Ist es notwendig erst zu fallen, um erfolgreich zu werden?

vom 10.08.2016, 08:09 Uhr

Ich denke jeder von uns ist in seinem Leben schon mindestens einmal gefallen oder aber hat einen Verlust erleben müssen. Wenn jemand das Gegenteil behauptet ist er meiner Meinung nach entweder noch sehr jung, weshalb er noch nicht viel erlebt hat, oder er will sich seine Niederlagen nicht eingestehen. Es kann jedoch auch durchaus seine Vorteile haben, nicht immer auf Anhieb alle seine Ziele zu erreichen. Schließlich lernt man bekanntlich irgendwie immer aus seinen Fehlern.

Durch Niederlagen und Verluste beginnt man mehr über sich selbst nachzudenken, wodurch man sich letztendlich besser kennenlernt. Außerdem kann durch Niederlagen der Ehrgeiz geweckt werden es jetzt erst recht schaffen zu wollen. Zudem sieht man nach einem Fall die Dinge vielleicht aus einem anderen Blickwinkel. Ist man zum Beispiel in seinem Studiengang durchgefallen, probiert man stattdessen sein Glück in einem anderen Beruf, was uns dann schließlich zu dem macht der wir heute sind.

Wenn man immer nur gewinnt, lernt man meiner Meinung nach nicht viel. Erst sobald das Leben einen zwingt neue Wege auszuprobieren und für seine Ziele zu kämpfen, fangen wir an zu lernen und entwickeln wir uns weiter. Ist es eurer Meinung nach auch notwendig, im Leben erst fallen zu müssen, bevor man wirklich erfolgreich werden kann?

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde deine Formulierung schon ein wenig krass. Also ich finde das Wort "fallen" in diesem Kontext schon ziemlich stark. Ich finde nicht, dass man vorher fallen muss, um hinterher erfolgreich sein zu können. "Fallen" impliziert für mich, dass man wie ein Süchtiger alles verliert und wirklich ganz unten ankommen muss, um zum Umdenken bewegt zu werden. Ich würde es in diesem Kontext eher so bezeichnen, dass es hilfreich ist, wenn einem Steine im Weg lagen und man diese Hindernisse überwinden muss, um erfolgreich zu sein. "Fallen" ist für mich aber etwas komplett anderes als ein paar Hindernisse überwinden zu müssen.

Wenn man keine Hindernisse auf seinem Weg überwinden muss, nimmt man vieles als selbstverständlich wahr, man stumpft ab und meint irgendwann auch, sich gar nicht mehr anstrengen zu müssen, weil ja eh alles in den Schoß fällt. Daher finde ich Steine bzw. Hindernisse auf dem Lebensweg schon wichtig.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich glaube ganz im Gegenteil, dass viele Leute im traditionellen Sinn erfolgreich, also beispielsweise reich, beliebt, sozial anerkannt, gesund, attraktiv und so weiter sind, ohne auch nur ein einziges Mal irgendwo hin "gefallen" zu sein, außer vielleicht mal im Suff von der Motorjacht. In meinen Augen stimmt es zwar schon irgendwo, dass man aus Niederlagen und Rückschlägen lernt und sich als Persönlichkeit weiter entwickeln kann, aber mir sind schon etliche Leute über den Weg gelaufen, die sehr gut ohne diese Lernerfahrungen ausgekommen sind.

Diese hatten zwar keine besonders ausgeprägte Persönlichkeit, aber schließlich sind Misserfolge und Niederlagen auch keine Garantie dafür, dass man gestärkt daraus hervorgeht und zu einem besseren, charakterlich gefestigten Menschen wird. Viele Leute verbittern einfach nur oder werden einsam, misstrauisch und unsicher, während andere Zeitgenossen, denen noch nie etwas Schlimmes passiert ist, munter und glücklich durch die Gegend hüpfen und einen tollen Job, eine glückliche Familie und finanzielle Sorglosigkeit vorweisen können. Diese Leute kommen vielleicht manchmal etwas naiv und dümmlich herüber, aber wenn man sie vor die Wahl stellen würde, etwas weniger naiv, aber dafür vom Leben gebeutelt zu sein, würden sie bestimmt dankend Ablehnen.

