Bei was konntet ihr schon eine Sonderstellung genießen?

vom 18.08.2016, 20:20 Uhr

Ich mag es gar nicht, Aufmerksamkeit zu erzeugen, irgendwo im Mittelpunkt zu stehen oder jemandem Aufwand zu machen, so dass ich normalerweise nie bewusst eine Sonderstellung genießen möchte. Manchmal lässt sich so etwas ja aber auch nicht unbedingt verhindern. Manche Krankheiten, Essgewohnheiten oder Behinderungen führen ja beispielsweise doch immer wieder dazu, dass man eine Sonderstellung irgendwo einnimmt. Manchmal möchte man das und manchmal auch nicht.

Bei was konntet ihr schon eine Sonderstellung genießen? Mögt ihr so etwas gerne, da ihr somit im Mittelpunkt seid und auf diese Weise Aufmerksamkeit bekommt oder würde es euch lieber sein, gleich wie alle anderen behandelt zu werden?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich denke es macht schon einen sehr großen Unterschied aus, ob man sich bewusst in Szene setzt oder man einfach auf die Hilfe von anderen angewiesen ist weil man es selbst nicht mehr hinbekommt wie z.B. bei einer Lähmung. Denn diese Menschen drängen sich sicherlich nicht absichtlich mit ihrer Krankheit oder Einschränkung in den Mittelpunkt und ich habe doch eher die Erfahrung gemacht, dass es ihnen eher unangenehm ist wenn sie zusätzlich noch als "Sonderling" mit einer Sonderstellung behandelt werden. Von daher sehe ich es als normal an, wenn man jemanden unterstützend hilft der dazu alleine nicht in der Lage ist und würde das auch nicht als "in den Mittelpunkt drängen" bezeichnen.

Wenn sich jemand in den Mittelpunkt drängt um so Aufmerksamkeit zu erhaschen dann sind das für mich andere Fälle. Das ist dann so etwas wie eine Hochzeit, an dem sich das Brautpaar absichtlich in Szene setzt, eine Geburtstagsfeier auf der das Geburtstagskind ausreichend grölt um auf sich Aufmerksam zu machen und auch immer wieder darauf verweist, dass man doch die wichtigste Person in diesem Raum gerade ist oder zumindest den Eindruck erwecken möchte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Es gibt doch viele Situation, in denen man zwangsläufig eine Art Sonderstellung hat, was weder etwas mit wollen noch mit genießen zu tun hat. In den Mittelpunkt drängt man sich deshalb auch nicht unbedingt und mehr Aufmerksamkeit bedeutet eine Sonderstellung auch nicht zwangsläufig.

Wenn ich zum Beispiel von einer Freundin gefragt werde ob ich auf der Hochzeit von ihrer Freundin fotografieren würde, weil ich das bei ihr so gut gemacht habe, und ich habe mit dieser Freundin der Freundin eigentlich nicht viel zu tun, dann habe ich auf dieser Hochzeit gleich aus mehreren Gründen eine Sonderstellung. Ich gehöre weder zur Familie noch zum Freundeskreis und bin eher ein Beobachter als jemand, die aktiv mit feiert.

Wenn ich als einzige Frau in einem Team mit lauter Männern arbeite habe ich zwangsläufig auch eine Sonderstellung. Selbst wenn mich niemand anders behandelt, selbst wenn ich mich nicht wie die Henne im Korb fühle und selbst wenn es für den beruflichen Alltag wirklich gar keine Rolle spielt was für ein Geschlecht die Kollegen haben. Man bleibt immer die einzige Frau im Team und wir von Außen auch so wahr genommen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Fragt man einen Menschen mit Behinderung ob er lieber gesund wäre oder seine Sonderstellungen genießt, dann dürfte die Antwort wohl klar sein. Ich kenne keinen Menschen mit Behinderung, der gerne auf andere angewiesen ist. Sei es drum, dass man in Schwimmbädern oder auf Konzerten weniger zahlen muss oder einen besseren Platz bekommt - der Preis dafür ist viel zu hoch, finde ich. Dann zahle ich lieber den vollen Preis oder habe einen schlechteren Platz, als das ich mit einer Erkrankung leben muss, die mich so einschränkt, dass ich Vergünstigungen bekomme.

