Wart ihr schon mal extremem Leistungsdruck ausgesetzt?

vom 08.12.2015, 00:52 Uhr

Ich war schon öfter Leistungsdruck ausgesetzt, wobei das bei mir aber noch nie so extrem war, dass ich nun richtig überfordert war. Während der Abizeit gab es aber natürlich schon sehr viel zu lernen und auch immer viele Hausaufgaben, so dass ich da schon einem gewissen Leistungsdruck ausgesetzt war.

Und während der Uni hatte ich auch letztes Jahr so eine Phase, wobei ich da während der kompletten Semesterferien ein Praktikum mit einer vierzig Stunden Woche machen musste, am Wochenende in meinem Nebenjob gearbeitet habe und nebenbei auch noch vier Hausarbeiten schreiben musste.

Ich habe jedoch alles immer recht gut überstanden und es war eben noch nie so, dass ich nicht damit umgehen konnte, zumal alle Phasen ja auch nicht so lange gingen. Wart ihr schon einmal extremem Leistungsdruck ausgesetzt? Wie seid ihr damit umgegangen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Extremen Leistungsdruck kann man sich meiner Meinung nach nur selber machen, indem man Dinge vorher schleifen lässt oder einfach zu viel auf ein mal machen will. Ich habe mich noch nie extremen Leistungsdruck ausgeliefert und mache nur das, was ich auch schaffen kann. Wobei ich mein Lernverhalten beispielsweise auch angepasst habe und so regelmäßig etwas mache, damit ich nicht unter Druck gerate.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wieso hat man extremen Leistungsdruck nur, wenn man Dinge schleifen lässt oder sich zu viel zumutet? Als ob man im Alltag immer die Wahl hat. Das kann man sich doch nicht aussuchen. Häufig genug wird das von außen verordnet und man hat zu funktionieren.

Ich habe beispielsweise eine Weile so gearbeitet: Dienstbeginn ist am Montag um 11 Uhr. Eine kurze Übergabe, damit man weiß, was in der folgenden Woche wichtig ist. Ab 12 Uhr in den OP. Das dauert bis 16 Uhr. Nahtloser Wechsel in die Sprechstunde, die geht bis irgendwann zwischen 20 und 22 Uhr.

Danach Nachtbereitschaft bis 9 Uhr morgens. Wie viel Schlaf man bekommt, das ist Glückssache. Ab 9 Sprechstunde bis etwa halb 12, danach eine halbe Stunde durchatmen. OP bis 16 Uhr, danach wieder Sprechstunde bis 20 oder 22 Uhr, dann kommt die Nachtbereitschaft.

So geht es die ganze Woche bis zum Wochenende. Das besteht aus 2 Sprechstunden und durchgehender Bereitschaft. Frisch von der Uni ist das erstens ein extremes Pensum, außerdem ist die Verantwortung riesig, weil man in der Bereitschaft komplett allein ist. So operieren ist nicht gerade entspannend.

Die freie Woche danach war wirklich nötig. Denn teilweise hatte man kaum Schlaf. Dazu kommen die ganzen Dinge, die man höchstens einmal gehört hat aber jetzt erkennen und behandeln muss. Wo nützt es da, nichts schleifen zu lassen? Dass das nicht passiert, ist die Grundvoraussetzung. Und besser vorbereiten kann man sich auch nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ja schon sehr oft und das hat nichts mit schleifen lassen zu tun. Ich bin 3 fach Mutti und berufstätig und die Kids suchen sich nicht immer aus wann sie krank werden oder wann sie besondere Unterstützung brauchen. Das ist so gut wie nie planbar. Dann heißt es ruhig bleiben und eine Aufgabe nach der anderen erledigen wenn der Haushalt dann mal nicht glänzt ist es halt so. Ich setze mir dann Prioritäten. Wenn alles erledigt ist und die Kids schlafen gehe ich für mich laufen oder zum Zumba. Manchmal tut aber auch nur ein Entspannungsbad gut.

» flori0502 » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist wahrscheinlich schon recht spitzfindig, aber ich finde, dass es einen Unterschied gibt zwischen Leistungsdruck und einfach nur "sehr viel zu tun". Für mich hängt Leistungsdruck immer von äußeren Faktoren ab. Beispielsweise macht es in meinen Augen durchaus einen Unterschied, ob man am Arbeitsplatz gut beschäftigt ist und abends weiß, was man getan hat, oder ob der Chef einem im Nacken sitzt und/oder der Job in Gefahr ist, wenn man seinen Output nicht im nächsten Quartal um 20 Prozent steigert. Dann erst würde ich von Leistungsdruck sprechen.

