Jemandem als Beileidigung psychische Krankheit anhängen?

Es ist tatsächlich schon einige Male passiert, dass mich irgendwelche Leute beledigen wollten und mir aus diesem Grund irgendwelche psychischen Krankheiten anhängten. Dabei handelte es sich um Leute, die ich eigentlich gut kannte und die wohl dachten, mich mit so etwas verletzen zu können. Ich kann über so etwas in der Regel aber nur lachen, da ich so etwas auch nicht ernst nehmen kann.

Mir ist das aber allgemein aufgefallen, dass psychische Krankheiten gerne als Beleidigung missbraucht werden. Aber warum ist das denn überhaupt so? Wurde euch auch schon einmal eine psychische Krankheit angehängt? Hat euch das verletzt oder könnt ihr das ernst nehmen? Was steckt dahinter?

Das hast du ja auch hier im Forum. Hier schreiben ja auch manche gleich, dass sie psychische Störungen vermuten, nur weil jemand beispielsweise schreibt, dass er keine Lust zum Aufstehen hat. Das ist vielleicht nicht gleich als Beleidigung gemeint, aber angemessen ist es auch nicht.

Ich glaube, dass man Menschen damit so sehr treffen kann, weil es ja die Zurechnungsfähigkeit einer Person in Frage stellt. Damit kann man jemanden vielleicht mehr treffen, als wenn man jemanden nur als blöd oder dumm hinstellt oder andere Schimpfwörter nutzt.

Ich kenne das eigentlich nur von Kindern, dass man sich als Beleidigung eine psychische oder sonstige Krankheit andichtet. Erwachsene machen das meiner Meinung nach gar nicht mehr. Mir wurde mal eine psychische Erkrankung unterstellt, die ich gar nicht habe und wo man aber sorgenvoll auf mich eingeredet hat und mich dazu gedrängt hat, gefälligst eine Therapie zu machen, weil so ein Leben ja gar nicht lebenswert wäre.

Witzigerweise handelte es sich dabei um eine Krankheit, die einen Menschen beziehungsunfähig macht und ich bin aber seit Jahren glücklich vergeben, was ja nicht sein könnte, wäre ich beziehungsunfähig. Mein Partner meinte auch direkt, dass nichts aus den Verhaltensweisen die aus diesem Krankheitsbild resultieren auch nur ansatzweise auf mich zutreffen würde. Daher kann ich nur darüber lachen und empfinde das auch nicht als Beleidigung.

Bei einer Beleidigung will man sich meiner Meinung nach besser darstellen als der andere. Wenn man allerdings wirklich glaubt, dass die Person psychisch krank ist und man ihr helfen möchte und dann eben auch zu Therapien und Hilfen rät, ist das für mich keine Beleidigung, sondern nur gut gemeinte Hilfe, die aber unpassend ist, wenn die Person vollkommen gesund ist.

Ich denke auch, dass das eher unter Kindern gemacht wird, da ein erwachsener Mensch sich der Tragweite einer solchen Beleidigung bewusst ist und ihm auch bewusst ist, dass man damit mehr Schaden anrichtet als mit einem Schimpfwort. Mir wurde noch nie eine psychische Krankheit im Streit angedichtet und ich weiß auch gar nicht wie ich darauf reagieren würde, weil mich das sicherlich mehr treffen würde.

Auf jeden Fall ist es für mich eine Unart Menschen auf diese Art und Weise bei einem Streit zu titulieren. Es gibt psychische Krankheiten und wenn man denkt, dass jemand daran erkrankt ist, darf man das auch sagen, aber in einem Streit hat das nichts zu suchen und dann ist es auch fehl am Platz und unangebracht seine Vermutungen zu äußern.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass Beleidigungen heutzutage fast schon zur Normalität gehören. Wenn man teilweise so mitbekommt was sich kleine Kinder draußen im Alltag so gegenseitig an den Kopf werfen kann man echt nur mit dem Kopf schütteln.

Ich persönlich bin früher, also zu Schulzeiten und besonders der Pubertät, wenn ich beleidigt wurde immer ziemlich schnell ausgerastet und habe zurück beleidigt oder gegeben falls auch mal die Fäuste fliegen lassen. Mittlerweile ist es mir meisten einfach komplett egal. Ganz nach dem Motto "redet ihr mal ruhig, ich weiß wer ich bin und ihr könnt mir garnichts". Die meisten Beleidigungen lasse ich erst garnicht an mich ran.

Ich denke, dass in der heutigen Zeit, in der jeder Zugriff auf das Internet hat und quasi alles googlen kann, sich selbst in den Status eines Experten erhebt. Da denken dann Leute, dass sie das Zeug zum Sattler oder sonstiges haben, nur, weil sie mal ein paar Bilder gesehen haben und von ihrem eigenen Sattler mal was erklärt bekommen haben. Nicht anders ist es bei den Krankheiten, die du nennst. Jeder kann heutzutage die Symptome ganz einfach im Internet ergooglen und nur, weil ein paar Symptome auf eine unglückliche Person zutreffen, wird ihr dann gleich etwas angehängt - ohne, dass man sich je gegenüber stand.

Ich denke, dass dazu vor allem die Anonymität des Internets beiträgt. Dadurch, dass man sich nicht gegenüber steht, trauen manche Leute sich etwas zu sagen oder zu schreiben, was sie sich im richtigen Leben eben nicht trauen würden - ganz einfach, weil dann ihre Kompetenz infrage gestellt werden könnte und sie nicht so schnell einen Ausweg aus der Situation finden würden. Im Internet aber können sie einfach ein paar Zeilen dahin schreiben und danach das Chatfenster schließen ,sie müssen sich dann nie wieder mit der Person rumplagen, die denkt, dass sie sonst was für eine psychische Erkrankung haben könnte.

Ich denke von daher, dass man nicht allzu viel auf die Meinung von anderen Leuten im Internet geben sollte. Man sollte nicht immer alles glauben, was man liest und hört. Genau so ist in der heutigen Zeit jemand, der von seinen "jugendlichen Kameraden" als "Spast" betitelt wird, nicht immer jemand, der ein Spastmatiker ist. In den meisten Fällen ist es nur eine stupide Beleidigung von halbstarken Jugendlichen, die sich wichtig fühlen wollen. Dementsprechend wenig sollte man auf solche Ausdrücke geben.