"Mensch" statt "man" schreiben - feministisch oder albern?

vom 09.07.2016, 15:32 Uhr

Vor kurzem las ich online einen Beitrag eines ganz offenbar weiblichen Users. Bzw. wohl eher einer Userin. Diese schrieb ganz konsequent immer anstelle von "man" oder auch "ich", von "Mensch", offenbar weil sie sich als Frau von dem Wort "man" nicht mit eingeschlossen fühlte und auf diese Art auf einen Misstand aus ihrer Sicht aufmerksam machen wollte.

Ich muss sagen, dass ich das ein wenig nervig und auch für den Lese-Fluss störend empfand. Für mich und mein Weltbild ist das eine Stilblüte des Feminismus, auf die man (und auch frau) gerne verzichten könnte. Ich denke sogar, dass man mit solchen Allüren der Sache einen Bärendienst erweist, denn das sind genau jene Verhaltensweisen, die dann auch von Kritikern als albern empfunden werden, was im schlimmsten Fall auf die ganze Sache übertragen wird.

Denkt ihr, dass auch die Sprache sich der Gleichberechtigung und dem Wandel der Zeit anpassen müsste? Was ist mit Wörtern wie "Vaterland" oder ähnlich männlich Geprägtem? Ab wann sind solche Wortneuschöpfungen sinnvoll, ab wann albern? Wäre "Mensch" anstatt "man" die logische Weiterführung der Gleichstellung von Mann und Frau? Könnte es vorstellbar sein, dass dies sogar irgendwann Standard werden könnte, wo Sprache doch immer einem gesellschaftlichen Wandel unterlegen ist?

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



"man" ist absolut neutral und schließt sowohl Frauen, Männer als auch Transsexuelle und Sonstige nicht näher bestimmbare Geschlechter ein. Begriffe wie "Vaterland" sind doch schon fast am Aussterben, wer sagt das denn heute noch?

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Gibt doch mehrere solche Beispiele und diese findet man auch in Gesetzen und Vorschriften. So steht hier auch überall männliche Form, Schrägstich, weibliche Form im kompletten Vorschriftenblock. Das stört ebenfalls den Lesefluss und ich finde es überflüssig beide Formen nehmen zu müssen. Das kommt aber daher, dass einmal jemand dagegen geklagt hatte wegen Diskriminierung von Frauen und seither ist das so. Lächerlich, aber eine gerichtliche Auflage.

Jemand der das freiwillig macht finde ich einfach nur albern und auch lächerlich. Ich finde ebenfalls, dass so etwas den Lesefluss komplett zerstört und ich habe dann auch wenig Lust alles bis zum Ende und im Detail zu lesen. Solche Texte überfliege ich wenn dann nur noch grob, mehr aber auch nicht.

Manche haben einfach eine überzogene Vorstellung von Feminismus und Diskriminierung und leben offenbar in einer ganz anderen Welt als ich. Allerdings empfinde ich es als lächerlich, wenn man alles auf die Goldwaage legen muss und künstlich überspitzen. "Man" empfinde ich ebenfalls als neutrale Ansprache, oder möchte sie nun das ganze auch weiter ausführen als nur "Mensch"? Irgendwann wird dort jede Personengruppe im Detail aufgezählt und spätestens dann ließt niemand mehr ihre Beiträge.

Vaterland finde ich übrigens nicht Altmodisch und benutze dieses Wort durchaus häufig. Wieso auch nicht, jedem sollte klar sein, dass damit eine Sache gemeint ist und es sich nicht auf die männliche Form ableiten lässt. Möchte diese Dame das ganze dann vielleicht "Mutterland" oder "Menschenland" nennen? Ich hoffe nicht, dass sich das ganze zum Standard etabliert aber wie im ersten Absatz geschrieben, kann man in einigen Bereichen diese Wandlung durch fanatische Feministinnen bereits hautnah erleben.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Bei mir hängt es ganz einfach immer davon ab, wie meine derzeitige Gefühlslage ist. Wenn ich genervt bin oder sauer, dann neige ich auch eher dazu "man" zu sagen, weil es dann eher meine Gefühlslage ausdrückt.

Auch, wenn ich etwas allgemein sagen will, greife ich aus Gewohnheit eher zu dem Wort "man", weil es jeden mit einbezieht. Dabei fühle auch ich mich als Frau nicht ausgeschlossen und ich denke, dass es absoluter Blödsinn ist zu behaupten, dass man jetzt nur noch "Mensch" sagen sollte. Dies sind meiner Meinung nach Äußerungen, zu denen nur Leute kommen können, wenn diese zu viel Zeit haben.

Ich selbst sage "Mensch" meist nur, wenn ich ein wenig genervt bin oder verzweifelt. Meist ist dies von einem Seufzen begleitet, während ich der anderen Person meinen derzeitigen Standpunkt versuche klar zu machen und mich auszudrücken. Meist dann, wenn der "Mensch" mich im vorherigen Anlauf nicht verstanden hat.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Welchen sittlichen Nährwert im Sinne des Feminismus soll es denn haben, das absolut neutrale "man" durch das maskuline Wort "Mensch" zu ersetzen? Das ist doch ein echter Rückschritt und manifestiert die angeblich so dramatische männliche Vorherrschaft in der Sprache.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich stimme cooper zu. Mir erschließt sich die Logik dahinter auch nicht wirklich, weil "Mensch" ja tatsächlich ein männliches Wort ist. Es heißt schließlich "der Mensch" und nicht "das Mensch". Daher finde ich es ziemlich albern, wenn man den Feminismus vorschiebt, aber gleichzeitig dieses männliche Wort benutzt. Ich meine, mich stört das Wort nicht, ich fühle mich nicht in meinem Geschlecht diskriminiert, wenn man die weibliche Seite nicht ständig betont, aber wenn man schon dieser Auffassung ist, sollte man auch dahinter stehen und das konsequent durchziehen.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^