Auch im Studium war ich teilweise auch ziemlich am Wirbeln, zwischen Hausarbeiten, Nebenjob und Praktika, aber ich hätte damals wie heute nicht behaupten können, unter "Leistungsdruck" im engeren Sinne zu stehen. Eine Karriere im Nebenjob habe ich sowieso nicht angestrebt, also habe ich mich da gerade genug engagiert, um mich zu rentieren. Die Hausarbeiten waren zwar oft schon recht aufwändig, haben aber für die Abschlussnote kaum eine Rolle gespielt. Außerdem waren die Abgabefristen immer so großzügig, dass ich schon selber schuld war, wenn ich mal wieder kurz vor knapp die Nacht zum Tage machen musste.

Und zur Not konnte man zumindest zu meiner Zeit (um 2010 herum) auch mal ein Praktikum hinschmeißen oder eine Hausarbeit um ein Semester verschieben, falls es wirklich zu viel wurde. Leistungsdruck im engeren Sinne habe ich im Studium erst dann verspürt, als es auf die Abschlussprüfung zuging, aber auch diesen würde ich nicht als "extrem" verbuchen. Mir saßen weder Dozenten noch Eltern noch zukünftige Arbeitgeber im Nacken, und der Druck, den ich mir selber gemacht habe, hielt sich auch in Grenzen, weil ich, ehrlich gesagt, mein Studium nicht gerade als extrem schwierig empfunden habe.

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Wieso hat man extremen Leistungsdruck nur, wenn man Dinge schleifen lässt oder sich zu viel zumutet? Als ob man im Alltag immer die Wahl hat. Das kann man sich doch nicht aussuchen. Häufig genug wird das von außen verordnet und man hat zu funktionieren.

Das sehe ich auch so und Ramones Annahme, dass man sich Leistungsdruck nur selbst machen kann halte ich für kompletten Bullshit. Natürlich kann der Druck von Außen kommen, man bekommt Abends einen Stapel Akten auf den Tisch geknallt und am nächsten morgen muss die Präsentation und Auswertung der Zahlen fertig sein. Was kann ich dafür? Ich habe die Akten nicht vorher gehortet und die Aufgaben nicht rechtzeitig verteilt, darf es aber ausbaden weil es ein anderer hat schleifen lassen.

Jeder normale Mensch erlebt in seinem Leben den Leistungsdruck. Manche machen ihn sich selbst wie z.B. auch aus Angst vor einer Prüfung oder man wird später im Arbeitsleben oder auch Familienleben damit konfrontiert.

Auf der Arbeit mache ich täglich damit Kontakt, mir werden zusätzliche Aufgaben hingeworfen die bis Abends erledigt sein sollen zusätzlich zur normalen anfallenden Arbeit. Auch das Beispiel welches ich oben gebracht habe kommt nicht sonderlich selten vor, sondern passiert hier 2-4 mal im Monat regelmäßig. Nebenbei habe ich noch das Kind zu versorgen und muss es pünktlich von der Krippe abholen, dass ich auch nur die normale Arbeitszeit zur Verfügung habe alles zu erledigen und nicht einfach länger im Büro sitzen kann. Wenn wirklich alle stricke reißen muss ich die Sachen mit nach Hause nehmen, durcharbeiten, auf meinen eigenen Schlaf verzichten und am nächsten Tag so frisch wie immer und ausgeruht meine normalen Aufgaben wahrnehmen. Mach das einmal eine längere Zeit, dann kann man den Schein dazu auch nicht mehr wahren.

Aber wer jeden Tag nur Zuhause sitzt, viel Freizeit hat, mit seinen festen Aufgaben nicht ausgelastet genug ist oder mit dauerhaft viel zusätzlicher Arbeit spontan überrascht werden kann, der hat davon natürlich nur wenig Ahnung. Jemand der voll im Berufsleben steht und dort auch entsprechende Verantwortung zu tragen hat, der bekommt diesen Leistungsdruck täglich zu spüren, da man funktionieren muss wie eine Maschine und alle anderen Einflüsse an sich abprallen lässt.

