Können Pseudohalluzinationen örtlich lokalisierbar sein?

vom 23.09.2010, 06:18 Uhr

Ich habe in meinem Leben schon einige starke Übermüdungszustände mitgemacht, gerade in der Klausurenphase im Studium. Ich weiß, gesundheitlich ist das nicht das Beste, und natürlich versuche ich auch, es zu vermeiden, so gut es geht.

Was ich aber während dieser Zeiten manchmal hatte, waren Pseudohalluzinationen. Da muss ich euch enttäuschen, denn ich muss nicht einmal besonders bekloppt oder durch Alkohol und andere Drogen geschädigt sein, um diese zu bekommen, sondern es ist medizinisch nachgewiesen, dass Übermüdung auch bei vollkommen gesunden Menschen dazu führen kann. "Pseudohalluzinationen" und nicht "echte Halluzinationen" bedeutet, dass man eben weiß, dass man sich diese Dinge nur eingebildet hat, statt zu glauben, sie seien wirklich geschehen. Ansonsten können es aber alle möglichen Empfindungen sein, optische, olfaktorische (also geruchliche), akustische und sicher auch geschmackliche. Wobei die Intensität eben normalerweise recht leicht ist, es sind dann eher huschende Flecken, als wenn man direkt irgendwelche eindeutigen Objekte sehen würde, die nicht wirklich da sind.

Ich bin, was meine Pseudohalluzinationen betrifft, auch nicht so extrem dran. Meistens sind es Gerüche, die plötzlich da sind, obwohl sie nicht da sein dürften. So wie es mitten in meinem Schlafzimmer plötzlich nach Kuchen zu duften scheint, mitten in der Nacht, ohne Kuchen weit und breit. Auch schon habe ich erlebt, dass es schien, in meinem Zimmer, ebenfalls mitten in der Nacht (denn die Pseudohalluzinationen kamen ja von der Übermüdung bei gleichzeitiger Schlaflosigkeit, besonders wegen der Sommerhitze), rieche es urplötzlich und ohne Auslöser nach Spülmittel. Das, um mal zwei ältere Beispiele zu nennen.

Neulich hatte ich wieder eine olfaktorische Pseudohalluzination, dieses Mal nahm ich in meinem Schlafzimmer in meiner aktuellen Wohnung plötzlich einen starken Geruch war, der an frischen Regen und einen nassen Waldboden erinnerte. Wieder konnte der nicht wirklich da sein, mangels Wald, außerdem bei ohnehin geschlossenem Fenster, und Parfüms, Raumsprays, Waschpulver oder andere Mittel, die danach hätten duften können, hatte hier auch niemand benutzt. Es war also reine Einbildung, wieder nachts, bei Übermüdung und Stress.

Interessant war ich, dass ich dieses Mal aber kein diffuser, einfach irgendwie in der Luft liegender, Duft war. Ich habe versucht, meinem Geruchssinn zu folgen, und die "Duftquelle" aufzuspüren. Tatsächlich wurde der nicht real existente Duft in eine Richtung stärker. Es wirkte letztendlich so, als käme er aus meinem Kopfkissen. Das war definitiv unmöglich, das wusste ich. Was mich verwunderte, war, dass ich diese Duft-Pseudohalluzination ja irgendeine eine lokalisierbare, wenn auch nicht real existente, Quelle hatte.

Kann es denn überhaupt sein, dass eingebildete Düfte eine eingebildete Quelle haben? Wie kommt mein Hirn dazu, nicht einfach nur einen Duft fälschlich durch Einbildung wahrzunehmen, sondern sich noch dazu detailliert einzubilden, woher der Duft käme? Ich meine, dass es passieren kann, hat sich ja in dieser Nacht bei mir bewiesen. Nur, was macht das Hirn da? Bisher war es bei mir, wie gesagt, eher so, dass ein Geruch einfach falsch als "vorhanden" im Hirn gemeldet wurde, ohne besondere örtliche Zuordnung. Es war so ein sonst unverbundenes Gefühl: "Hier riecht es nach Kuchen". Wie also kommt das Hirn auf die Idee, nicht nur zu schwindeln "Hier riecht es nach Wald", sondern auch noch "Hier riecht es nach Wald, und zwar aus deinem Kopfkissen"? Das ist irgendwie zu absurd.

Aber vielleicht ist es auch meine sehr ausgeprägte Phantasie, die die Irrungen meines Gehirns seltsamer macht, als die anderer Menschen mit Pseudohalluzinationen. ;)

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Gerade bei Duft nach Kuchen muss es nicht unbedingt eine Halluzination sein. Gerade wenn man in einem Mehrfamilienhaus wohnt, kommen die sonderbarsten Gerüche zu den seltsamsten Uhrzeiten zu Stande. Wenn der Nachbar mitten in der Nacht Heißhunger auf Kuchen hatte und Schlafstörungen, dann hat er sich vielleicht gerade einen gebacken.

Eventuell würde ich auch mal überlegen, ob man den Geruchssinn prüfen lassen kann. Beim Gehör kann nämlich darauf hindeuten, wenn man plötzlich Dinge hört, die nicht da sind, dass man einen Gehörverlust hat und das Gehirn sich selbst die fehlenden Reize vorgaukelt. Beim Geruchssinn könnte es theoretisch genauso sein.

Theoretisch könnte so etwas auch eine krankheitsbedingte Ursache haben. Ich würde es nicht leichtfertig als Halluzination abtun, sondern ernsthaft nach Ursachen suchen.

Wenn ich übermüdet bin, passiert es mir eher, dass ich kurz einnicke und dann nach dem Aufwachen manchmal nicht sicher bin, ob ich was geträumt habe oder ob das Ereignis echt war. Aber Gerüche die nie da waren, hatte ich noch nicht.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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