Aus Vorlesung verschwinden, nachdem man unterschrieben hat?

vom 27.07.2016, 23:07 Uhr

Bei mir in der Uni ist in Seminaren Anwesenheitspflicht, wobei da auch immer eine Liste herum geht, in die man sich eintragen muss. Ich erlebe es jedoch oft, dass sich Leute eintragen und recht kurze Zeit danach wieder verschwinden. Wenn man einen dringenden Termin hat oder es einem nicht gut geht, ist das ja auch völlig in Ordnung. Allerdings merke ich, dass das einige wohl regelmäßig so machen.

Ich störe mich da nicht dran, da es mir egal ist, was andere machen. Ich könnte das im Prinzip ja auch machen, wobei ich da aber keinen Sinn drin sehe. Wenn irgendwo Anwesenheitspflicht ist, dann gehe ich da auch hin und das nicht nur zum Unterschreiben. Macht ihr es auch gerne so, dass ihr aus Vorlesungen und Seminaren direkt wieder verschwindet, nachdem ihr unterschrieben habt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Bei uns an der Uni gibt es keine Anwesenheitspflicht und ich war auch sehr überrascht, als meine Freundin mir erzählte, dass sie auch zu nahezu allen Seminaren unterschreiben müssen. Sie geht auch häufiger einfach nach Hause, gerade in der Prüfungsvorbereitung findet sie es einfach wichtiger, als sich das Seminar, welches zum Teil nicht mal relevant ist, anzuhören.

Ich kann das total verstehen und ehrlich gesagt finde ich Anwesenheitspflicht nur im Ausnahmefall, wenn es wirklich extrem relevante Inhalte sind, sinnvoll. Ansonsten kann ja jeder Student da sein aber trotzdem nicht zuhören sondern sich mit etwas anderem beschäftigen. Ehrlich gesagt erinnert mich diese Pflicht auch ziemlich an Schule, was die Uni in meinen Augen nicht sein sollte. Jeder lernt anders und wenn man eben ein Typ ist, der sich lieber selbst alles mit Büchern beibringt ist diese Anwesenheitspflicht nicht der richtige Weg.

Gäbe es so etwas an meiner Uni würde ich wahrscheinlich auch hin und wieder unterschreiben und danach einfach gehen. Natürlich nur wenn ich weiß, dass ich nichts wichtiges verpasse oder es auf Grund von Terminen nicht anders geht.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Diese Unsitte, dass Studenten unterschreiben müssen, dass sie da waren hat erst nach der Einführung des Bachelor Master Systems massiv um sich gegriffen. Ich finde es furchtbar, wenn erwachsene Menschen zur Anwesenheit gezwungen werden. Von daher ist es auch nachvollziehbar für mich, dass manche unterschreiben und gleich wieder gehen.

Und der Gedanke, die Studenten zu mehr Ernsthaftigkeit zu erziehen, den verstehe ich ja. Aber diese Maßnahmen treffen eben nicht nur die, die das Studium auf die leichte Schulter nehmen. Die bestehen sowieso früher oder Später die Prüfungen nicht. Viel mehr finde ich es ungerecht gegenüber studierenden Eltern, die durch die Anwesenheitspflicht stark eingeschränkt werden. Ist das Kind mal krank, kann man es ja auch nicht dauernd mit in die Uni nehmen. Und manchmal war es auch gar nicht so einfach, dem Dozenten klar zu machen, dass Kind krank kein schwänzen ist, sondern eben höhere Gewalt.

Auch die Studenten, die nebenher arbeiten müssen, werden dadurch doppelt bestraft. Nicht immer kann man sich dem Chef gegenüber rechtfertigen, dass man während dem Seminar keine Ausnahme machen kann. Und letztlich werden so durch dieses Absurde System finde ich einseitig die jungen Studenten, die nicht familiär gebunden sind und die keine Geldsorgen haben bevorzugt. Fair finde ich das nicht.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich hatte mal eine Vorlesung bei einem Dozenten, die wohl nicht besonders beliebt war und wo er dann auch sehr inkompetent in der Lehre war. Es gibt eben Menschen, denen liegt die Lehre überhaupt nicht, denen liegt eher die Forschung, was ich auch absolut in Ordnung finde. Jeder hat seine Stärken und Schwächen.

