Autor sucht im Internet nach Titel für das nächste Buch

Heute habe ich mich an der Suche nach einem Titel für das nächste Buch meines Lieblingsautors beteiligt. Er hat bei Facebook nach einem Titel für sein nächstes Buch gesucht ohne überhaupt etwas geschrieben zu haben. Wie findet ihr das? Ist das eine moderne und kreative Idee oder Blödsinn, weil er das selber hinbekommen müsste?

Das finde ich schwierig zu sagen. Gab es denn Vorschläge, so dass vielleicht mehrere Titel zur Auswahl standen? Dann fände ich es ganz nett, abzustimmen und mich für einen Titel zu entscheiden, wenn ich wüsste, um was es in dem Buch geht. Wenn der Autor aber noch gar keine Idee hatte und den ganzen Titel von seinen Fans genannt bekommen möchte, dann denke ich, dass jemand, der eine Geschichte schreiben kann, auch in der Lage sein sollte, dazu den passenden Titel zu finden.

Man konnte nicht auswählen, er schreibt grundsätzlich nur über ein bestimmtes Themengebiet und deswegen konnte man es einschätzen über was das nächste Buch gehen soll. Man musste also selber kreative Namen finden. Er selber ist nun auch nicht unkreativ und da man wenn man den Gewinnervorschlag gemacht hat ein signiertes Buch bekommt habe ich dann eben mitgemacht.

Ich muss gerade an die ganzen Facebook Aktionen denken, wo Firmen ganz modern sein wollten und die Facebook Fans nach Ideen gefragt haben und zur Abstimmung aufgerufen haben - und dann hat ein Spülmittel mit Hähnchengeschmack gewonnen und ein Mann mit schlechter Perücke ist zum Topmodell für einen Katalog gewählt worden.

Bei Buchtiteln ist das vielleicht etwas anderes, weil absurde Titel ja nicht zwangsläufig abschreckend wirken sondern eher die Neugierde erwecken. Wenn ich mein Buch jetzt "Und?" nenne wird das vielleicht mehr Leute dazu animieren sich den Klappentext durchzulesen als wenn ich einen Titel wähle, der irgendwie das Thema des Buches beschreibt.

Ich habe mit kreativem Schreiben jetzt nicht so viel Erfahrung, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass etwas interessantes dabei heraus kommen kann, wenn man einen vorgegeben Titel und sich dann überlegen muss, was für eine Art von Geschichte überhaupt dazu passen könnte. Da der Autor ja noch nichts geschrieben hat, hat er ja noch alle Freiheiten.

Die Frage, die ich mir aber gerade stelle ist, wie viel Freiheit man überhaupt bei der Wahl des Titels hat. Ich weiß nämlich von relativ vielen Übersetzungen, die von den deutschen Verlagen völlig dumme Titel verpasst bekommen haben, die rein gar nichts mit dem Originaltitel zu tun haben. Und das liegt nicht daran, dass sich diese Titel nicht übersetzen lassen, das hätte wunderbar funktioniert. Aber anscheinend dachte man, dass man die Bücher mit anderen Titeln besser verkaufen kann.

Ich halte das Ganze eher für einen Marketing-Gag. Die Fans und Leser des Autors bekommen so das Gefühl, aktiv zum Entstehen des nächsten Werkes beizutragen, und das schmeichelt natürlich irgendwo dem Ego. Die meisten Buchtitel sind sowieso nach Schema F aufgebaut und werden vor allem danach ausgewählt, wie griffig sie klingen und die Verkaufszahlen fördern. Ich hatte schon öfter das Gefühl, dass 90 Prozent der Titel von Unterhaltungsliteratur nach folgendem Schema aufgebaut sind: Artikel, Substantiv, Beruf oder Spezies im Genitiv.

Jedenfalls glaube ich nicht, dass dem Autor partout kein Titel einfällt und er sich deswegen an seine Fangemeinde wendet. Eher halte ich es für wahrscheinlich, dass er sich vom ausgewählten Titel für den nächsten Schmöker inspirieren lässt oder die Sache im Sande verläuft, weil der Siegertitel: Der Schaufelbagger der Elfenprinzessin lautet.

