Einigen Lebensmottos nichts abgewinnen können?

Ich habe noch nie so wirklich viel von dem Lebensmotto "Leben jeden Tag, als wäre es dein letzter" gehalten. Wenn ich wirklich nach diesem Motto leben würde, dann wäre ich innerhalb kurzer Zeit pleite und säße im Knast, wobei ich dann sicherlich auch nicht mehr zur Uni gehen würde.

Aber vielleicht nehme ich dieses Motto auch zu wortwörtlich. Auch dann, wenn ich das Motto aber etwas lockerer sehe und es nur darauf beziehe, sich in jedem Moment bewusst zu sein, dass es der letzte Moment sein könnte, so dass man jeden Moment genießen sollte, kann ich mich nicht recht damit anfreunden.

Natürlich ist es wichtig, sich immer bewusst zu sein, dass das Leben jeden Moment vorbei sein könnte, aber ich finde, dass schlechte Tage zum Leben genauso dazu gehören. Man darf durchaus schlechte Laune haben und alles blöd finden. Das gehört ja auch dazu und man kann ja auch nicht immer gut drauf sein, was ja auch nicht schlimm ist. Von daher ist dieses Motto nun nichts für mich.

Eine Freundin von mir hat sich auch schon immer über das Motto "Carpe diem" lustig gemacht und stattdessen "Carpe noctem" für sich entdeckt, was viel besser zu ihr passt, wie sie meinte. Gibt es für euch auch Lebensmottos, denen ihr nichts abgewinnen könnt?

Ich finde das Lebensmotto "Lebe jeden Tag als wäre es dein Letzter" in sofern gut, dass man sein Leben genießen soll und jeden Tag wirklich auskosten soll und seine Zeit nicht mit Unwichtigkeiten und Streitereien verschwenden soll. Man sollte alle Möglichkeiten nutzen, alles mitnehmen was geht und später nichts bereuen. Von daher finde ich, passt das Motto sehr gut zu mir.

Also meiner Meinung nach hängen passende Lebensmottos auch immer mit der guten oder schlechten Laune ab, die man vielleicht an dem Tag hat. So gibt es Tage, an denen man sich denkt "dieses oder jenes Motto passt gerade perfekt zu mir" und dann gibt es eben wieder Tage, an denen man mit ein und demselben Motto eher nicht mehr so viel anzufangen weiß.

Allerdings gibt es mit Sicherheit auch immer wieder bestimmte Lebensmottos, mit denen man unabhängig von der jeweiligen Tagesform, einfach mal überhaupt nichts anfangen kann. Dies liegt aber wohl an den unterschiedlichen Einstellungen die jeder von uns zum Leben hat. Wir sind nun mal nicht alle gleich, weshalb auch nicht jeder von uns dieselben Lebensmottos als passend empfindet.

Es kommt immer darauf an, was man in die Lebensmottos alles interpretiert. Wenn du also der Meinung bist bei "Lebe deinen Tag als wenn es dein letzter wäre", dass du die Sau richtig rauslassen musst, das Konto bis zum Anschlag überziehen, ein paar Leute kalt machen und entsprechende Betrugsfälle zu machen, dann ist das deine Interpretation davon.

Gemeint ist dabei allerdings eher, dass man sich nicht von ungelegten Eiern und Gedanken abbringen lassen soll, die einfach noch nicht stattgefunden haben. Jeder kann sich mit solchen Gedankensprüngen das Leben selbst erschweren wenn man sich die "was wäre wenn" Fragen jeden Tag stellt oder auch jedes Szenario immer durchspielt, bevor man irgendwas unternimmt.

So schlecht finde ich das Motto jetzt nicht, und ich war auch schon in der Situation als das durchaus zugetroffen hat. Ich hatte Krebs und mir wurde nur wenig Aussicht auf Heilung und Besserung gegeben. Da fängt man schon an, sein eigenes Leben zu überdenken und die "unnötigen" Dinge einfach abzustreifen und sich auf das wichtige zu fokussieren.

Ich habe nicht angefangen nun Straftaten zu begehen oder gar tausende von Euros auf den Kopf zu hauend die ich nicht habe, aber ich habe mit weniger Gedanken um das zukünftige gemacht sondern einfach im "jetzt" gelebt und das gemacht, worauf ich an diesem Tag gerade Lust hatte. Das empfand ich schon als sehr befreiend und habe das weitestgehend auch so beibehalten, als sich wider erwarten doch die Besserung eingestellt hat.

