Umgangsweise mit Personen die an Rhabdophobie leiden

vom 04.06.2016, 18:48 Uhr

In meiner Straße gibt es eine kleine Bäckerei. Der Chef dort ist ein wahrhaft göttlicher Bäcker. Was er an fachlichem zu viel hat, fehlt ihm leider an Sozialen Kompetenzen. Er gilt als aufbrausend und jähzornig. Gerne kritisiert er seine Mitarbeiter mal lautstark. Das zum Teil auch während des laufenden Geschäftsbetrieb, wenn Kundschaft anwesend ist. Da wird dann gerne mal eine Verkäuferin oder ein Geselle vor aller Kundschaft ungerechtfertigt sehr hart kritisiert. Früher muss ihm auch schon mal die Hand ausgerutscht sein. Das Verhalten verkneift er sich allerdings mittlerweile.

Der Personalwechsel dort ist sehr hoch. Wir Dorfbewohner kaufen zwar gerne seine Backwerke, aber arbeiten möchte dort keiner mehr. So sucht er sein Personal gerne in der nächsten Ortschaft oder seine Angestellten kommen von noch weiter weg. Vor wenigen Wochen hat er aber eine junge Frau gefunden, die erst vor Kurzem hier her gezogen ist und nun für ihn arbeitet. Die junge Frau ist eher ein stilles Mäuschen, die eher still und verschüchtert wirkt.

Die Tage war ich gerade unterwegs, da sah ich die junge Frau heulend in einer Ecke unserer Straße sitzen. Ich habe schon fast geahnt, dass der Bäckermeister wohl mal wieder voll aufgedreht hat. Ich sprach die junge Frau an, da sie wirklich bitterlich weinte. Ich musste sie mehrfach ansprechen, weil sie irgendwie nichts mehr von ihrer Umwelt mitbekam und zitternd da saß.

Ich habe die junge Frau dann mit zu mir nach Hause genommen, um sie ein wenig zu beruhigen. Erst war kein Wort aus ihr raus zu bekommen. Dann wurde sie erst mal ruhiger und weinte dann wieder verzweifelt. Sie erzählte mir dann ihre Geschichte, die mich wirklich tief berührt hat.

Die junge Frau leidet an Rhabdophobie. Was so viel heißt, dass sie teilweise panische Angst vor harter Kritik, Schlägen und anderen harten, körperlichen Bestrafungen hat. In ihrer Kindheit wurde sie hauptsächlich durch Schläge erzogen. Noch heute zuckt sie zusammen, wenn nur jemand die Stimme ihr gegenüber ein wenig harscher erhebt.

An ihrem letzten Arbeitsplatz habe sie dem Druck nicht mehr standhalten können. Sie hatte nur noch Angst, dass sie schon wieder kritisiert wird und machte dadurch auch immer wieder Fehler. Außerdem sei sie an einen Mann geraten, der sie in der Beziehung immer wieder bedroht hat. Sie hatte nun ein neues Leben anfangen wollen und sei deshalb in unser ruhiges Dorf gezogen.

Sie war der Meinung, bei dem Verkauf von Brot und Backwaren sei es eher entspannt und da könnte man wenig falsch machen und deshalb sei die Gefahr von harscher Kritik wesentlich geringer. Deshalb hat sie in der Bäckerei angefangen zu arbeiten. Heute hätte sie der Bäcker wegen einer Kleinigkeit richtig zusammen geschissen. Dabei sei er auch ständig näher auf sie zugekommen, was ihr erst Recht Angst gemacht hat.

Das die junge Frau mit Rhabdophobie wohl kaum mehr bei dem cholerischen Bäcker arbeiten kann, ist irgendwie klar. Leider ist der Bäcker nämlich auch beratungsresistent. Nun frage ich mich aber, welche Umgansweise man generell bei ihr an den Tag legen sollte? Alleine ein wenig Kritik kann sie ja schon aus der Bahn werfen. Oder darf man doch Kritik äußern, wenn die wirklich sachlich ist und ruhig und leise vorgetragen wird?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Man muss die angebrachte Kritik einfach etwas ins positive Licht rücken. Auch negative Dinge können unter Umständen einen positiven kern haben. Auf diesen positiven Kern baue ich dann ruhig und sachlich meine Kritik auf. Nur so kann es auch eine positive Unterhaltung werden. Die Frau kann die Kritik so verstehen und auch daraus für sich einen Nutzen ziehen.

Benutzeravatar

» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke, dass man da eher mit positiven Aspekten arbeiten muss, so dass man eben zuerst betont, was sie gut gemacht hat und dann vorschlägt, was man noch bei der anderen Sache ändern kann. So in der Richtung vielleicht. Außerdem kann man Kritik ja auch entsprechend nett verpacken. Beim Bäcker ist sie wohl denkbar schlecht aufgehoben. Wobei ich da auch nicht einkaufen gehen würde, selbst wenn er noch so lecker backen kann, so einen Rüpel sollte man nicht unterstützen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^