Menschen in der Stadt anfälliger für Depressionen?
Das Leben in der Stadt ist für viele Menschen nicht unbedingt gesund. Neben der Luftverschmutzung und dem Lärmpegel konnten Studien nun auch zeigen, dass Menschen die in der Stadt wohnen Stress weniger gut verarbeiten können. Der Stress hat somit stärkere Auswirkungen auf einen.
Menschen die auf dem Land leben können ihren Stress besser abbauen und leben daher gesünder. Dadurch sinkt auch das Risiko eine Depression zu bekommen oder schizophren zu werden enorm. Wundern tut mich das nicht, denn ich finde das Leben in der Stadt durchaus sehr stressig und unangenehm.
Hättet ihr gedacht, dass das Leben in der Stadt so schlechte Auswirkungen haben kann? Würdet ihr lieber in ländlichere Gegenden ziehen, um dieses Risiko zu meiden? Oder nehmt ihr das gerne hin und bleibt dennoch in der Stadt?
Ich habe vor kurzem eine Hausarbeit zum Thema "Urbanisierung und Gesundheit" schreiben müssen, daher kenne ich mich etwas mit dem Thema aus. Mich überrascht deine These überhaupt nicht, schon bei den Recherchen zu meiner Hausarbeit bin ich zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Pauschalisieren sollte man das dennoch nicht, schließlich gibt es verschiedene Typen von Menschen.
Es stimmt schon, dass Menschen unterschiedlich empfindlich auf die Lärmbelastung, die Luftbelastung in Städten aber auch auf die Anonymität in den Städten reagieren, die schon fast an Isolation grenzt. Während auf dem Land jeder jeden kennt ist das besonders in Großstädten nur selten der Fall. Die falsche Bebauung durch zu wenig Grünflächen und Oberflächengewässer und zu großer Flächenversiegelung wirkt sich zusätzlich auf das Stadtklima aus und begünstigt Herz-Kreislauf-Probleme.
Es gibt aber Menschen, die psychisch mit der Anonymität besser klarkommen las mit dem Leben auf dem Land, wo Jeder Jeden kennt. Ich bin beispielsweise auf dem Land groß geworden und ich habe es immer gehasst. Ich habe es gehasst, dass Jeder Jeden kennt und es sofort jeder im Dorf wusste, wenn man an der Bushaltestelle etwas in den Mülleimer geworfen hat. Mich frustrieren Menschen, denen so langweilig ist, dass sie jeden Schritt ihrer Nachbarn überwachen. Das ist schlimmer als bei der Stasi damals wie ich finde.
Meine Mutter kam früher sogar freudestrahlend von der Arbeit und wusste ganz genau, wo ich wann gewesen bin und was und wie viel ich gekauft habe, weil das sofort weiter getratscht wurde. Ich will einfach nur meine Ruhe haben, meine Güte, das geht leider nur in der Großstadt, wo mich kaum einer kennt.
Ich habe diese Dauer-Überwachung immer gehasst und erst seit dem Studium in einer Großstadt habe ich das Gefühl, endlich meine Freiheit zu haben. Früher auf dem Land bin ich sogar richtig depressiv gewesen, mittlerweile nicht mehr. Das hängt aber von mehreren Faktoren ab und nicht nur vom Wohnstandort.
Pauschalisieren kann man solche Dinge mit Sicherheit nicht. Ich wohne auch in der Stadt und habe hier direkt vor der Haustür weniger Verkehr als manches Dorf mit einem Autobahnzubringer. Von daher kann man auch nicht einfach sagen, dass die Belastungen X, Y in der Stadt immer größer sind, als auf dem Land.
Wobei ich auch der Meinung bin, dass Stress nicht nur von der Umwelt erzeugt wird. Jeder Mensch ist selbst dafür verantwortlich wie viel Stressbelastung er überhaupt an sich heran lässt. Mein Mann ist zum Beispiel sehr Stressresistent. Egal ob im Job oder privat, er lässt sich einfach nicht stressen. Und was heute nicht geschafft wird, dann wird halt morgen erledigt.
Ich dagegen bin ein Typ der ab und an Zeitstress braucht. Je knapper also die Zeit, desto besser kann ich arbeiten. Die Ideen sprudeln dann nur so und damit sehe ich den Zeitstress durchaus als positiven Einfluss und nicht als etwas was mir schadet.
Bei Depressionen muss man wieder die Ursache in Betracht ziehen, um eine Aussage treffen zu können. Aber da glaube ich weniger dass das Lebensumfeld so großen Einfluss hat. Selbst auf dem Land, wo man sich ja angeblich mehr um seine Mitmenschen kümmert, kann jemand wegen Einsamkeit eine Depression entwickeln.
Ich denke eher, dass sowas in der Stadt öfters diagnostiziert wird, da es mehr Ärzte gibt und man in der Stadt relativ anonym ist. Bei einem Landarzt kriegt es ja vielleicht schon mal jemand mit, dass Frau Meyer Depressionen hat, weswegen Frau Meyer gar nicht erst zum Arzt geht. Bzw. denke ich, dass man auf dem Land oft noch so bodenständig ist, dass man Depressionen nicht als Krankheit ansieht.
Würdet ihr lieber in ländlichere Gegenden ziehen, um dieses Risiko zu meiden?
