Dilemma: Entscheidung des Ethik-Konzils
Das Ethik-Konzil der Klinik besteht aus zwei Schwestern, einem Psychologen, dem verantwortlichen Arzt und dem Ethikberater. Sie suchen gemeinsam an diesem Vormittag eine Antwort. Diese Zusammenkunft wird dann einberufen, wenn über den Willen und die Würde eines Patienten, über sein Leben oder seinen Tod entschieden wird.
Es ist eine schwere Entscheidung, die sich alle nicht leicht machen. Der Patient, um den es geht, ist ein alter Mann, der aufgedunsen und bleich im Koma liegt und künstlich beatmet und ernährt wird. Wie lange muß dieser Mensch das noch ertragen? Dürfen die Ärzte die Behandlung beenden und ihm das Sterben erleichtern? Oder müssen sie versuchen, sein Leben mit weiteren Maschinen und neuen Medikamenten zu erhalten? Müssen und sollen die Ärzte solch ein Leben trotz versagender Organe noch lange mit Maschinenhilfe erhalten? Die moderne Heilkunst kann das, aber darf sie es auch? Würde der Patient das so wollen? Wollen es die Angehörigen so und was sagen die Ärzte? Die Antworten werden nicht immer gleich sein.
Das Ethik- Konzil wird darüber beraten: Als erstes schildert der Arzt ohne Bewertung und völlig ohne Emotionen die Diagnose. Dann schildert jeder - auf den Patienten bezogen - seine Sicht. Zum Schluß hat die Runde eine Empfehlung ausgearbeitet.
Dieser Patient, um den es geht, ist 83 Jahre. Er wurde vor neun Monaten bewußtlos ins Krankenhaus eingeliefert. Durch Dauerbeatmung und Medikamenten ging es ihm wieder besser. Er konnte im Rollstuhl mobilisiert werden. Erneut bekam er einen Infekt der Atemwege vor vier Wochen. Er ist nicht mehr ansprechbar und die Nieren arbeiten kaum noch. Die Überlebenschance liegt unter 10 Prozent.
Die Ehefrau fordert die Maximaltherapie. Sie kommt jeden Tag zu ihrem Mann ins Krankenhaus. Vor einigen Jahren wurde der Ehemann schon einmal aufgegeben. Wider Erwarten ging es ihm dann bald besser. Deshalb ist die Ehefrau sehr argwöhnisch. Aus dem Grunde fand das Ethik-Konzil heute ohne sie statt. Normalerweise ist der Angehörige dabei.
Die Bezugsschwester hat dem Patienten nachts zugehört, als er noch erzählen konnte, seine Windeln gewechselt, ihm neue Nahrung in den Plastikbeutel gefüllt, Sauerstoffgerät und Absaugkatheter bedient. Nun wünscht sie ihm, dass er einschläft. Jedes Tier wird eingeschläfert, um es von Schmerzen zu erlösen, aber beim Menschen wird das Sterben in die Länge gezogen. Sie bittet darum, der Natur freien Lauf zu lassen.
Schwestern und Pfleger kennen den Patienten. Wochen und Monat begleiten sie ihn. Ärzte beschäftigen sich nur wenige Minuten am Tag mit dem Patienten und tragen doch die letzte Verantwortung. Entscheidend ist aber dennoch der Wille des Patienten. Doch was der Patient möchte, weiß keiner.
Das Ethik-Komitee hat entschieden, die Behandlung nicht auszuweiten. Ohne Zustimmung des Patienten oder des Vertreters konnte kein Abbruch stattfinden. Zwei Wochen später stirbt der Patient an Nierenversagen.Ein Dialysegerät wurde nicht mehr angeschlossen.
Leider ist das jeden Tag der Fall in vielen Krankenhäusern. Die Angehörigen fordern aus purem Egoismus heraus die maximale Therapie und vergessen dabei das eigentliche und wesentliche. Denn sie wollen den geliebten Menschen einfach nicht sterben lassen und quasi denken sie dabei nur an sich.
In dem geschilderten Fall kann ich die Frau gar nicht verstehen. Nur weil bereits einmal ein "Wunder" passiert ist meinte sie, dass wieder eintritt? Wie Naiv kann man sein. Jemand der über Monate vor sich hin schimmelt wie eine Kartoffel, der wird nicht plötzlich aufwachen, aus dem Bett springen und wieder das blühende Leben sein. Das die Pflege einer solche Person aufwendig und eigentlich vergeblich ist, wollen sie einfach nicht sehen.
Aus diesem Grund bin ich doch ein sehr großer Freund von entsprechenden Patientenverfügungen. Dazu sollte sich jeder Gedanken machen und das festhalten, was für ihn in Frage kommt und was nicht. Angehörige sollten dabei auf die Wünsche des Betroffenen eingehen und nicht nur an sich selbst denken, zumindest sehe ich das so. Ich würde mich auch nicht über die Wünsche eines Betroffenen hinwegsetzen der eine Reanimation ablehnt und kein Leben als Kartoffel in einem Pflegeheim fristen möchte ohne noch am Leben teilnehmen zu können.
Ich kann Angehörige durchaus verstehen, wenn sie einen lieben Angehörigen geheilt sehen möchten und den Tod unbedingt verhindern wollen. Schließlich hat man als Medizinischer Laie oft dann noch Hoffnung, wenn die Fachleute schon aus Erfahrung wissen, dass eine Besserung höchst unwahrscheinlich ist.
Ich frage mich allerdings, ob es so sensibel war, die Angehörigen von dieser Sitzung auszuschließen. Das nährt doch noch mehr den Verdacht, dass da irgend etwas nicht sauber läuft. Und ich denke, das ist nicht der optimale Weg, wenn man es aus menschlicher Sicht betrachtet. Aus medizinischer Sicht mag es trotzdem richtig gewesen sein.
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