Fitnessprogramm im Netz posten eine psychische Störung?
Mit Sicherheit hat jeder von uns auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co mindestens einen in seiner Freundesliste, der regelmäßig sämtliche seiner sportlichen Aktivitäten postet. Laut einigen Wissenschaftlern von der Brunel Universität in London wollen diese Menschen Wertschätzung und sind ziemlich süchtig nach Aufmerksamkeit.
Wer seine sportlichen Aktivitäten teile und dokumentiere, sei den Wissenschaftlern zufolge narzisstisch veranlagt. Damit wollen sie anderen zeigen, dass sie sehr viel Arbeit und einiges an Zeit in ihr Aussehen investieren. Somit sei das Posten seines Fitnessprogramms beziehungsweise seiner diversen sportlichen Erfolge im Netz gewissermaßen eine psychische Störung.
Kennt ihr selber auch Menschen, die regelmäßig Statusupdates über ihre Fitnessprogramme auf sozialen Netzwerken posten oder zählt ihr euch möglicherweise selbst auch dazu? Meint ihr es handelt sich bei einem solchen Verhalten in der Tat um eine ernsthafte psychische Störung, oder glaubt ihr es ist nicht so dramatisch, wie die Wissenschaft in diesem Fall annimmt?
Mein Mann hat das auch schon gemacht, Zunächst wollte er jemanden finden, der vielleicht auch mitmacht und mit dem er sich messen kann, aber als er dann gemerkt hat, dass die Freunde sich das durchaus ansehen, aber es nicht kommentieren hat ihn das schon irgendwie motiviert. Einfach bessere Ergebnisse reinzustellen. Er postet mittlerweile nur ab und zu seine Ergebnisse, wenn er mal einen Rekord gemacht hat.
Schlimm finde ich das Verhalten nicht und mein Mann braucht auch sicherlich keine Aufmerksamkeit. Er nimmt das für sich als Motivation, denn seine Freunde sehen ja alle, was er macht und da kann er nicht schlechter werden.
Meiner Meinung nach posten Leute doch wirklich alles und nicht jeder sucht da auch immer die Aufmerksamkeit irgendwelcher Leute. Schlimm wird es doch erst, wenn man auch wirklich alles tut um Likes zu bekommen, beispielsweise anzügliche Bilder von sich macht oder das Leben nur noch auf Facebook stattfindet. Das sind nicht nur die Sportprogramme.
Ich finde nicht, dass das zwangsläufig eine psychische Störung ist. So kenne ich auch einen Fall bei Facebook, der früher gerne mal gepostet hat, wenn er wieder im Fitnessstudio war und was er diesmal trainiert hat und sogar über die Ernährungsumstellung hat er gepostet. Das hielt sich noch in Grenzen bei dem, wobei auch einige Bilder kamen, welche Fortschritte er schon geschafft hatte.
Das finde ich gar nicht so schlimm, zumal er das schon länger nicht mehr macht. Ich denke, dass er unter anderem deswegen so oft gepostet hat, dass er Sport macht und trainiert, damit sich eben niemand wundert, wenn er vorübergehend nicht erreichbar ist und nicht auf Chats und dergleichen reagiert. Da können manche Menschen ziemlich eingeschnappt werden, wenn man nicht in derselben Sekunde auf ihre Kontaktanfrage reagiert. Daher sehe ich das eher als Präventionsmaßnahme.
Als psychische Störung würde ich das erst dann bezeichnen, wenn man "süchtig" nach Likes und positiven Kommentaren ist. Das kann man aber auch auf andere Sachen beziehen und nicht nur auf Fitness.
Das kann schon sein, dass das bei vielen so ist. Aber ich denke, man sollte schon scharf unterscheiden, warum jemand so etwas postet. Manche Leute sind einfach nach dem zigsten Diätversuch einfach so verzweifelt, dass sie das als Notanker versuchen, so an die Öffentlichkeit zu gehen. Also wenn man nur mit sich selbst ausmacht, wann man Sport macht, dann ist das allzu oft so, dass man in Kürze wieder aufgibt. Wenn man das aber veröffentlicht, dann geht man das Risiko ein, dass man sich öffentlich blamiert, wenn man wieder aufhört oder nachlässt und manchen hilft das eben, eine neue Gewohnheit aufzubauen.
Meins wäre es allerdings auch nicht, ich würde mir lieber eine Person oder einen Personenkreis suchen, in dem man sich gegenseitig motiviert, gemeinsam trainieren geht. Das wirkt auch. Aber nicht jeder hat eben so gute Bekannte oder Freunde, die da unterstützen können oder wollen.
Ich verstehe jetzt nicht wirklich wo der Unterschied zwischen Posts mit Fitness und Posts mit tollem Essen oder Posts mit den neusten Einkäufen liegt. Wenn ich jetzt schreibe, dass ich 5 Kilometer gelaufen bin und ein Foto von mir in Sportklamotten darunter setze, ist das wirklich mehr Selbstdarstellung als wenn ich über meine neuesten Einkäufe in der Drogerie erzähle und das Ganze mit einem Bild von mir mit meinem neuen Lippenstift garniere?
Es kann mir jedenfalls niemand erzählen, dass er für seine geteilten Posts und Bilder keine Aufmerksamkeit möchte und sich nicht wertgeschätzt fühlt wenn er viel Rückmeldung bekommt. Selbst wenn es sich nur um ein Bild von einem Sonnenuntergang oder um einen geteilten Artikel handelt - man freut sich doch immer über die "Likes" und die damit assoziierte Aufmerksamkeit.
Ich würde bei Leuten, die täglich ihr Fitnessprogramm posten, sogar vermuten, dass es nicht nur um Aufmerksamkeit sondern auch um die soziale Kontrolle geht, das sie vielleicht denken, dass sie sich besser motivieren können wenn andere mitlesen.
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