Ich kann Lebensmottos generell nichts abgewinnen. Entweder sie erscheinen mir völlig banal und inhaltsleer (zum Beispiel das inflationär verbreitete "live, love, laugh", bei dem ich mich immer frage: "Ja, was denn sonst? Eat, sleep, die?") oder sie sind in meinen Augen entweder gar nicht umsetzbar oder lösen sich in Bedeutungslosigkeit auf, wenn man anfängt, ernsthaft darüber nachzudenken. Was heißt beispielsweise schon "Lebe deinen Traum!"? Wenn mein Traum beispielsweise eine Karriere als Ballerina wäre, soll ich mich dann gleich aufhängen?

Deswegen kann ich von mir auch nicht behaupten, ein Lebensmotto zu haben außer vielleicht: Versuch es bitteschön nicht wieder so zu vergeigen wie beim letzten Mal! Aufmunternde Bildchen und die entsprechenden Sprüchlein in diversen Social Media tun einfach nichts für meine Laune oder mein Seelenleben, sondern sind in meinen Augen einfach nur trivial und dümmlich.

Natürlich will jeder die wahre Liebe finden, tolle Sachen erleben, Leute inspirieren, frei sein und so Zeug. Aber ich finde es immer nervig, wenn man sich deswegen wunder wie individuell und toll vorkommt, nur weil man nicht das Lebensziel hat, einen Schreibtischjob zu betreiben, sich scheiden zu lassen und mit 50 ins Gras zu beißen.

Ich denke nicht, dass man unbedingt ein Lebensmotto braucht um sein Leben gut und sinnvoll zu leben. Ich glaube, dass diese Aufregung um irgendwelche Sprüche, wie eben "Lebe jeden Tag, als wenn es dein letzter wäre", eher eine schlechte modische Erscheinung aus der heutigen Zeit ist. Viele Leute finden es total modisch und inspirierend, wenn sie sich solche Sprüche tätowieren lassen - als totaler Hipster muss man dann aber auch dahinter stehen, ist doch klar.

Wie du schon gesagt hast wäre dies aber nichts für mich. Wenn ich jeden Tag leben würde, als wenn es mein letzter wäre, dann wäre ich auch innerhalb von kürzester Zeit bankrott, hätte einige Straftaten im Vermerk und vor allem würden mich viele Leute dann nicht mehr leiden können, weil ich ihnen mal ordentlich die Meinung sagen würde.

Ich lebe mein Leben also so, wie es mir gefällt und nach meinen Vorstellungen. Ich möchte in meinem Leben glücklich sein, von anderen Menschen geschätzt werden, anderen und vor allem kranken Menschen in meinem Beruf zur Seite stehen und sie eventuell auch bei ihrem letzten Weg begleiten und mit meiner Familie sowie meinen Ponys viel Zeit verbringen. Dafür brauche ich kein Lebensmotto.

Ich habe mit dem Konzept generell ein Problem. Wenn jemand selber aus einer persönlichen Erfahrung raus für sich selber ein Motto gefunden hat mag das etwas anderes sein, aber in den meisten Fällen sind das ja solche 0815 Mottos, die man überall ließt und sich als Aufkleber kaufen und an die Wand kleben kann.

Wie kann aber etwas, das bei zig Leuten an der Wand klebt, etwas sein, dem ich persönlich für mein eigenes Leben irgendwas abgewinnen kann? Das von dir zitierte Motto würde bei mir auch zu verdammt viel Ärger führen wenn ich es ernst nehmen würde und viele andere Mottos sind einfach so banal und selbstverständlich.

"Mach mehr von dem, was dich glücklich macht" zum Beispiel - macht irgendwer absichtlich das, was ihn nicht glücklich macht? Gibt es Leute, die ohne wichtigen Grund einen Abend mit Freunden absagen würden, auf den sie total Lust haben, und statt dessen den Abend zu Hause bei schlechtem Fernsehprogramm verbringen? Natürlich nicht.

Ich denke, dass in jedem Lebensmotto auch immer ein Funken Wahrheit vorhanden ist. Alles stimmt ein bisschen und alles ist ein bisschen richtig, aber nichts trifft auf einen immer im Ganzen zu. So gibt es eben auch, wenn man jeden Tag wie den letzen Tag genießt, auch schlechte Tage oder man hat eben auch mal schlechte Laune.

Dennoch sollte man aus jeden dieser Mottos das für sich Beste ziehen und sich daraus ein tolles Leben gestalten. Über ein Lebensmotto lustig machen würde ich mich deswegen nichts und ich kann auch mit jedem in gewisser Weise etwas anfangen.