Schlechte Mathe-Klausur peinlicher als andere miese Noten?

vom 02.08.2016, 20:50 Uhr

Vor einiger Zeit las ich in einem Artikel online die Aussage eines Lehrers für Mathematik, dass es kein Problem wäre in Kunst oder Deutsch schlechter zu sein als die anderen, während das in Mathematik anders wäre. Sicher spielt er auch auf die Absolutheit und Unumstößlichkeit von Richtig oder Falsch an, die in diesem Fach klassisch gegeben ist, aber implizit deutet er auch an, dass in manchen Fächern schlechte Noten weniger schlimm für den Schüler seien als eine miese Note in Mathe.

Für mich war diese Aussage überraschend und komplett unverständlich, denn in meiner Schulzeit habe ich es genau anders herum erlebt: Wer in Mathe eine Fünf geschrieben hat, dafür aber toll malen konnte, ein super Sportler war, fließend Fremdsprachen beherrschte oder ein Virtuose der eigene Sprache war, galt als cool. Zumindest als irgendwie normal. In Mathe schlecht sein, wurde von vielen als Standard angesehen.

Mir selbst war eine schlechte Note in Mathe auch niemals peinlich, ich pflege zu diesem Fach von jeher eine Hassliebe, wo alles möglich ist und daher auch fulminante Misserfolge vorkamen. Wenn ich allerdings in Sport eine Fünf kassiert hätte oder gar in einem Fach wie Deutsch, wäre mir das schon wesentlich unangenehmer gewesen. Von daher hätte ich schon ein Problem gehabt, wenn ich in manchen Fächern deutlich schlechter abgeschnitten hätte, völlig entgegen der Aussage in dem Artikel.

Wie seht ihr das denn? Wäre euch eine schlechte Note in Mathematik tatsächlich wesentlich unangenehmer gewesen als in jedem anderen Fach? Gibt es für euch überhaupt solche Wertungen oder ist jedes Scheitern gleich peinlich oder ähnlich unbedeutend? Ist in Mathe schlecht sein unangenehm, in Deutsch oder Kunst aber nicht?

» Verbena » Beiträge: 4970 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich sehe das wie du. Mir ist eine schlechte Note in Mathe nie peinlich gewesen. Schließlich geht es da auch um Rechnen und gewissermaßen auch Logik. Die mathematische Logik konnte ich nicht immer nachvollziehen, gerade was das Thema Kurvendiskussion angeht, wenn das Thema nicht mehr greifbar ist und zu abstrakt wird. Mir fehlen für zu abstrakte Fragestellungen einfach das Verständnis und die Nachvollziehbarkeit. In dieser Hinsicht sind für mich in Mathe nur "kryptische Zeichen" ohne näheren Sinn. :lol:

Ich finde es viel peinlicher, wenn man in seiner Muttersprache schlechte Noten schreibt, was in diesem Fall für die meisten Schüler eben das Fach Deutsch war. Als ich noch zur Schule ging, mussten wir mal einen Grammatiktest in der Abschlussklasse schreiben und da gab es tatsächlich Schüler mit Muttersprache Deutsch, die in der 10. Klasse in einem deutschen Grammatiktest eine 5 geschrieben haben, während manche Migrantenkinder dann mit der Bestnote glänzten. So etwas finde ich persönlich viel viel peinlicher und demütigender, wenn man da eine schlechte Note hat als Einheimischer als wenn man eine schlechte Note in Mathe hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Also ich persönlich muss sagen, dass mir schlechte Noten generell noch nie peinlich waren. Wenn ich schlechte Noten bekommen habe, unabhängig von Fach, so lag das meist einfach an Faulheit. Hätte es stattdessen an Dummheit gelegen, wäre es mir vielleicht noch etwas peinlich gewesen, aber so war es mir oft schlichtweg egal.

Abgesehen davon waren viele meiner damaligen Freunde aus der Schule in Mathe nicht viel besser als ich. Heißt also, allen Menschen in meinem schulischen Umfeld vor denen es mir peinlich hätte sein können in Mathe schlecht zu sein, erging es genauso wie mir. Was alle anderen über meine Leistungen in Mathe oder generell in der Schule dachten interessierte mich damals wie heute herzlich wenig.

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich teile in dieser Hinsicht die Ansicht meiner Vorposter, denn Mathematik gilt nun mal in der Schule meistens generell als kniffliges Angstfach, und viele Kinder haben einfach schon im Vorfeld so viel Respekt davor, dass sie sich durch eine gemeine Fragenformulierung oder eine etwas schwierigere Aufgabenstellung leicht verunsichern und dazu hinreißen lassen, Fehler zu machen.

So kommen in Mathe schlechte Noten meiner Meinung nach wesentlich häufiger und auch bei ansonsten recht guten Schülern vor; und wenn jeder mal eine Vier oder Fünf in einem Mathetest nach Hause bringt, dann ist das weniger peinlich als irgendwo normaler Schulalltag. Noch dazu ist Mathe nun mal eine exakte Wissenschaft, und in den meisten Fällen gibt es neben "richtig" und "falsch" eben keinen Spielraum, wo sich Extrapunkte herausschlagen lassen.

In Deutsch wiederum finde ich es (wie manch andere hier) schon bedenklich, wenn ein Muttersprachler in Rechtschreibung und Grammatik auf ganzer Linie versagt. Wer hier aufwächst und nicht gerade an einer gravierenden Lese-Rechtschreib-Schwäche leidet, der sollte eigentlich in der Lage sein, ein Mindestmaß an gewählter Ausdrucksweise und sprachlichen Regeln zu beherrschen.

Natürlich sind Talente verschieden gestreut, und es gibt auch Themen im Fach Deutsch wie Gedichtinterpretation oder kreatives freies Schreiben, die einfach nicht jedem liegen und in denen schlechte Noten dann verständlich sind aber dass man eine Klassenarbeit über und über mit roten Markierungen für Schreibfehler zurückbekommt, darf eigentlich gar nicht vorkommen.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Mathe war schon immer nicht so mein Fach, weswegen ich eine schlechte Note schon als unangenehm empfunden habe, aber letztendlich ist es eben so, dass man es entweder verstanden hat und eine gute Note bekommt oder nicht kapiert hat und dann kann man sich eben auch nicht irgendwie herausreden wie in anderen Fächern.

Ich empfinde es aber nicht so, dass eine schlechte Mathenote peinlicher wäre als eine schlechte Note in einem anderen Fachbereich. Unangenehm ist es ja irgendwie immer. Dennoch war es auch bei mir so, dass man bei den Mathenoten nichts gesagt hat unter den Schülern, bei anderen Fachbereichen aber schon. Wenn man beispielsweise eine 3 in Mathe hatte und eine 3 in Deutsch bekam derjenige zu hören, was er denn bei seiner Sprache nicht versteht, dass er eine 3 bekommen hat, die Matheleistung wurde aber ignoriert.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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