Bei eigenem Haustier schnell über einen Biss hinwegsehen?

vom 20.07.2016, 14:08 Uhr

Bisher wurde ich eigentlich nur einmal bewusst von einem Haustier gebissen. Damals hatte mein Hund große Schmerzen und stand wohl etwas neben sich. Ich hatte auch keine richtige Wunde durch den Biss, der Schreck war größer als alles andere.

Ich habe daher auch schnell darüber hinweggesehen und am selben Tag haben wir auch schon wieder miteinander gekuschelt. Mein Hund hat ja auch gar nicht verstanden, was da in der Situation passiert ist. Und ich weiß, dass er mich sonst nie beißen würde.

Bei einem Hund von Bekannten, der mich auch wirklich mal gebissen hat, hatte ich als Kind dann richtig Angst. Ich bin dem Hund eher aus dem Weg gegangen und konnte über diesen Vorfall auch nicht so schnell hinwegsehen. Ich denke, dass es einfach daran lag, dass ich den Hund einfach so gut wie nicht kannte.

Meint ihr, dass man bei einem Biss durch sein eigenes Haustier schneller darüber hinwegsieht, als bei einem fremden Tier? Ist es euch schon so gegangen? Habt ihr dann längere Zeit gebraucht, um dies zu verarbeiten?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich glaube schon, dass Besitzer eines Hundes über einen Biss ihres Tieres schneller hinwegsehen, weil auch eine Bindung zwischen Besitzer und Hund besteht. Niemand möchte seinen Hund abgeben, weil er zugebissen hat, ihn hauen schon gar nicht oder ihn einschläfern lassen. Da ist eine gefühlstechnische Bindung da, die dies sicherlich so sieht.

Ich hatte mal eine Hündin, die ich gerne behalten hätte. Die hat mir ein Jahr mein Leben zur Hölle gemacht. Sie war erst super gut unterwegs, hat sich super erziehen lassen, aber nach und nach kamen die Dinge zum Vorschein, die störten. Sie wurde ja schon sieben oder acht mal herumgereicht, als "Kampfhund" anerzogen und ich konnte ihr es nicht mehr austreiben.

Ich habe wirklich nach 12 Monaten aufgeben müssen, obwohl ich wirklich hart gekämpft habe. Sie hat mich beim Schlafen angegriffen und meinen damaligen Ex-Freund sowieso nicht leiden können, weil Männer ein Problem waren. Sie sprang mit einer Wucht in meinem Bett, Biss mir direkt ins Gesicht und ich musste sie wirklich von mir reißen.

Ich habe später auch erfahren, was alles mit ihr angestellt wurde. Ich habe sie abgeben müssen. Eine bekannte Hundetrainerin wollte es daher noch letztmalig versuchen, aber sie merkte, dass alles was ich als nicht Trainerin versuchte, nicht mehr wirkte. Sie wollte nicht aufgeben und hat es dann probiert, aber auch Fehlanzeige. Sie musste dann leider eingeschläfert werden.

Ich denke also schon, dass aufgrund von Gefühlen etwas mehr hinweg gesehen wird. Das ist auch vielleicht gut so, wenn man so reagiert, sich mit dem Tier näher beschäftigt, aber irgendwann geht es dann nicht mehr weiter. Mir tut das heute noch sehr weh, weil ich kein Mensch bin, der aufgibt, aber da ging nichts mehr.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich denke, bei mir wäre es genau anders herum der Fall, wenn mein Hund mich willentlich gebissen hätte. Ich würde wohl eher nicht so schnell darüber hinweg sehen, sondern bei mir wäre es eher ein herber Vertrauensverlust in mein Haustier. Zumindest wäre es so, wenn der Hund keinen Grund gehabt hätte, wenn es also beispielsweise kein Reflex gewesen wäre durch heftige Schmerzen.