Diese Überlegung finde ich ziemlich unlogisch. Wer ein Stadtmensch ist, der wird auf dem Land erst recht depressiv.
Ich denke nicht, dass man das so pauschal behaupten kann und wirklich repräsentative Studien dazu erstellen kann. In der Stadt ist es ja auch nicht immer gleich, es gibt Vororte, die beispielsweise auch von der Luftverschmutzung schon besser sind, aber auch kein Dorf sind.
Ich denke, dass der Mensch in einer Großstadt eher dazu neigt depressiv zu sein, weil man schnell mal einer von vielen ist und in der Masse der Menschen untergeht und zu einem kleinen unscheinbarem Licht wird. In der Stadt kommt es schon mal vor, dass Menschen wochenlang tot in ihrer Wohnung liegen, ich denke, dass man auf dem Land schon ein bisschen mehr zusammenhalten muss und dann auch eher den Kontakt zueinander sucht.
Das heißt aber alles nichts, man kann auch in der Stadt glücklich und zufrieden sein und sein passendes Leben finden. Manche Menschen brauchen auch den Trubel und sind auf dem Land total unzufrieden, weil ihnen das alles fehlt. Es gibt immer solche und solche Menschen und für jeden gibt es einen idealen Platz.
Ramones hat geschrieben:In der Stadt kommt es schon mal vor, dass Menschen wochenlang tot in ihrer Wohnung liegen, ich denke, dass man auf dem Land schon ein bisschen mehr zusammenhalten muss und dann auch eher den Kontakt zueinander sucht.
Das gibt sich nicht viel mit dem Landleben bzw. auch kleineren Städten. Ich habe es schon überall gesehen und erlebt, dass der Nachbar mehrere Tage und Wochen dort tot gelegen hat und sich niemand dafür interessierte. Das war auf dem Land mit 100 Einwohnern so wie auch in der Millionen Großstadt. Pauschal kannst du das jedenfalls nicht beantworten, denn auch auf dem Land gibt es entsprechende Einsiedler die sich nicht an dem Dorfgetratsche beteiligen und deren Abwesenheit auch nicht wirklich auffällt.
Ich bin ebenfalls ein Landei und komme aus einem Kuhkaff mit wenigen hundert Einwohnern. Mir ging das Stasi Getue ebenfalls auf die Nerven und jeder wusste immer alles direkt noch bevor ich Zuhause war. So wirklich entfalten konnte man sich dort nicht, denn alles war bereits bei den Eltern angekommen bevor man es ausführen konnte. So hatte ich definitiv weniger Spaß mit manchen Dingen, als wenn ich in einer anonymen Großstadt gewohnt hätte.
Würde man mich weiterhin auf das Land oder in dieses Kaff sperren, wenn wäre ich sicherlich komplett depressiv und gar nicht mehr in der Lage mein Haus zu verlasen. Damit ich dem ganzen entgehen kann bin ich in die Großstadt geflüchtet und ich fühle mich hier richtig wohl. Hier juckt es keinen was ich mache und treibe und kann auch einmal das tun, ohne das direkt jeder darüber Bescheid weiß. Ich mag das anonyme Leben und würde es gegen nichts auf der Welt eintauschen wollen.
Ich denke nicht das man Depressionen alleine an der Wohngegend festmachen kann. Dazu führen viele andere Faktoren wie z.B. die Zufriedenheit, die private Situation und auch die berufliche. Wenn es in einem Feld kriselt dann ist bereits eine Grundlage geschaffen. Das ist aber bei Menschen auf dem Land auch nicht anders als in der Stadt. Für Stadtmenschen wird es nur häufiger diagnostiziert, da dort einfach mehr Menschen leben als im Kuhdorf. Sprich in der Stadt haben 100.000 von 10.000.000 Depressionen, auf dem Dorf nur 1 von 100. Setzt man es in Relation dann hält es sich meiner Meinung nach die Waage.
Wahrscheinlich gibt es Menschen, die in der Stadt glücklicher sind, als auf dem Land, weil sie sich in der Stadt wohlfühlen. Aber in der Natur des Menschen liegt es glaube ich schon, dass man sich wohler in der frischen Luft, bei Natur, Wälder, Seen und Wiesen fühlt. Denn immerhin gibt es ja die Straßen, die Autos und den Smog in der Stadt noch nicht so lange, wenn man sich im Vergleich dazu ansieht, wie lange die Menschheit schon existiert.
Eine Freundin von mir bekommt beispielsweise sogar Kopfschmerzen, wenn sie zu lange in einer Stadt ist. Sie ist auf einem ländlichen Gebiet auf dem Berg zu Hause, wo nicht viel los ist. Außerdem hat sie einen eigenen Bauernhof, sehr viele Tiere und geht oft wandern und spazieren. Das braucht sie täglich für ihr seelisches Wohlbefinden. Für sie wäre ein Leben in der Stadt absolut tödlich.
Man braucht glaube ich auch kein Professor zu sein oder sich auf wissenschaftliche Studien zu stützen, damit man sich erklären kann, dass sich der Lärm und der Smog einer Großstadt nicht unbedingt positiv auf die Gesundheit und das seelische Wohlbefinden der Menschen auswirken.
Andrerseits ist es sicher so, dass Menschen, die in der Stadt aufgewachsen sind, es sich auch nicht am Land vorstellen können und auch umgekehrt. Aber die Stadtmenschen kennen es ja nicht anders.
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