Findet denn überhaupt eine Wahl statt oder dürfen die Fans nur Vorschläge machen? Wenn die Fans dann gar nicht abstimmen, läuft der Autor auch nicht Gefahr, dass er ein Buch mit dem Titel "Der Schaufelbagger der Elfenprinzessin" schreiben muss (wobei das echt mal was Neues wäre; gute Idee, Gerbera). Und auch das Spülmittel mit Hähnchengeschmack konnte nur auf Platz eins kommen, weil Fans mit Humor abgestimmt haben.

Wenn dieser Autor aber die Fans nur Vorschläge machen lässt ohne irgendeine Verpflichtung einzugehen, einen gewissen Titel auf jeden Fall verarbeiten zu müssen, dann lässt er sich davon einfach nur inspieren. Es ist eine gute Möglichkeit, zu überprüfen, was die Fans interessiert und was sie gerne als nächstes lesen würden. Die Vorschläge werden dann ja auch Kommentare bekommen. Nur, dass er die "Ich bin vor Lachen vom Stuhl gefallen"-Kommentare eben getrost ignorieren kann.

Aber grundsätzlich halte ich es auch eher für einen Marketing-Gag wie Gerbera. Es weckt schon mal die Neugier auf das nächste Buch und baut eine Vorfreude auf. So hält man die Fans bei Laune bis das Buch endlich rauskommt. Wenn es dann tatsächlich unter einem der vorgeschlagenen Titel erscheint, sind viele neugierig, was er aus dem Titel gemacht hat. Man fühlt sich auch schon irgendwie verbunden mit dem Buch, weil man höchstpersönlich schon ein ganz klein wenig an der Entstehung beteiligt war.

Ich finde die Idee ziemlich gut. Es ist einfach ein bestimmter Stil zu schreiben, es gibt Autoren die haben eine Kiste von Karteikarten auf denen normale Wörter stehen. Wenn sie ein neues Buch schreiben wollen, ziehen sie sich 4 oder 5 Wörter und konstruieren daraus den Inhalt des Buches.

Ich denke mal das der Autor einen ähnlichen Ansatz fahren möchte. Er wird den Titel von den Wählern nehmen und dann das beste daraus machen. Für einen Autor ist es auch eine Qual in seiner Box gefangen zu sein und wenn seine Leser ihm aus der Box helfen können kann er dadurch ja nur gewinnen.

Ich denke nicht, dass dieses Votum missbraucht werden kann. Ich meine wenn dem Autor der Titel des Buches nicht passt, weil irgendwelche Menschen aus dem Internet versuchen die Aktion zu "trollen" schreibt er halt das Buch einfach nicht und sucht sich einen anderen Titel aus. Es ist ja nicht so das er keine Wahl mehr hätte und ob man jetzt ein Bild auf ein bestimmtes Produkt kleben muss oder das ganze Produkt mit einer schwachsinnigen Idee produzieren muss ist einfach ein gewisser Unterschied.

Ich sehe darin nur die Werbung für das Buch. Und das wird der gute Mann sich mit großer Wahrscheinlichkeit von einer Bestsellerautorin abgeschaut haben. Sie hat zwar nicht nach Titeln gefragt, aber ab und an eine kleine Leseprobe vom aktuellen Roman bei Facebook veröffentlicht, damit die Fans etwas haben. Dazu gab es auch diverse Abstimmung für die Schauspieler, die sich beworben hatten. Denn ihre Romanreihe ist mittlerweile zum Teil schon verfilmt worden.

Nun haben Fans Vorschläge gemacht und jeder hofft nun auf das signierte Buch, weil er hofft, dass sein Titel genommen wird. Somit bleiben die Fans neugierig und schauen immer wieder nach, ob und wann das Buch nun unter welchem Titel kommt.

Ich finde die Idee gar nicht schlecht und würde da überhaupt nicht vermuten, dass der Autor selbst keine Ideen hat. Stattdessen möchte er seine Fans einfach an seinem nächsten Buch teilhaben lassen. Wenn er sich selbst einfach einen Titel unter den Vorschlägen aussucht, dann ist es ja auch nicht so schwer, da eine Geschichte dazu zu schreiben. Immerhin wird es ja nicht nur drei Vorschläge geben, so dass er die freie Wahl hat.

Wenn der Titel schwammig ist und jede Menge Interpretationsspielraum lässt, dann kann er ja wirklich alles Mögliche darüber schreiben und ist so nicht einmal beschränkt, was das Genre angeht. Von daher ergibt sich für ihn da kein Nachteil dadurch. Die Idee finde ich aber wirklich gut.