Ich würde mich wohl ständig fragen, warum mein Hund mich gebissen hat, warum ich ihn falsch eingeschätzt habe in der Situation und ob ich ihm noch vertrauen kann, ob es also nicht vielleicht nur der Anfang war und ich Angst haben muss vor weiteren Bissen. Ich denke, ich wäre wirklich tief erschüttert in meinem Vertrauen.

Ganz anders wäre es mit einem fremden Hund, den ich nicht kenne. Da kann es immer vorkommen, dass ich ihn falsch einschätze und seine Eigenheiten nicht kenne. Ihm habe ich im Normalfall vorher nicht so stark vertraut und er kann mein Vertrauen daher auch nicht erschüttern. Ein fremder Hund schläft normalerweise auch nicht bei mir mit im Schlafzimmer, wo er mich überraschen und beißen könnte.

Etwas anderes ist es, wenn mein Hund nur im Spiel zu fest gezwickt hat. Da gibt es einmal einen Rüffel und dann geht es weiter. Aber das sehe ich auch nicht wirklich als beißen an, auch wenn meine erste Hündin manchmal doch sehr fest gezwickt hat und manche es als beißen angesehen hätten.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei dem, was immer mal wieder hier so landet, muss ich immer mal damit rechnen, dass es einen Biss gibt. Ich finde das allerdings überhaupt nicht weiter schlimm, so lange es mich trifft und keinen Fremden oder ein Familienmitglied. Schließlich kann ich selbst entscheiden, worauf ich mich einlasse. Das ist viel einfacher als die Verantwortung für andere zu tragen.

Alle meine Hunde dürfen nach mir Schnappen. Das ist in meinen Augen eine ganz legitime Meinungsäußerung, genauso wie Knurren. So lange dabei maximal blaue Flecken, leichte Ratscher oder aufgeplatzte Haut über dem Knochen entstehen, denke ich nicht weiter darüber nach.

Wer hier im Training voll in Action die Nerven verliert und in die falsche Richtung beißt, wird deshalb auch nicht weniger geliebt und genießt weniger Vertrauen. Das zeigt mir nur, dass ich den Hund überfordert habe und zu schnell zu viel wollte. Wo der Fehler liegt, das ist verschieden, aber einen Fehler gibt es.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Es kommt immer auf die Ursache drauf an. Würde mich mein Hund beißen weil er gerade neben sich steht vor Schmerzen, dann ist es ein komplett anderer Umstand als wenn er das ganze aufgrund von einer schlechten Erziehung macht und mich entsprechend nicht akzeptiert. Einen Grund hat es immer wieso der Hund beißt und den gilt es zu finden.

Cooper hat es bereits genannt, auch im Training kann so etwas einmal passieren wenn man den Hund entsprechend überfordert hat. Dort ist es dann auch ein Schutzmechanismus vom Hund und ich muss begreifen das der Fehler nur bei mir gelegen hat. Entsprechend kann ich dann doch schneller darüber hinweg sehen, wenn ich die Ursache dafür kenne und wenn ich der Auslöser dafür bin, dann bin ich ebenfalls froh darüber wenn es mich erwischt und nicht jemand unbeteiligten dritten.

Blaue Flecken, kleinere Wunden und Bissspuren waren bei mir ebenfalls keine Seltenheit. Das kam aber auch einfach teilweise vom Training wenn der Anzug entsprechend nicht alles abgehalten hat. Dann hat der Hund genau das gemacht was man von ihm wollte, und der Fehler lag einfach an der mangelnden Schutzausrüstung bzw. an dem Träger selbst. Auch das ist ein Grund weswegen man schneller darüber hinweg sieht. Knurren und Schnappen ist bei mir ebenfalls legitim als Meinungsäußerung und gehört auch zum Teil eines Spiels.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich finde auch die Ursache ausschlaggebend. Würde mein Hund aus dem Kalten heraus beißen, dann würde ich darüber sicherlich nicht hinwegsehen. Sowas kann man einfach nicht dulden. Gibt es aber für das Beißen einen Grund, dann ist noch einmal wichtig, welcher das war.