Außerdem ist "Fallen" auch immer relativ. Wie Täubchen schon schreibt, kann man darunter das komplette Ausscheiden aus der menschlichen Gesellschaft im Sinne von Jobverlust, Obdachlosigkeit und Suchtkrankheiten verstehen, aber auch, wenn man etwas mehr auf Rosen gebettet ist, etwas vergleichsweise Banales wie ein geschmissenes Studium oder eine nicht bestandene Aufnahmeprüfung ins Ballett-Internat.

Und es macht schon einen Unterschied, ob man sich aus dem absoluten Abseits wieder ins Leben zurück kämpfen muss und dabei auch auf viel verzichten muss, als wenn man einfach nur die Erfahrung macht, dass es zum Konzertpianisten nicht reicht. In meinen Augen ist somit die Vorstellung, dass negative Erfahrungen zwingend nötig für ein gelingendes Leben sind, zwar einerseits tröstend, aber nicht unbedingt in der Realität begründet.

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Als ein wirkliches Fallen würde ich nicht unbedingt jeden Rückschlag ansehen. Manche Rückschläge sind auch kleinerer Natur wie zum Beispiel wenn man einen erhofften Job nicht bekommt obwohl man sich darauf schon eingestellt hatte. Das verbinde ich aber nicht direkt mit einem fallen, denn es besteht noch die Möglichkeit einen anderen Job auszuführen und dort genommen zu werden. Unter einem richtigen Fallen verstehe ich, dass man quasi alles verliert und dann von ganz vorne beginnen muss. Nicht für jeden ist das eine lehrreiche Erfahrung, mache gehen an so etwas auch zugrunde und bekommen keinen Fuß mehr auf den Boden.

Rückschläge und auch tiefe Fallgruben gab es immer in meinem Leben und gehört einfach dazu. Ich kenne persönlich keinen, bei dem im Leben immer alles glatt nach Vorstellung gelaufen ist und nicht immer etwas dazwischen kam oder auch ein kleiner Rückschlag sich eingestellt hat. Wirklich krasse Beispiele gibt es zwar auch, einige hinterher mit einem Happy End und andere die halt mehr oder weniger in der Gosse gelandet sind und seither nichts mehr auf die Reihe bekommen.

So etwas ist auch eine Sache der persönlichen Einstellung wie man damit umgeht und auch wie das allgemeine Umfeld um einen herum ist und im Zweifel einen auffängt. Jemand der vorher schon eine starke Persönlichkeit hat und sich nicht so einfach entmutigen lässt, der wird aus solch einer Situation das beste daraus machen und hinterher auch seine Erfahrungen daraus ziehen. Andere die vorher vielleicht nicht so gefestigt sind lassen sich dann eher hängen und finden keinen Ausweg, dort ist dann das Umfeld gefragt das abzufangen und auch einen halt zu geben.

Aus manchen meiner Rückschlägen und auch falschen Entscheidungen die dazu geführt haben habe ich gelernt. Anderes ist einfach im Sand verlaufen weil sich eine andere Möglichkeit ergeben hat so etwas einfach auszumerzen. Manches hängt aber bis heute hinterher und braucht noch einige Zeit bis der Fehler entsprechend wieder korrigiert werden kann. Aber wichtig ist es vor allem, dass man daran arbeitet und es nicht einfach auf Seite schiebt und dort liegen lässt. Denn gerade mit finanziellen Situationen wie z.B. Konto überzogen und Co macht es sich nicht sonderlich gut, wenn man es einfach liegen lässt und ignoriert anstatt aktiv anzugehen in welcher Form auch immer.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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