Nur leider hat er die Klausuren auch immer so doof gestellt, dass man gar nicht kapiert hat, was er von einem wollte und Fragen stellen durfte man auch nicht während der Klausur, wenn man was nicht verstanden hatte. Also ein nicht unerheblicher Teil ist bei ihm immer durchgefallen, sodass er angefangen hat, eine Anwesenheitspflicht in der Vorlesung mit über 400 Personen einzuführen, was kompletter Hirnriss ist.

Da eine einzige Anwesenheitsliste es nie geschafft hat innerhalb von 90 Minuten den ganzen Hörsaal zu passieren, wurden dann locker 6-8 Listen rumgereicht. Da seine Vorlesungen niemandem genutzt haben, haben sehr viele unterschrieben und sind gegangen, um ihre Zeit sinnvoller zu nutzen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kenne so ein Verhalten von Fortbildungen, dass da einige Leute gehen, nachdem sie unterschrieben und ihr Zertifikat bekommen haben, was leider immer am Anfang verteilt wird. Da kann ich es nicht verstehen, weil die Fortbildung freiwillig ist und es doch auch darum geht, etwas zu lernen und nicht nur um die Punkte. Aber bei einer Vorlesung an der Uni, die man vielleicht doch nicht braucht, muss ich sagen, dass ich so ein Verhalten schon eher verstehe, wenn ich es auch nicht so machen würde.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


An unserer Uni waren Vorlesungen in der Regel freiwillige Veranstaltungen, bei denen es keine Anwesenheitskontrolle gab, ganz im Gegensatz zu Praktika oder Seminaren, die in kleineren Gruppen abgehalten und stets mit einer Teilnehmerliste überprüft wurden.

Ausnahmen gab es lediglich dann ab und zu, wenn Vorlesungen sehr nah am Semesterende lagen, wo sich Studenten, die ihren Stundenplan entsprechend clever zusammengestellt und viele Veranstaltungen vorgezogen hatten, gerne schon mal frühzeitig in den Urlaub verabschiedet haben, oder in Fällen, in denen Dozenten von extern für die Vorlesung angereist sind und wo man verhindern wollte, dass sie den langen Weg für lediglich fünf bis zehn ernsthaft Interessierte auf sich nehmen.

Man kann sich vorstellen, dass die Resonanz auf diese erzwungene Anwesenheit bei den Studenten nicht gerade positiv ausfiel. Demnach haben viele versucht, sich nach dem Unterzeichnen der durchgegebenen Liste aus dem Staub zu machen oder gar nicht erst zu erscheinen und jemand anders zu beauftragen, seine Unterschrift auf den Zettel zu setzen.

Teilweise wurden richtige Gruppen und Pläne erarbeitet, wer an welchem Termin auf jeden Fall in der Vorlesung sitzt und die Anwesenheit aller anderen "bestätigen" kann. Die Reaktion des Dekanats war natürlich eine Drohung mit Exmatrikulation bei nachweislicher Urkundenfälschung, und somit ging man weitestgehend zu der ersten Taktik über, nach der Unterschrift das Weite zu suchen.

Bei uns hat dieses Verhalten teilweise Ausmaße der Form angenommen, dass sich in den ersten 5 Minuten der Vorlesung eine Menschentraube in der ersten Reihe gebildet hat und die Leute sogar provokativ von den letzten Plätzen bis ganz nach vorne gegangen sind, um schnellstmöglich zu unterschreiben und dann wortlos den Saal zu verlassen, ohne auch nur zu versuchen, dabei unauffällig oder zumindest leise zu sein.

Ich persönlich habe das nie gemacht, weil ich es dem Dozenten gegenüber einfach wahnsinnig respektlos und unfair fand. Für den Lehrplan und die Terminvergabe der Vorlesungen kann er ja nun wirklich nichts, und dass man ihm nicht einmal die Chance gibt, seine Lehrqualität unter Beweis zu stellen, indem man zumindest eine halbe Stunde zuhört, finde ich eigentlich unmöglich.

