenschaft tun sollte, ist mir absolut schleierhaft. Warum sollte man sich ein derart anspruchsvolles Ziel wie "der/die Beste sein zu wollen" denn sonst überhaupt setzen? Nur um sich abzurackern und gefühlt jahrelang kein Tageslicht zu sehen vor lauter Training, Lernen, Geld verdienen oder was auch immer?

Zumindest kann ich mir niemanden vorstellen, der beispielsweise jeden Tag acht Stunden an der Ballettstange schwitzt oder 70 Wochenstunden für seinen Job aufwendet, obwohl sie die Tanzerei eigentlich nervig findet oder 40 Wochenstunden auch ausreichen würden, was das Geld angeht. Natürlich kann man auch Ballerina werden, weil es die Eltern so wollen oder aus ähnlichen extrinsischen Motivationsgründen, aber die, die es für sich selber wollen, trainieren eben das bisschen mehr, geben ihren letzten Cent dafür aus oder gehen mehr gesundheitliche Risiken ein als jemand, der es aus irgend einem bizarren Grund oder ganz grundlos macht.

Und hier ist in meinen Augen der Unterschied zwischen "ganz gut" und "wirklich hervorragend, so etwas hat man noch nicht erlebt" begründet. Ganz davon abgesehen könnte man auch diskutieren, ob es Willen ohne Leidenschaft oder Leidenschaft ohne Willen überhaupt gibt und ob Leidenschaft alleine überhaupt einen Unterschied macht, wenn die körperlichen oder geistigen Fähigkeiten nicht gegeben sind. Schließlich könnte alle Leidenschaft der Welt aus mir ebenso wie aus den meisten anderen Menschen keine Ballerina machen. :lol:

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man auch ohne Leidenschaft und nur mit Willenskraft und Ehrgeiz gute oder auch sehr gute Leistungen bringen kann. Zumindest intellektuell, in sportlichen oder praktischen Angelegenheiten dürfte es noch schwieriger sein. So habe ich mit einem Fachbereich zu tun gehabt, den ich wirklich so gar nicht mochte, ich hatte diesbezüglich weder Talent noch größeres Interesse, geschweige denn eine Leidenschaft und bin da eher reingerutscht.

Ungeachtet dessen war ich formal einigermaßen erfolgreich, weil ich sehr ehrgeizig war und das fehlende Interesse durch erhöhten Einsatz ausgeglichen habe. Allerdings muss ich sagen, dass das insgesamt wirklich eine ziemliche Quälerei gewesen ist. Wenn man eine Leidenschaft für eine Sache hat, dürfte man es wesentlich einfacher haben, sich zu motivieren. Ein Wissenschaftler, der für seine Sache brennt, und solche Leute kenne ich, hat den Erfolg fast als eine Art Nebenbei-Produkt, ohne vorher das Ziel einer großen Karriere gehabt zu haben.

Ich finde, man muss in der Sache zwischen Leidenschaft und Neigung, Ehrgeiz und Willen sowie Talent als letztem Faktor unterscheiden. Bis zu einem gewissen Grad kann man auch mit nur einzelnen Segmenten Erfolg haben, aber überdurchschnittliche Leistungen gemessen an einem großen Gesamtdurchschnitt wird man nur haben, wenn alle drei Sachen dauerhaft zum Tragen kommen.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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