Egal ob nun mit dem Bagger die Akten rein geschoben werden ins Büro oder man Zusatzdienste bis zum Erbrechen rein gedrückt bekommt und danach über Wochen gar nicht mehr Zuhause aufkreuzt. Darüber ist Familie dann auch sehr begeistert und macht weiteren Druck, damit man mit seiner Arbeit schneller fertig wird, das man noch Zeit für die Kinder und Partner hat. Auch die haben eine Erwartungshaltung und das sorgt auch für weiteren Druck der direkt im Zusammenhang zum Leistungsdruck auf Arbeit steht.

Wie ich damit umgehe, Prioritäten setzen. Ich versuche so schnell und sorgfältig wie möglich das ganze abzuarbeiten. Überstunden kann ich nicht machen, also nehme ich das dann lieber mit und verzichte Zuhause auf meinen Schlaf um die Arbeiten bis zum nächsten Tag fertig zu bekommen. Vorher wird natürlich das Kind abgeholt von der Krippe, Essen zubereitet, gegessen noch ein wenig gespielt und erst wenn er im Bett ist und schläft, geht es mit der Arbeit weiter. Denn mein Kind steht immer noch an erster Stelle, obwohl mir durchaus bewusst ist wenn die wichtigen Sachen bis zum nächsten Tag nicht fertig oder schlecht vorbereitet wurden es mich jedes mal auch meinen Job kosten kann.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich denke, dass jeder von uns in seinem Leben schon mal einem extremen Leistungsdruck ausgesetzt war. Zur heutigen Zeit ist es ja mehr oder weniger normal, dass sowohl in der Schule als auch im Beruf immer sehr viel Druck herrscht und sowohl auf die Angestellten als auch auf die Schüler ausgeübt wird. Immer und überall muss man heute auf dem Arbeitsmarkt der Beste sein. Wenn man nicht der Beste ist, dann wird man ganz einfach aussortiert und muss zusehen, wo man in Zukunft bleibt. Da gilt eben das Recht des Stärkeren - wer durch das System durchfällt, der hat sowie keine Chance mehr.

Ich selbst war und bin schon seit langem einem extremen Leistungsdruck ausgesetzt, aber ich habe mehr oder weniger gelernt damit zurecht zu kommen. Es hat schon in der Schule angefangen, als ich mein Abitur gemacht habe. Von den Eltern dazu gepusht immer bessere Leistungen zu bringen, mit einem zusätzlichen Nebenjob und einem Pferd, was zu dieser Zeit mehr Probleme als alles Andere bereitet hat, hatte ich einiges um die Ohren. Eine Beziehung hatte ich in dieser Zeit nicht - das wäre auch zeitlich gar nicht drinnen gewesen, weil ich das nicht auch noch hätte planen können. Dennoch ist ein ganz gutes Abitur dabei rausgekommen und ich war zufrieden mit meinen Leistungen unter Angesicht der Tatsache, dass ich so viel zu tun hatte.

Auch jetzt in der Ausbildung stehe ich unter ganz schönem Leistungsdruck. Es werden regelmäßig die schlechtesten der Schüler aussortiert beziehungsweise diese werden später, wenn sie denn ihren Abschluss schaffen, gar nicht erst übernommen. Dann hat man zwar eine fertige Ausbildung, aber das bringt einem auch nicht so viel, wenn der Arbeitsmarkt vollkommen überfüllt ist. Dementsprechend steht man in der Schule unter viel Leistungsdruck - ich muss also gute Noten schreiben, habe immer noch meinen Nebenjob und meine zwei Pferde, die ich mir von dem Nebenjob finanziere. Wenn ich diesen nicht hätte, hätte ich die Pferde nicht und dann würde mir der Freizeitausgleich und wahrscheinlich jegliche Motivation zum Lernen fehlen.

Ich stehe also seit einigen Jahren unter extremen Leistungsdruck, aber ich muss sagen, dass ich mich daran gewöhnt habe. Ich opfere gerne meine Freizeit und auch ein paar Stunden Schlaf, wenn ich dafür einen guten Abschluss habe und meine Freizeit mit meinen Ponys verbringen kann, die für mich einfach das Größte in meinem Leben sind. Wenn ich die beiden nicht hätte, dann hätte ich oft genug keinen Grund aufzustehen.

Es muss also jeder für sich entscheiden, ob sich so ein Leistungsdruck lohnt und ob er damit auf Dauer klarkommt. Wenn dies nicht der Fall ist, dann sollte man lieber ein paar Gänge zurückschalten und auf sich selbst und seine Gesundheit achten. Geld und Erfolg sind nicht alles - das Wichtigste ist, dass man selbst glücklich ist und ein schönes Leben mit seiner Familie, seinen Freunden und seinem Partner verbringt.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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