Sprache leichter lernen, wenn Lehrer kein Deutsch kann?
Als ich an der Uni damit angefangen hatte, Spanisch zu lernen, hatte ich eine Spanischlehrerin, die wirklich kaum Deutsch konnte. Sie war erst vor kurzem aus Südamerika ausgewandert und konnte die deutsche Sprache nicht so gut. Von daher wurden wir gleich in unserer ersten Spanischstunde überhaupt auf Spanisch begrüßt und der komplette Unterricht fand immer auf Spanisch statt.
Das war auch nie ein Problem, da die Lehrerin immer langsam sprach und man sich immer mit Händen und Füßen verständigen konnte. Sie malte auch oftmals Skizzen an die Tafel und nur dann, wenn wirklich nichts mehr ging, wurde auf Englisch gewechselt.
Ich muss sagen, dass ich auf diese Weise extrem schnell Spanisch gelernt habe und ich hatte auch nie das Problem, etwas nicht zu verstehen. Stattdessen war ich ganz schnell sehr vertraut mit der Sprache, weil eben im Unterricht nur auf Spanisch gesprochen wurde.
In späteren Spanischkursen hatte ich dann andere Lehrer, die dann wieder größtenteils Deutsch mit uns sprachen. Nur Übungen, die wir machten, wurden dann eben in spanischer Sprache gemacht aber sonst wurde immer sehr viel Deutsch gesprochen. Das hat mir dann nicht mehr so gut gefallen und ich hatte auch das Gefühl, nicht mehr so schnell dazu zu lernen.
Kann man eine Sprache tatsächlich schneller lernen, wenn der Lehrer kein Deutsch spricht? Welche Erfahrungen habt ihr damit machen können?
Meiner Erfahrung nach sollten Lehrende und Lernende eine gemeinsame Sprache beherrschen, wenn es um das formale Erlernen einer Fremdsprache geht. Das muss nicht unbedingt Deutsch sein. Mein Polnischlehrer war des Deutschen ebenfalls nicht mächtig, was in einem internationalen Kurs, der in Polen stattfand, ja auch viel verlangt gewesen wäre. Er hat ebenfalls möglichst viel auf Polnisch erklärt, und bei Bedarf, etwa bei besonders verzwickten Grammatikregeln, ins Englische gewechselt. Das hat relativ gut geklappt.
Natürlich kann man eine Sprache im Regelfall auch durch "Learning by Doing" lernen, etwa indem man sich einfach in dem Land aussetzen lässt, in der diese Sprache gesprochen wird und sich nach Kräften ohne Englisch durchschlägt. Aber in einem formalen Zusammenhang, in dem beispielsweise mit einem Lehrbuch gearbeitet wird und Grammatikregeln eine Rolle spielen, ist es meiner Meinung nach schon hilfreich, wenn man im Zweifelsfall auf Deutsch oder Englisch zurückgreifen kann. Gerade Grammatikregeln sind schwer zu erklären, wenn einem als Anfänger der entsprechende Fachwortschatz fehlt. Und in der Regel halte ich es durchaus für sinnvoll, beim Erlernen einer Fremdsprache erst mal mit Grußformeln und "ich heiße..." anzufangen.
Außerdem finde ich, dass es das Lernen auch unnötig kompliziert machen und in die Länge ziehen kann, wenn man mit Hilfe von Skizzen und Ausdruckstänzen erklären muss, mit welchen Präpositionen der Lokativ im Polnischen verwendet wird, wenn man das auch mit wenigen Worten im Englischen zusammenfassen kann. Es nützt ja schließlich auch nichts, wenn die Schüler deswegen Regeln nicht oder falsch verstehen, weil sie auf Arabisch oder Japanisch erklärt werden.
