Durch Körperkontakt Freundschaften schneller vertiefen?

vom 28.07.2016, 15:58 Uhr

Mit mir hat unter anderem noch ein anderes Mädel gleichzeitig mit dem Studium angefangen, so dass ich weiß, dass sie auch neu an der Uni ist. Da wir beide viele Seminare gemeinsam haben, sehe ich sie auch öfter, wobei mir aufgefallen ist, dass sie sehr schnell Freundschaften geschlossen hat. Diese sehen auch schon recht vertraut aus, wie ich das von außen beurteilen kann. Möglicherweise liegt das aber auch daran, dass sie immerzu Körperkontakt zu ihren neuen Freundinnen sucht.

Wenn sie mit ihnen in der Uni spricht, dreht sie sich auch beim Sitzen komplett zur anderen Person hin, so dass sie diese mit den Knien berührt. Beim Sprechen selbst legt sie immer wieder ihre Hand auf die Oberschenkel oder Schulter des anderen. Hier wird da etwas in den Haaren des anderen gemacht und da wird mal eingeschlagen oder sich spontan umarmt.

Ich habe überlegt, ob es vielleicht förderlich ist, so extrem auf Körperkontakt mit anderen bedacht zu sein, weil das ja wahrscheinlich schon so ist, dass dadurch Freundschaften vertieft werden. Immerhin hat man ja schneller einen vertrauten Umgang miteinander. Allerdings mag es ja auch nicht jeder, von fast Fremden direkt so betatscht zu werden. Was denkt ihr dazu?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde das durchaus logisch. Durch Berührungen und Körperkontakt wird das Hormon Oxytocin freigesetzt und das fördert das zwischenmenschliche Vertrauen und die emotionale Bindung. Dieses Hormon wird bei jedem näheren Körperkontakt freigesetzt, auch zwischen Partnern oder bei der Eltern-Kind-Bindung.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Es kann je nach Person sicher schon sein, dass es durch Körperkontakt schneller möglich ist, Freundschaften zu gewinnen und zu vertiefen. Aber das kommt sicher sehr auf die Personen selber an. Ich mag es gar nicht, wenn mich eine fast fremde Person berührt und mir die Hand auf die Schulter oder den Oberschenkel legt. Bei mir sorgt das dann eher dafür, dass ich mich abwende. Aber andere Leute mögen das wahrscheinlich und so können dann vielleicht auch Freundschaften schneller entstehen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Mir wäre das Verhalten eindeutig zu aufdringlich, denn nur weil ich mit jemanden spreche möchte ich dabei doch nicht direkt betatscht oder mit den Knien berührt werden. Das liegt einfach in meiner persönlichen Wohlfühlzone und in dieser hat auch niemand etwas zu suchen, gerade wenn noch kein Freundschaftliches Verhältnis besteht. Da sollte man sich meiner Auffassung nach schon ein wenig zurück halten und auch Distanzieren, denn das kommt sicherlich nicht bei jedem gleich gut an und kann auch schnell als etwas anderes interpretiert werden.

Gerade wenn man sich noch nicht näher kennt, dann sorgen solche Intimen Berührungen doch nicht dafür, dass das Oxytocin freigesetzt wird. Da wird dann eher Adrenalin freigesetzt und der Fluchtreflex wird ausgelöst bzw. der Körper geht in den Kampf- bzw. Fluchtmodus über. Von daher kann man die Aussage von Täubchen auch nicht pauschalisieren. Mag bei einigen Funktionieren aber nicht immer. Und eine Mutter-Kind Beziehung ist etwas anderes wenn man das fremde Wesen auf den Arm gelegt bekommt als wenn ein anderer Erwachsener Mensch einen direkt befummelt und sich dadurch eine Freundschaft erhofft.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Auch wenn wir Menschen alle mehr oder weniger Rudeltiere sind, muss ich auch zugeben, dass ich eher mit Angriff oder Flucht auf unerwünschtes Antatschen reagiere als mit wohligen Glückshormonen. Ich möchte doch auch davon ausgehen, dass es einen Unterschied in zwischenmenschlichen Beziehungen macht, ob man jemanden nackt auf die Brust gelegt bekommt oder ob jemand im Hörsaal neben einem sitzt. So schnell springt die Mutter-Kind-Bindung bei mir nicht an. :wink:

Ich würde sogar eher sagen, dass ich mich schon öfter zurückhalten musste, um meiner übergriffigen Arbeitskollegin nicht kurz und scharf eins auf die Pfoten zu geben, wenn sie mal wieder meinen Unterarm gerubbelt hat. Ich kann das Weib nämlich nicht leiden, und werde auch durch Körperkontakt-Hormone nicht milde gestimmt, solange die Alte parallel dazu weiter dumm daher redet und ausländerfeindliche Witze reißt.

Es kommt also mal wieder auf das Individuum und auf den Kontext an, dazu wahrscheinlich noch auf die Lebensumstände und die Kultur, in denen der Körperkontakt stattfindet. Manche Leute und Völker knäueln sich ja gefühlt zu Kuschelhaufen zusammen, während man beispielsweise den Finnen das Stereotyp nachsagt, dass bei ihnen Rufweite gerade intim genug sei.

Von daher würde ich also sicherheitshalber nicht davon ausgehen, dass mich jemand lieber mag, nur weil ich meine Patschehändchen nicht bei mir behalten kann, da es auch sein kann, dass der- oder diejenige sich gerade arg darauf konzentrieren muss, nicht einfach abzuhauen.

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich glaube, dass das extrem auf die beiden Personen ankommt. Es gibt Leute, die können den Körperkontakt mit anderen Leuten nicht leiden beziehungsweise sind fremden Leuten gegenüber oder Leuten, die man grade erst kennen lernt, gegenüber sehr reserviert und wollen dann nicht ständig angefasst werden. Jeder Mensch hat eine Individualzone und manche Menschen tolerieren es mehr, wenn andere Leute von Anfang an in diese eindringen, und manche eben nicht.

Ich selbst gehöre eher zu der zweiten Gruppe. Ich habe eine große Individualzone und ich mag es nicht so gerne, wenn Leute, die ich noch nicht lange kenne, in diese eindringen. Wenn es mein Freund oder meine beste Freundin machen oder andere Angehörige der Familie, dann ist dies kein Problem. Diese Leute kenne ich und diesen Leuten vertraue ich. Aber ich mag es absolut nicht, wenn andere Leute, die ich noch nicht so gut kenne, in diesen Bereich eindringen und das dann auch mehrmals und ungefragt. In diesem Bereich ist man verletzlich und möchte dort nicht so gerne fremde Menschen an einen ranlassen, da ist wohl einer unsrer Urinstinkte übrig geblieben.

Ich selbst zeige es den Menschen dann auch sehr deutlich, wenn sie mir zu sehr auf die Pelle rücken. Dann kann es durchaus vorkommen, dass ich Abstand nehme oder es ihnen auch direkt sage, wenn es mir zu viel wird. Die meisten erkennen es auch so schon und halten sich dann zurück, was ich sehr gut finde. Schließlich ist es auch immer ein wenig verletzend, wenn man der anderen Person so vor den Kopf stoßen muss.

Allerdings denke ich, dass du damit Recht hast, dass es von außen ziemlich vertraut wirkt, wenn Leute viel Körperkontakt haben. Das deutet darauf hin, dass sie sich gut kennen, und zumindest in meinem Fall ist es so, dass ich die Leute dann sehr gut kenne und mag, ansonsten würde ich sie auch nicht so dicht an mich ranlassen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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