Halalmarkt zwingen Alkohol und Schweinefleisch zu verkaufen?

vom 07.08.2016, 16:04 Uhr

Ich habe gerade einen interessanten Artikel gelesen. Es ging um das Sortiment eines Supermarktes in einem Vorort von Paris. Bei diesem Supermarkt handelt es sich um einen Halal-Minimarkt. Da er nur Halal anbietet, sind weder Alkohol noch Schweinefleisch in dessen Sortiment zu finden. Das Wort "halal" kommt aus dem arabischen. Es umfasst Dinge, die im Islam erlaubt sind.

Die zuständige Stadtverwaltung ist jedoch nicht einverstanden mit diesen Einschränkungen, weshalb sich nun scheinbar die Justiz mit dem Fall befassen muss. Angeblich müsste der Laden gemäß dem Pachtvertrag auch ein gemischtes Sortiment anbieten, sodass die Anwohner nicht erst bis zum nächsten Supermarkt fahren müssen. Der Stadtverwaltung sei zudem eine soziale Mischung wichtig. Demnach wollen sie keine Gegend in der nur Muslime leben und keine Gegend in der keine Muslime leben.

Der Pächter des Geschäftes lehnt die Forderung ab. Er habe einen gut laufenden Laden mit vielen Kunden, zudem gebe es in Läden die Alkohol verkaufen oft Ärger, welchen er vermeiden möchte. Wer Alkohol kaufen möchte könne dies schließlich auch woanders tun. Die französischen Behörden hingegen wollen nun vor Gericht eine Kündigung des Pachtvertrages durchsetzen.

Denkt ihr das Handeln der französischen Behörden ist gerechtfertigt, oder seht ihr das auch eher als eine Form der Diskriminierung an?

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, dass der Laden selbst entscheiden sollte, was er verkauft und was nicht. Ich denke, dass es in Deutschland so ein Problem nicht gäbe, da jeder Laden hier selbst entscheiden kann, welche Produkte und Artikel er in seinem Sortiment anbietet und welche nicht. Die einzigen Konsequenzen, die es hierzulande geben würde, wären wohl, dass dann vielleicht irgendwelche Fördergelder gekürzt werden.

Allgemein denke ich aber nicht, dass man den Ladenbesitzer dazu zwingen sollte Alkohol und Schweinefleisch zu verkaufen. Er hat diese ja aus einem bestimmten Grund nicht ins einem Sortiment. Würde man ihn dazu zwingen, dann könnte man auch einen Bio-Laden dazu zwingen billiges Fleisch aus Massentierhaltung in sein Sortiment aufzunehmen mit der Begründung, dass die Leute, die nicht genug Geld dafür haben, ja sonst für billiges Fleisch und Gemüse weiter fahren müssen und das nicht vertretbar wäre. Dies wäre genau das Gleiche und ich denke nicht, dass ein Bioladen-Besitzer dazu gezwungen wird.

Ich denke also, dass so was völliger Schwachsinn ist. Wenn jemand Schweinefleisch und Alkohol kaufen möchte, dann soll er dies in Läden tun, die dies auch anbieten. Wenn man die Halalmärkte zwingt auch Sachen zu verkaufen, die nicht halal sind, dann sollte man auch die normalen Märkte dazu anhalten, dass diese Sachen verkaufen, die halal sind, da die Moslems ja sonst auch sehr weite Wege zurücklegen müssten. Gleiches Recht für alle sag ich da nur. Außerdem ist Alkohol sowieso ungesund. :wink:

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich halte ja eigentlich überhaupt nichts von "religiösen Gefühlen", die dazu führen, dass die Religiösen irgendwelche Sonderbehandlungen bekommen, aber in dem Fall kann ich das Problem jetzt nicht wirklich verstehen.

Zunächst einmal kann doch jeder Geschäftsinhaber selber entscheiden, was er für ein Sortiment verkauft und es wird doch wahrscheinlich klar gekennzeichnet sein, dass das kein normaler Supermarkt ist. Das wäre genauso als würde man in einen veganen Supermarkt gehen und verlangen, dass dort Fleisch und Milchprodukte ins Sortiment genommen werden. Oder, als würde man von einem Discounter verlangen, dass das Sortiment genauso groß ist wie bei einem normalen Supermarkt.

Dazu kommt außerdem, dass Alkohol und Schweinefleisch keine Grundnahrungsmittel sind. Wenn dort irgendwas essentielles wie Toilettenpapier nicht verkauft werden würde, könnte ich das Argument schon etwas verstehen, aber Alkohol und Fleisch sind im Prinzip Luxusartikel, für die man durchaus einen etwas weiteren Weg in Kauf nehmen kann.

Und ein Geschäft sorgt doch nicht dafür, dass sich eine bestimmte Gruppe Menschen in der Nähe ansiedelt. Die Menschen sind doch zuerst da und die Geschäft richten sich dann an dem Bedarf der Menschen aus. Das sieht man doch total gut in den gentrifizierten Hipster Bezirken, in denen dann irgendwann die Bioläden und die veganen Restaurants aufmachen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Wenn es um einen normalen Supermarkt gehen würde, würde ich die bisherigen Meinungen teilen. Dass es beispielsweise im türkischen Supermarkt bei mir nur Fleisch entsprechend der muslimischen Speisevorschriften und keinen Alkohol oder klassisch deutsches Gebäck gibt, finde ich vollkommen in Ordnung.

Aber es geht eben nicht um einen normalen Supermarkt. Betroffen ist ein von der Gemeinde vermietetes Ladenlokal, das entsprechend des Pachtvertrages der Nah- und Grundversorgung der Bewohner des Viertels dienen soll.

Und dann wird eine sehr einseitige Ausrichtung auf eine bestimmte Bewohnergruppe eben problematisch, weil es nicht mehr der Grundversorgung, wie vertraglich vereinbart, dient. Denn Wein ist in Frankreich traditionell eben ebenso normal wie Schweinefleisch.

» cooper75 » Beiträge: 13379 » Talkpoints: 509,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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