Beim Jobgespräch unverblümt nach Kündigung gefragt werden?

vom 21.07.2016, 15:47 Uhr

Ich hatte kürzlich ein sehr unangenehmes Vorstellungsgespräch. Trotzdem bin ich - wahrscheinlich mangels anderer Kandidaten - genommen worden und hatte ein befriedigendes Gefühl, absagen zu können, denn ich habe zwischenzeitlich einen besseren Job gefunden.

Der Chef war ein ziemliches A....loch. Normalerweise geht man gemeinsam den eigenen Lebenslauf durch, dort hingegen wurde ich, noch bevor ich etwas über mich erzählen konnte, unverblümt gefragt: "Ach, Ihren letzten Job hatten Sie ja nicht so lange, sind Sie gefeuert worden oder wie?". Das klang vom Tonfall her mehr wie eine Feststellung als wie eine Frage.

Ich hatte das Gefühl, dass der Kerl bei meinem letzten Unternehmen angerufen hatte oder irgendwie in Kontakt mit denen stand, da er das Unternehmen auch gut zu kennen schien. Tatsächlich rufen einige Personaler ja mal beim letzten Arbeitgeber an, aber ob der dann einfach so pikante Informationen rausrücken kann, ob man gefeuert wurde?

Ich bestritt, obwohl ich wirklich in der Probezeit rausgeschmissen worden bin, das Ganze und meinte, es sei auf Gegenseitigkeit passiert. Da ich meinen damaligen Arbeitgeber furchtbar fand, war das nicht einmal ganz gelogen, denn viel länger hätte ich es dort freiwillig auch nicht ausgehalten.

Aber wie soll man reagieren, wenn der Gegenüber im Vorstellungsgepräch so eine Frage stellt? Kann man flunkern? Und was, wenn er sich wirklich telefonisch informiert hat? Was würdet ihr in so einer Situation machen?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Na ja, eigentlich finde ich, dass bei Vorstellungsgesprächen zu viel um den heißen Brei geredet wird, anstatt dass man mal wirklich sagt, was Sache ist. So eine direkt und unverblümte Frage ist doch da gar nicht schlecht. Da hätte ich den Eindruck, dass ich auch ehrlich antworten kann und entweder findet der das gut und nimmt einen oder nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Für mich klingt das eher wie eine Testfrage. Da will der potentielle Chef dich aus der Reserve locken und dann eben abwarten wie du da reagierst, also ob du da direkt zickig oder beleidigt bist oder ob du ihn deswegen angiftest. Ein simpler Reaktionstest halt. Ich würde da gar nicht großartig drauf reagieren und Tacheles reden.

Mit solchen Testfragen muss man rechnen. Schließlich kann der Bewerber sonstwas erzählen wie er in Situation XY reagieren würde. Das ist alles nur Theorie. Wie er wirklich reagiert zeigt sich erst, wenn er mit der Situation konfrontiert wird und das will der Chef natürlich wissen bevor der Vertrag unterschrieben werden soll.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Bei der Frage hättest du direkt merken müssen, dass man versucht dich zu testen. Man möchte wissen wie du auf Stress reagierst und auch mit Problemen und Unstimmigkeiten umgehst. Auch auf die Art und Weise wie du das erklärst wird dabei Wert gelegt. Wenn nun also jemand anfängt sich um Kopf und Kragen zu reden, dann weiß man direkt das dort etwas nicht stimmt. Es ist dabei auch egal wie blöd der Job vorher war, oder der Chef man redet niemals schlecht über seine alten Arbeitgeber in einem Vorstellungsgespräch. Und schon gar nicht weist man die alleinige Schuld diesem zu!

Das macht ein sehr schlechtes Bild auf dich, denn auch der neue Arbeitgeber rechnet damit, dass du irgendwann ihn wieder verlässt. Es ist natürlich nicht in seinem Interesse, dass du hinterher ebenfalls damit hausieren gehst wie schlecht dort alles war und was für Idioten dort arbeiten. Von daher lobt man die alten Arbeitgeber immer und für solche Fälle legt man sich vorher eine passende Erklärung zurecht.

Diese könnte in dem Fall z.B. lauten "ich bin ein Mensch der sich gerne umsieht in verschiedenen Bereichen und auch ausprobiert. In der Probearbeitszeit habe ich gemerkt, dass mir der Job X/Aufgaben Y doch nicht so viel Spaß macht und liegt. Von daher habe ich mich mit meinem Arbeitgeber geeinigt, das Arbeitsverhältnis im gegenseitigen Einvernehmen zu beende." Am besten noch ein paar Beispiele parat haben, wieso es doch nicht so gepasst hat aber dabei nicht den alten Arbeitgeber schlecht machen.