Ich würde es schon anstrengend finden, wenn mein Lehrer mir nicht erklären kann was was heißt und wie das grammatikalisch anzuwenden ist. Ich hatte mal einen Französischlehrer, aus Frankreich und der Unterricht mit ihm war etwas ganz besonderes, weil er es eben auf verschiedenen Ebenen angegangen ist und seine Sprache an den Mann bringen wollte. Schnöde Übungen gab es da kaum und trotzdem haben wir gut etwas gelernt.
Sprachlich gesehen finde ich Lehrer spannend, die schon einige Jahre im Ausland verbracht haben und so die richtige Aussprache verwenden können. Dennoch müssen sie es auch gut erklären können und da kann eine sprachliche Grundlage beiderseits, eine Sprache, mit der man es für beide Seiten verständlich erklären kann, wichtig.
Ich hatte die Erfahrung bei meinem ersten Englischlehrer, den ich aber leider nur wenige Wochen hatte. Er konnte zwar Deutsch, aber er hat es sich zum Ziel gesetzt, seinen Englischunterricht nur in englischer Sprache abzuhalten. So kam er in die Klasse und hat nur Englisch geredet. Trotzdem haben wir dank seiner Mimik und Gestik alle verstanden, was er von uns wollte. Ich hatte auch das Gefühl, dass diese Methode gar nicht verkehrt ist, um eine Sprache zu lernen.
Genauso habe ich es dann bei einem Sprachurlaub auf Malta gemerkt, als ich aber schon einige Jahre Englisch in der Schule hatte. Dort war es natürlich so, dass die Lehrer kein Deutsch konnten. Aber irgendwie war es doch sehr schön, dass der Unterricht nur in englischer Sprache gehalten wurde. So fing man irgendwann an, in der Sprache zu denken, da man sie immer sprechen musste, also auch, wenn man aus der Schule heraus kam. Genau das hat mir sehr geholfen.
Ich hatte erst ab der achten Klasse Englisch und wurde durch den Englischlehrer ins kalte Wasser geworfen. Der Lehrer kam ganz frisch aus England und hat unsere Landessprache nicht beherrscht und damit meine ich nicht Deutsch. Also mussten wir am ersten Tag bereits die ersten englischen Sätze bilden und ich muss gestehen, dass mir das damals nicht schlecht bekommen ist.
In der zwölften Klasse habe ich damals dann eine Französischlehrerin bekommen, die nur Französisch beherrschte, also kein Englisch, kein Deutsch und nicht mal unsere Landessprache. Am Anfang fand ich dies sehr schwierig, aber irgendwann lernte ich in der jeweiligen Sprache zu denken und dann ging es ganz von alleine. Aber ich hatte zuvor schon seit der zweiten Klasse Französisch, also war ich nicht ganz unbeholfen.
Also wenn der Lehrer nicht die jeweilige Landessprache des Schülers kann und man keine gemeinsame Ausgangssprache hat, kann es natürlich schon sein, dass man schneller gezwungen ist diese Sprache zu lernen. Denn ansonsten kann der Schüler sich ja immer rausreden und auf seine Muttersprache ausweichen, wenn er mal nicht weiter weiß. Das ist auf Dauer betrachtet nicht gerade förderlich für den Lernfortschritt.
Ich finde es schon reichlich beschämend, dass sich so etwas Lehrer nennen darf und noch nicht einmal die Landessprache beherrscht. So etwas würde ich an einer Universität nicht erwarten, denn mich würde es ebenfalls stören, wenn der Lehrer nicht einmal in der Lage ist es den Schülern in deren Muttersprache zu vermitteln.
Auf diese Weise ist man zwar gezwungen schneller zu lernen und auch zu verstehen, weil es auf der anderen Seite kaum eine Alternative gibt, dennoch finde ich es mehr als unangebracht einen solchen Lehrkörper einzustellen und auch einzusetzen. Da sollte sich die Universität mal an die Nase fassen und geeigneteres Personal an Land ziehen und auch die Lehrerin selbst hätte sich erst in der Sprache weiterbilden können und dann auf die entsprechende Stelle bewerben.
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