Dinge nicht auf die lange Bank schieben wollen?

Ich habe eine Freundin, die gerade im Ausmistwahn ist und nun einige Säcke im Flur stehen hat, die zum Altkleidercontainer gebracht werden sollen. Da es so viele Säcke sind, hatte sie ihren Mann um Hilfe gebeten. Dieser wollte dann auch noch am selben Tag das Auto beladen und die Säcke wegbringen.

Meine Freundin hatte dann aber plötzlich die Lust verlassen. Sie ist generell eher eine Person, die für manche Dinge ewig Zeit hat. Sie schiebt Sachen, die nicht unbedingt sofort erledigt werden müssen, gerne auf die lange Bank. Oftmals fällt ihr dann erst nach Monaten wieder ein, dass sie noch dies oder jenes erledigen muss. Bei Kleidersäcken fällt es ja doch auf und diese nehmen ja auch durchaus Platz weg.

Ich bin da eher so, dass ich lieber alles ordentlich und geregelt habe und solche Sachen dann am liebsten direkt oder zumindest so schnell geht, erledige. Könnt ihr verstehen, dass jemand immer alles auf die lange Bank schiebt? Macht ihr das durchaus auch mal so?

Ich bin in dieser Hinsicht schizophren. Ich weiß genau, wenn ich Sachen nicht sofort und schnellstmöglich erledige, dann schiebe ich sie ewig auf. Da ich meine Macke in dieser Hinsicht schon kenne, stelle ich mich entsprechend darauf ein und versuche das möglichst schnell abzuhaken, damit ich wieder den Kopf frei habe für neue Sachen.

Ich bin da selbst eher so in einem durchschnittlichen Mittelfeld, es sei denn, es handelt sich um Dinge, die mir extrem unangenehm sind oder vor denen ich Angst habe. Zur Zeit schiebe ich zum Beispiel meinen nächsten Zahnarzt-Termin etwas vor mir her.

Manchmal mache ich allerdings auch Listen, die es abzuarbeiten gilt, was ich dann auch versuche einzuhalten. Ich bin immer wieder überrascht, aus wie viel nervigen Sachen das Leben eines Menschen so zu bestehen scheint. Irgendwie ist ja immer irgend etwas zu tun. Manchmal nehme ich mir auch vor, wenigstens noch eine nervige Kleinigkeit nebenbei am Tag zu erledigen, damit sie weg ist, das klappt mal mehr, mal weniger.

Ich kann es nicht verstehen, dass jemand eine Arbeit anfängt und dann nicht zu ende macht und dann noch lange aufschiebt. Gerade wenn die Sachen bereits ausgemistet sind, dann ist ein großer Teil doch schon erledigt und das wegbringen der Säcke ist nur noch ein kleiner Aufwand. Wieso kann man sich dann nicht durchringen und diese Aufgabe noch erledigen, gerade wenn man sich dafür noch Hilfe geholt hat.

Ich habe durchaus sehr viel zu tun, aber ich fange keine Arbeiten an und lasse sie dann halbfertig liegen um sie irgendwann einmal zu beenden. Egal ob es sich nun um Säcke im Flur handelt oder auch eine Hausarbeit bzw. Arbeit die ich mitgenommen habe. Ich mache immer erst eines fertig und fange dann das andere an. Wenn ich nicht alles an einem Tag schaffe, dann mache ich direkt am nächsten Tag weiter, verzögere es aber nicht unnötig in die Länge.

Ich bin ei Mensch, der dazu neigt, Dinge auf die lange Bank zu schieben. Allerdings bin ich grade dabei mir das abzugewöhnen, einfach, weil es eine schlechte Angewohnheit ist. Ich bekomme dann sehr oft nach hinten hin ziemlich viel Stress und Zeitdruck, eben, weil ich die Sachen immer weiter raus geschoben habe und dann irgendwann alles auf einmal machen muss.

Dementsprechend versuche ich grade mich dahingehend zu orientieren, dass ich die Sachen am besten sofort beziehungsweise wenigstens zeitnah erledige und wenn schon nicht ganz, dann wenigstens zur Hälfte, sodass der Stress am Ende nicht allzu groß wird. Oft neige ich dann nämlich dazu einfach eine Ausrede zu suchen und einfach aufzugeben, weil dies leichter ist.

Eine Freundin von mir ist darin auch sehr gut. Sie ist Studentin und wie viele eine wahre Meisterin im Prokastinieren. Sie schiebt die Dinge auch immer so lange auf wie möglich und auch, wenn sie sich jedes Jahr vornimmt, dass sie dieses Semester früher anfängt für die Prüfungen zu lernen wird es sowieso nichts und am Ende kriegt sie immer das große Rennen.

Ich denke aber auch, dass man damit einmal richtig auf die Nase fallen muss um was zu ändern. Wenn man dies nicht tut, dann denkt man sich wahrscheinlich immer, dass es doch schon gut gehen wird und wird an seinem Lebensstil nichts ändern. Wenn man aber einmal die Konsequenzen zu spüren bekommen hat, dann hat man Angst sie ein zweites Mal zu erleben und sputete sich dann.

Es kommt schon mal vor, dass ich Dinge ein bisschen vor mir her schiebe, aber das sind dann auch unwichtige Sachen. Wenn eine Sache wirklich wichtig ist, dann mache ich es auch sofort, selbst wenn ich keine Lust dazu habe. Gerade wenn ich etwas angefangen habe, hasse ich es, wenn ich es nicht beenden kann und da würde ich es nicht noch ewig ziehen. Man muss da sicherlich unterscheiden, was wichtig ist und auch sofortiges Handeln erfordert und was auch mal ein bisschen Zeit hat.

Ich kann das Verhalten deiner Freundin irgendwie sehr gut nachvollziehen. Mir selber geht es auch immer so, dass ich alles Mögliche gerne auf die lange Bank schiebe. Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob das zu Erledigende wichtig war oder man sich eher Zeit damit lassen könnte.

Mir gefällt es einfach nicht mich von irgendetwas hetzen oder stressen zu lassen. Stattdessen erledige ich meine täglichen Aufgaben lieber ganz entspannt dann wenn mir danach ist. Wenn ich mal keine Lust darauf habe eine Sache sofort zu erledigen, so muss diese halt erstmal warten. Irgendwann schaffe ich das dann schon noch.