Abgesehen davon habe ich es irgendwie nicht eingesehen, nach wenigen Minuten wieder zu verschwinden, wenn ich teilweise extra für diese Vorlesung zur Uni gefahren bin. Da hätte ich selbst dann, wenn ich frühzeitig gegangen wäre, allein durch die Busfahrt so viel Zeit verloren, dass ich auch gleich hätte sitzen bleiben und zuhören können.

Wenn ich schon einmal da war, dann bin ich auch immer bis zum Ende oder zumindest bis kurz vor Schluss geblieben und habe den Saal nur dann eher verlassen, wenn ich ansonsten eine günstige Busverbindung verpasst hätte oder wenn ich (was ein oder zweimal in meiner gesamten Studienzeit vorkam) wirklich krank war und mich mies gefühlt habe.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Bei mir im Studium gab es keine Anwesenheitspflicht. Entweder man war da und bekam die Lesung mit oder man musste sich das hinterher selbstständig erarbeiten und hatte damit noch mehr Aufwand. Es handelte sich dabei aber auch um eine private Universität und ein Abendstudium neben dem Beruf der Voraussetzung war. Sprich es konnte gar nicht immer jeder anwesend sein wenn z.B. der Geschäftstermin länger ging oder man länger arbeiten musste. Damit wären diese Leute direkt im Nachteil gewesen und von daher hat man auf diese Listen mit den Unterschriften auch verzichtet.

Dennoch waren die meisten bemüht wirklich immer vor Ort zu sein oder ggf. auch jemand anderen damit zu beauftragen das für sie zu notieren oder sie nachträglich über den Inhalt zu informieren. Denn das selbst erarbeiten davon hat wesentlich länger gedauert und ich habe es auch zu spüren bekommen als ich einmal 3 Wochen am Stück nicht in die abendlichen Lesungen kommen konnte. Hinterher saß ich gute 6 Wochen daran das verpasste aufzuholen um wieder auf dem gleichen Level zu sein wie diejenigen, die das ganze in der Lesung selbst mitbekommen haben.

Ich kann es nicht wirklich verstehen wieso man erwachsene Leute dazu zwingt sich die Lesungen zu geben und es dann so Inkonsequent macht. Sprich das die Liste bereits zum Anfang herum gegeben wird und man danach einfach verschwinden kann. Wenn man so etwas machen möchte, dann sollte die Liste auch erst zum Ende der Lesung ausgegeben werden für die Unterschrift und nicht bereits zu beginn. Damit kann man sie viel besser festhalten oder auch in der Lesung gegen Ende.

Aber eigentlich sollte es jedem selbst überlassen werden ob er die Lesungen mit nimmt oder den Stoff für sich selbst Zuhause nachholt. Denn am Ende zählt ohnehin nur das Ergebnis wie man das ganze besteht mit Prüfungen und Co und wenn das Ziel dann nicht erreicht wird, kann man die Studenten immer noch entsorgen die aus alleiniger Faulheit oder wegen "Ausschlafen" nur zum unterschreiben kamen und sich dann wieder ins Bett verziehen und selbst rein gar nichts machen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Was soll man denn sonst tun, das ist doch reine Notwehr! In meinem zweiten Studiengang waren wir in meinem Jahrgang 700 Männchen. Wir benötigten alle mehrere Seminare, die nur Platz für 60 bis 90 Leute boten und mit Anwesenheitspflicht belegt waren. Folglich hat man sich jedes Semester für alles eingetragen und auf den Lottogewinn gehofft.

Wenn man dann den Platz hatte, hatte man aber manchmal zeitgleich einen zweiten Platz in einer der anderen Veranstaltungen. Oder man hatte genau jetzt eine Vorlesung, die man tatsächlich besser hören sollte. Oder, das gilt für mich, man musste arbeiten. Denn das zweite Studium musste ich mir komplett selbst finanzieren.

Was soll man denn da machen? Soll man 10 Jahre oder länger studieren, nur damit man vielleicht irgendwann einmal einen Platz bekommt, wenn man tatsächlich kann. Oder wartet man wegen dem Platz auf eine Vorlesung, die nur jedes vierte Semester angeboten wird? Immerhin hofften damals jedes Semester mindestens 3.000 Studierende darauf, einen dieser 60 bis 90 Plätze zu bekommen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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