Migranten schlechtere Chancen bei Jobsuche?
Inzwischen leben in Deutschland sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund und es werden wohl immer mehr. Die meisten dieser Leute gehen, genauso wie andere auch, zur Schule und wollen irgendwann mal einen guten Beruf ausüben, eine Familie gründen und diese ernähren können. Leider hört man heutzutage immer öfter, dass Menschen mit Migrationshintergrund nicht die gleichen Chancen bei der Jobsuche haben wie andere.
Das Jobcenter schickt diese Menschen lieber zu irgendwelchen Zeitarbeitsfirmen, anstatt ihnen zu helfen einen vernünftigen Job zu finden. Das sind natürlich alles nur Behauptungen, aber denkt ihr da ist etwas wahres dran? Glaubt ihr, dass Menschen mit Migrationshintergrund schlechtere Chancen haben einen richtigen Job zu finden?
Da wird man differenzieren müssen. Migranten mit einem Defizit in deutscher Sprache und Schrift werden es mit Sicherheit nicht ganz so einfach haben wie Menschen die beides perfekt beherrschen. Meiner Meinung nach ist das Herkunftsland der Person dabei nicht relevant. Wer den Anforderungen des potenziellen Arbeitgebers gerecht wird und wer nicht, sollte nicht an Haut oder Haarfarbe des Bewerbers gemessen werden.
Deutsche Staatsbürger mit schlechter oder unzureichender Schulbildung werden bei der Jobsuche ebenfalls vor Problemen stehen, schon allein deshalb, weil man für fast jede Tätigkeit eine aussagekräftige Bewerbung in möglichst einwandfreiem Zustand vorlegen muss. In der heutigen Zeit ist es eigentlich kaum noch denkbar, das potentielle Kandidaten, die den Anforderungen des Arbeitgebers gerecht werden allein auf Grund ihres Migrationshintergrund durch das Sieb fallen.
Ich selber arbeite in einem großen Unternehmen und habe einige Kollegen aus den verschiedensten Herkunftsländern. Kaum eine arbeitet deswegen schlechter als ich und wenn dann hat das mit Sicherheit Motivationshintergründe, aber das ist ja wieder ein anderes Thema.
Ich denke nicht, dass Migranten schlechtere Chancen nur aufgrund ihrer Herkunft haben. Natürlich ist es schwerer, einen Job zu finden, wenn man nicht lesen und vernünftig sprechen kann. Das liegt dann aber nicht an der Migration, sondern an der Bildung. Ich habe immer hoch qualifizierte Arbeitskollegen aus anderen Ländern gehabt, Inder, Vietnamesen, Griechen, Türken und andere.
Ich finde hier sollte man schon differenzieren. Auf Gymnasien zum Beispiel wird ja sehr viel Wert auf Interpretationen und Analyse gelegt, auch im Deutschunterricht. Wenn da ein Migrantenkind schlechte Noten schreibt, weil es nicht Interpretieren kann, dann könnte ein Arbeitgeber schon das Vorurteil entwickeln, dass der Migrant eben kein Deutsch kann, dabei sind Sprache, Grammatik und Rechtschreibung vielleicht sogar perfekt, aber das wird man nie wissen woran es lag, wenn man dem Migranten keine Chance gibt. Hier haben Migranten deutlich schlechtere Chancen als Einheimische mit schlechten Interpretationsfähigkeiten.
Hier bei uns ist es definitiv so, dass Menschen mit Migrationshintergrund deutlich schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Ungefähr ein Viertel aller Einwohner meines Bundeslandes hat einen Migrationshintergrund. Bei gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt müssten sie also auch ein Viertel der Arbeitslosen stellen. Tatsächlich ist es aber die Hälfte.
Nimmt man nur das Ruhrgebiet, dann haben 74 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund keine Berufsausbildung, bei den Deutschen sind es nur 48 Prozent. Beim Schulabschluss sieht es noch düsterer aus. 12 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund haben gar keinen Schulabschluss, bei den Deutschen sind es nur 2 Prozent.
Wenn man bedenkt, dass in manchen Vierteln nur Kinder die Schule besuchen, die bei der Einschulung kein Deutsch können und die gesprochenen Sprachen auch noch unterschiedlich sind, dann versteht man das Problem. Wobei ein guter Abschluss von Schule oder Universität auch nicht unbedingt helfen.
Denn immerhin 60 Prozent aller Unternehmen haben noch nie einen Jugendlichen mit Migrationshintergrund eingestellt. Mit dem falschen Namen bleiben viele Türen zu. Migrationshintergrund plus so mancher Wohnort bedeutet oft das Aus, auch wenn die Noten gut sind. Auch hoch qualifizierte Bewerber mit Migrationshintergrund sind wenig begehrt.
10 Prozent der hoch qualifizierten Migranten sind arbeitslos, bei den Deutschen sind es nur 3 Prozent. Und das ist so, obwohl Migranten schlechter bezahlt werden. Wenn man zwei komplett gleich qualifizierte Bewerber, beide deutsche Staatsbürger, die hier geboren sind, Bewerbungen um einen Praktikumsplatz schreiben lässt, wobei einer einen türkischen und der andere einen deutschen Namen hat, kommen für den türkischen Namen 14 Prozent weniger Rückmeldungen.
Vorurteile gehören dazu und das fängt schon beim Namen an. Cooper hat es schon sehr anschaulich dargelegt wie es bei ihr in der Gegend zugeht. Das lässt sich auch auf andere Bundesländer übertragen, denn die Menschen mit Migrationshintergrund stellen eine Großzahl der Arbeitslosen und auch derjenigen, die Hartz4 beziehen. Nicht alle sind dabei gar nicht qualifiziert oder sprechen die Sprache auch nicht perfekt, manchmal entscheidet alleine der Name oder das Foto ob eine Rückmeldung und eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erfolgt.
Das finde ich schon bedauerlich und aus diesem Grund bin ich auch sehr für die anonyme Bewerbung. Diese beruft sich nur auf Fakten, es werden dabei weder Namen genannt noch Bilder gezeigt. Auf diese Weise haben Frauen, Männer, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund die selben Chancen auf die Stelle wenn sie die gleichen Qualifikationen vorweisen. Denn man muss erst einmal die Hürde nehmen eingeladen zu werden zu einem Vorstellungsgespräch, denn im persönlichen Gespräch kann man mit Vorurteilen besser umgehen und diese auch ausräumen als wenn man gar nicht erst die Chance dazu bekommt.
Ich weiß nicht, es gibt auch mittlerweile viele Unternehmer mit einem Migrationshintergrund. In meinem Wohnort gibt es eine Zahnarztpraxis, die einem Griechen gehört. Auch Baufirmen unter arabischen Nachnamen sehe ich öfters. Auch osteuropäische Nachnamen sehe ich öfters und ich denke mir da, dass sie vielleicht auch Migranten eher einen Job anbieten, da sie einen schwierigeren Start von sich selbst kennen. Das ist aber nur so ein Gedankengang.
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