Ich genieße es ein bisschen, dass ich Studententarife bekomme. Ich gehe Vollzeit arbeiten, studiere aber auch Vollzeit. Dafür bekomme ich als Student eben auch einen billigeren Handyvertrag, komme günstiger ins Schwimmbad und kann Bahnfahren, so viel ich will. ABER: ich zahle unheimlich viel Semestergebühren, habe ziemlich wenig Zeit und definitiv auch höhere Ausgaben durch Fahrtkosten und Lehrmaterial.

Das was ich spare, oder scheinbar spare, gebe ich an anderer Stelle durch das Studium wieder aus. Insofern nutzt mir diese Sonderstellung eigentlich auch wieder nichts. Aber man kann sich ja mal darüber freuen, wenn man dann doch mal billiger in den Zoo rein kommt, auch wenn man dafür vor Monaten einen viel zu hohen Semesterbeitrag zahlen durfte.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Ich habe zur Zeit das Vergnügen als einzige Frau umgeben von Männern arbeiten zu dürfen. Erst gestern hatte ich wieder Außendienst, da waren noch einige andere Männer von anderen Unternehmen, Behörden etc. dabei. Letzten Endes war ich aber die einzige Frau inmitten von 25 Männern und das fällt extrem auf, selbst wenn man fachlich kompetent ist und auch gut mitreden kann.

Bei uns auf der Etage ist es ähnlich krass. Da gibt es zwar einzelne Frauen, die abgesehen von mir dort arbeiten, aber das sind Sekretärinnen und eher mit dem Verwaltungskram beschäftigt. Ich bin die einzige Frau, die wirklich mit den Männern mitarbeitet und das auch kann und auch das fällt auf.

So fühle ich mich immer mehr wie eine Henne im Korb, wobei es aber nicht so ist, dass ich irgendwie sexistische Witze mit anhören müsste oder so. Ich werde trotzdem mit Respekt behandelt und fühle mich nicht diskriminiert oder so. Aber dennoch nehme ich unfreiwillig eine Sonderstellung ein. Das muss man aber in meiner Branche als Frau abkönnen, denn Frauen sind hier wirklich nicht oft vertreten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir kaum eine Situation ein, in der ich wirklich eine Sonderstellung eingenommen habe. Es ist ja auch eine Frage der Einstellung und des subjektiven Gefühls, ob man tatsächlich auffällt, ob man positiv auffällt und ob man dies "genießt" oder auch nur möchte. Manche Leute bekommen gerne eine Extrawurst gebraten und sie sonnen sich in jeder Form der Aufmerksamkeit, während sich andere schon für sie fremdschämen.

Es stellt ja zum Beispiel auch eine Sonderstellung dar, wenn man als einzige in einer Gruppe die Regeln eines Spiels extra erklärt bekommen muss oder konditionsbedingt bei einer Bergtour 500 Meter hinterher japst, und das ist wahrhaftig keine angenehme Art, Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich selber "genieße" es überhaupt nicht, in irgendeiner Form aufzufallen oder im Mittelpunkt zu stehen. Das stresst mich nur.

Beispielsweise war ich heute in der Arbeit beim Mittagessen die einzige Frau unter 30 Männern. Wäre ich bei einem spontanen Gruppenfoto als einzige BH-Besitzerin oder bei einem spontanen Chorgesang als einziger Sopran aufgefallen? Wahrscheinlich ja. Empfinde ich es als "Sonderstellung", als einzige Person mit Uterus meine Gemüsesuppe zu löffeln? Nicht im geringsten, und zu genießen gibt es in einer derartigen Situation auch nichts für mich.

Mir ist selbst die "Sonderstellung" unangenehm, die ein Geburtstag mit sich bringt, und die fällt wahrhaft äußerst bescheiden aus. Sonderstellungen sind also definitiv nichts für mich.

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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