Unser erster Hund hatte eine schwere Krankheit und dadurch die letzte Zeit über auch starke Schmerzen. Er hat zwar nie gebissen, aber geknurrt und als Kind hat man da schon Respekt davor. Er hatte aber auch einen Grund und der war uns klar. Wir haben ihn dann mit Samthandschuhe angefasst. Unser zweiter Hund ist lammfromm und würde niemals ohne Grund beißen.

Bei anderen Tieren muss man schauen. Es gibt Tiere, da halte ich es für eine natürliche Schutzreaktion. So haben uns die Wachteln schon hin und wieder mal gepiekt, wenn wir sie fangen wollten, weil wir sie sauber gemacht haben. Das liegt aber in ihrer Natur. Weder will ich die erziehen, noch mit ihnen kuscheln, also ist mir das relativ egal.Schmerzen verursacht das auch nicht wirklich.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Man muss, um darüber urteilen zu können, wie man mit einem Biss umgeht und wie man darauf reagiert, die Situation genau kennen und vor allem auch einschätzen können. Wenn das Tier, wie in deinem Falle, Schmerzen hatte, dann ist es nicht weiter tragisch und dann würde ich das Tier dafür nicht strafen - aber auch nicht sofort in den Arm nehmen und weiter kuscheln, sondern lieber erstmal Abstand halten und die Schmerzen von jemand professionellem, wie zum Beispiel dem Tierarzt, behandeln lassen, da so ein Biss, je nachdem, wo er ist, doch mal schnell gefährlich werden kann. Wichtig wäre, wenn der Biss tief war und es blutet, dass man sich danach selbst in ärztliche Behandlung begibt, da es doch sehr schnell zu Infektionen kommen kann.

Ich wurde bisher noch nie von einem Hund gebissen, allerdings von meiner Katze und von meinem einen Pferd. Meine verstorbene Katze hatte mich vor mehreren Jahren einmal gebissen - allerdings auch nicht mit Absicht. Ich habe sie damals Kuchenteig von meinem Finger schlecken lassen und in ihrer Freude beim Essen hat sie dann irgendwann in meinen Finger gebissen. Wahrscheinlich, weil sie dachte, dass es mehr gibt. Obwohl meine Mutter sofort erste Hilfe geleistet hat und wir die Wunde gereinigt haben, musste ich damit am nächsten Tag ins Krankenhaus und die Wunde wurde noch mal gespült - das waren die Schmerzen meines Lebens. :lol: Die Katze wurde selbstverständlich nicht bestraft, weil sie nichts dafür konnte und es ja auch nicht mit Absicht gemacht hat. Sie war halt nur ein wenig zu gierig.

Mein Pferd hat mich wie bereits angedeutet auch schon mal gebissen - jedoch hat er es mit voller Absicht gemacht. Ich habe damals mit ihm Bodenarbeit gemacht und wollte ihn rückwärts schicken (wie es das Leittier in einer Herde auch tun würde) weil er mir zu aufdringlich geworden ist. Er war schon immer sehr dominant und sehr respektlos, weshalb es ihm nicht so wirklich gepasst hat, dass ich die Position des Chefs beansprucht habe - da hat er dann einfach zugebissen und versucht so die Fronten zu klären. Einen Moment war ich sehr verwirrt, dass er sich das getraut hat, und habe ihm im nächsten Moment dafür dann richtig eine übergezogen, dass er erstmal "gegangen" ist, weil er mit so viel Gegenwehr nicht gerechnet hat. Seitdem ist unserer Rangordnung aber geklärt und er hat nie wieder versucht die Zähne bei mir anzulegen. :wink: Die Pferde gehen in der Natur ja auch nicht zimperlich miteinander um und wie er mir, so ich ihm.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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