Natürlich kann es sein, dass sich diese telefonisch erkundigt haben. Man sollte soweit ehrlich bleiben, eigene Schuld mit eingestehen und auch das und was man daraus gelernt hat. Gerade das ist ein Punkt der viel Bonus bringt da es auch zeigt, wie man mit Kritik umgeht und auch Selbstkritisch veranlagt ist. Direkt zugeben wird es kein Arbeitgeber, dass er sich mit dem alten in Verbindung gesetzt hat. Vieles kann man auch aus den Zeugnissen lesen und das macht den Anruf überflüssig. Zudem viele Arbeitgeber darüber nicht einmal eine Auskunft geben, denn es könnte sonst wer anrufen und das fällt mit unter den Datenschutz.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Bei der Frage hättest du direkt merken müssen, dass man versucht dich zu testen. Man möchte wissen wie du auf Stress reagierst und auch mit Problemen und Unstimmigkeiten umgehst. Auch auf die Art und Weise wie du das erklärst wird dabei Wert gelegt. Wenn nun also jemand anfängt sich um Kopf und Kragen zu reden, dann weiß man direkt das dort etwas nicht stimmt. Es ist dabei auch egal wie blöd der Job vorher war, oder der Chef man redet niemals schlecht über seine alten Arbeitgeber in einem Vorstellungsgespräch. Und schon gar nicht weist man die alleinige Schuld diesem zu!

Ich habe selbst auch früher Bewerber selektiert und mit Vorstellungsgesprächen zu tun gehabt. Und ich kann dir sagen, dass nicht alles, was man da fragt, irgendein Test ist. Die Annahme, dass jede Aussage oder Frage, die etwas ungewöhnlich erscheint, gleich irgendeine Stress-Test-Frage sein soll, wo dann psychologisch was abgeleitet wird, ist nicht richtig. Verstehe auch nicht, wieso manche das glauben - das ist ein Ammenmärchen.

Im Vorstellungsgespräch sitzen sich einfach zwei Menschen gegenüber und der eine möchte den anderen gerne besser kennenlernen. Und da ist es halt interessant, warum er die vorherige Stelle nur kurz hatte. Das ist kein psychologischer Test, das ist einfach eine Frage aus Interesse. Und ich finde es auch legitim, sich da nicht irgendwelche gekünstelten Begründungen, wie „ich interessiere mich für vieles“ einfallen zu lassen, sondern mal authentisch und ehrlich zu sein. Es kann passieren, dass der vorherige Jobs nichts war, das ist im Leben so, das darf man auch sagen. Deswegen denkt der Personaler nicht gleich, dass es hier auch so wird.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 31.07.2016, 13:33, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich denke auch, dass das ein Test war und der Chef sehen wollte, ob du mit dem entstehenden Stress gut auskommst oder dich eher um Kopf und Kragen redest. Auf so eine Frage kann man sicherlich antworten, dass man in der Probezeit festgestellt hat, dass es eben doch nicht das Richtige war und man sich lieber in einem anderen Unternehmen bewerben sollte. Das kann einem ja nicht schlecht ausgelegt werden, da man ehrlich war und man zudem auch sofort auf die Frage geantwortet hat.

Natürlich sind das so Fragen, die man sich nicht vorher überlegt, aber genau das wollte er sehen, nämlich deine spontane Reaktion. Das letzte Unternehmen schlecht machen ist dennoch der falsche Weg, weil man seine Arbeitgeber nicht in die Pfanne hauen darf, aber bei so einer Frage kann man ja auch ganz geschickt auf die Vorzüge des Unternehmens eingehen, wo man gerade das Gespräch hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Zitronengras hat geschrieben:Ich habe selbst auch früher Bewerber selektiert und mit Vorstellungsgesprächen zu tun gehabt. Und ich kann dir sagen, dass nicht alles, was man da fragt, irgendein Test ist. Die Annahme, dass jede Aussage oder Frage, die etwas ungewöhnlich erscheint, gleich irgendeine Stress-Test-Frage sein soll, wo dann psychologisch was abgeleitet wird, ist nicht richtig. Verstehe auch nicht, wieso manche das glauben - das ist ein Ammenmärchen.

Keine Ahnung für welchen Bereich du die Bewerber gesucht und selektiert hast. Ich mache das aktuell jeden Tag und meine Aufgabe ist keine andere, als den ganzen Tag Bewerbungsgespräche zu führen. Pro Arbeitstag kommen dort 5-20 Stück zusammen. In dem Job in den die Bewerber wollen ist Stress, schnelle Entscheidungsfähigkeit mit hoher Kommunikation und dem Verständnis extrem wichtig. Von daher werden diese Fragen die hier gestellt werden und "unbequem" sind vom Lebenslauf her, alle als Test benutzt. Besonders dann, wenn es die Bewerber in der Selbstdarstellung vergessen oder verschweigen wollen. Bei manchen ist bereits nach einer solchen Frage das Gespräch beendet, andere werden bis zu 2 Stunden in die Mangel genommen.

Es macht aber auch einen Unterschied ob man einen einfachen Handlanger fürs Lager zum einsortieren sucht oder jemanden der auch unter Stress darüber entscheiden muss, ob er seine Waffe zum Einsatz bringt oder nicht. Dabei testen wir indirekt auch die Psyche mit. Sicherlich kann man Antworten auswendig lernen, über die Körpersprache wird aber auch verraten ob es ehrlich gemeint ist oder nicht. Daher sitzen mir auch den ganzen Tag zwei Psychologen bei und Werten das aus.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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