Nur bei Regelstudienzeit Chance auf Masterstudienplatz?

vom 11.08.2016, 07:15 Uhr

Dass es viel zu wenig Masterplätze für viel zu viele Bachelorabsolventen gibt, sollte mittlerweile hinreichend bekannt sein. Ich habe mal gelesen, dass nur etwa 20 Prozent der Bewerber überhaupt einen Studienplatz bekommen würden, wobei das sicherlich je nach Studiengang variieren wird und es ja auch davon abhängt, ob ein Fach zulassungsbeschränkt ist und wie viele Plätze überhaupt zur Verfügung gestellt werden.

Durch die Abschaffung der Studiengebühren kosten die Studenten aber Geld und soweit ich weiß bekommen die Unis nur pauschal Geld und nicht pro geschaffenen Studienplatz, wie das in anderen Ländern der Fall ist. Ich habe sogar mal gelesen, dass ein Student durchschnittlich 11.000 € kostet und die Unis wohl generell Probleme mit der Eigenfinanzierung haben sollen.

Kann es daher also sein, dass - theoretisch - Studenten beim Master bevorzugt werden, die im Bachelor die Regelstudienzeit nicht überschritten haben, weil die Uni da sicher sein kann, dass der Student nicht länger studiert als nötig und somit nicht unnötig viel mehr Geld kosten wird? Das Bewerbungsverfahren unterscheidet sich ja auch, manche Unis wünschen Engagement, bestimmte Tätigkeiten nebenher, Motivationsschreiben und ein Bewerbungsgespräch. Andere setzen nur auf den NC. Wären derartige Selektionsmotive für euch logisch und nachvollziehbar oder vollkommen absurd?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Logisch nachvollziehbar aus Sicht der Uni ist es schon. Allerdings finde ich die Entwicklung nicht gut. Zum Einen sollte es eine Möglichkeit geben, dass nahezu alle motivierten Studenten auch den vollwertigen Abschluss schaffen können. Sonst kann man sich das Studium ja gleich schenken und macht besser eine Berufsausbildung, so lange der Bachelor so ein minderwertiges Image hat.

Und ich finde es auch unfair nur die Regelstudienzeit als Kriterium anzulegen. Da bevorzugt man ungleicherweise Studenten aus reichen Familien, die den Rücken frei haben zum Studieren. Es macht schließlich durchaus einen Unterschied, ob jemand über der Regelstudienzeit liegt, weil er zum Beispiel schon Kinder hat und studiert und trotzdem hoch motiviert ist oder ob jemand jung und ungebunden mit gutem finanziellen Polster studiert. Und klar, macht es aus Sicht der Uni wenig Sinn, unmotivierte Studenten weiter zu schleifen. Aber eine lange Studienzeit deutet nicht immer und ausschließlich darauf hin, dass jemand dumm oder unmotiviert ist.

Ich betrachte die immer stärker werdende Selektion mit Unwohlsein. Ich fand die Zeiten besser, wo der Zugang zu akademischer Bildung auch für Kinder aus allen Schichten unter ähnlichen Voraussetzung möglich war. So werden Begabungen besser genutzt, als dass man Bildung auf eine ausgewählte Gesellschaftsschicht konzentriert.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Nach irgendwas muss man aussortieren oder meinst du, die Universitäten setzen sich mit jedem einzelnen Bewerber hin und ergründen wieso er die Regelstudienzeit überschritten hat? Das ist denen doch komplett egal, ob man nebenbei arbeiten musste, Kinder zu versorgen hatte oder andere Dinge im privaten Leben dazu geführt haben, dass man es eben nicht in der Regelstudienzeit geschafft hat.

Von daher finde ich es auch nicht verwunderlich, dass man sich eben die aussucht die vermutlich die geringsten Kosten verursachen und auch schnell fertig werden. Denn auf die dauerhaften Studenten hat eigentlich niemand wirklich Lust, die nicht fertig werden und am Ende die doppelte Zeit gebraucht haben. Aus diesem Grund fand ich die Studiengebühren nicht so schlecht, denn das hat schon dazu geführt, dass die Studenten schnell fertig werden wollten oder auch mussten und nicht dauerhaft in der Universität versumpft sind.

Ein Bekannter meinte auch sich nun ausruhen zu können und schimmelt jetzt seit 10 Jahren in einem einfachen BWL Studium herum. Würde er sich nun ernsthaft hinsetzen und es durchziehen wozu er Zeit hätte, da die Eltern alles finanzieren und er auch nicht darauf angewiesen ist zu arbeiten, dann wäre er in frühstens zwei Jahren fertig. Somit hätte er dann 12 Jahre lang einen Platz blockiert und in der Zeit hätten 2-3 andere fertig sein können. So etwas finde ich nicht gut auch nicht, dass Universitäten das so einfach mitmachen wenn jemand einfach nur trödelt und gar keine richtige Lust darauf hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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