Wie Kind Trost spenden, wenn es mal ausgelacht wird?

vom 27.07.2016, 12:47 Uhr

Als Mutter stoße ich bei der Erziehung unseres Sohnes immer wieder an meine Grenzen. Ich versuche zwar viel über dieses Thema zu lesen und unterhalte mich auch mit anderen Müttern darüber, aber auf manche Situationen ist man einfach nicht vorbereitet und es fehlen einem die Worte.

So erging es mir heute, als ich meinen Sohn aus dem Kindergarten abholte und er mir gleich mit Tränen in den Augen entgegen kam um mir schluchzend zu berichten, das er der Länge nach in eine Matschpfütze gefallen sei. Dementsprechend sah er auch aus, aber das Problem lag scheinbar darin, das ihn einer der größeren Jungs daraufhin mit Spott überschüttete und ihn kräftig auslachte.

Dies wiederum führte dazu, das seine "Gang" bestehend aus zwei Jungs in seinem Alter (3-4 Jahre) sich vorübergehend von ihm abwand, ihn sozusagen im Stich ließ, anstatt ihm beizustehen und er durch dieses kleine Missgeschick doppelt Ablehnung erfahren musste. Ich konnte ihn zwar damit trösten, indem ich ihn einfach umarmte und abknutschte, aber mir fehlten einfach die richtigen Worte.

Ich erklärte ihm stümperhaft, das es die Jungs halt noch nicht besser wissen, aber ich fand meine Worte selbst unglaubwürdig. Mir lag auch auf der Zunge zu sagen, er hätte selbst auch schon über Missgeschicke anderer Kinder gelacht und zwar nicht zu knapp, das es halt manchmal einfach lustig ist oder aussieht, aber ich wollte ihn auch nicht überfordern und hielt lieber ganz die Klappe. Er weiß, das man über anderer Menschen Leid nicht lacht, aber diese Situation war wirklich nicht besonders "leidvoll", nur matschig.

Nun sitze ich da und überlege, was ich hätte besser machen können. Mein Sohn wird mit Sicherheit noch öfter in eine solche Situation kommen und ich möchte mit ihm darüber reden und ihn darauf vorbereiten. Es geht mir nicht darum wo es stattfand oder wie die Kindergärtnerin auf sowas reagiert, sondern lediglich um mich als Mutter und wie ich meinem Sohn helfen kann, mit einer solchen Situation in Zukunft besser fertig zu werden.

Wie tröstet ihr eure Kinder, wenn sie Spott von anderen erfahren? Hattet ihr auch mal eine solche Situation und konntet ihr eurem Kind helfen es besser zu verstehen?

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wieso hast du dir das Kommentar verkniffen, dass er auch darüber gelacht hätte? Wenn du direkt einen Bezug zu einem anderen Fall ziehen kannst wie z.B. "letzte Woche ist Kevin im Baum hängen geblieben, da hast du auch gelacht" und das so mitteilt, dass es für die anderen auch nur lustig ist, dann versteht das auch ein Kind im Kindergartenalter.

Ich bleibe dabei einfach bei der Wahrheit und sage auch das, was mir gerade in den Kopf dazu kommt. Würde mein Kind also von anderen ausgelacht werden weil es sich längs in die Matschpfütze gelegt hat, dann würde ich auch sagen das es die anderen nicht besser wissen und nur darüber lachen, weil es ihnen selbst nicht passiert ist und es sicherlich auch komisch aussah. Danach noch das Beispiel wie z.B. als Kevin im Baum hängen geblieben ist.

Das sich "Freunde" abwenden musste mein Sohn im Kindergarten auch schon erleben und war richtig traurig und hat geweint als ich ihn abgeholt habe. Am nächsten Tag war aber alles wieder gut, sie hatten nur an diesem Tag keine Lust auf ihn mit Fische angeln spielen gehabt und deswegen lieber mit anderen Kindern gespielt als mit ihm. Das tat ihm aber auch schon sehr weh und auch dort hat ein Trosteis und ein "morgen ist ein anderer Tag, da spielen sie sicher wieder mit dir" geholfen zum vergessen.

Länger angehalten hat so etwas noch nie, da müsste ich mir dann andere Gedanken machen. Am nächsten Tag war alles wieder vergessen und beim alten. Wenn es länger geht, dann kann man schon von Mobbing sprechen und dann würde ich mir auch die Erzieher und die Eltern der anderen Kinder vorknöpfen damit sie das unterbinden. Einmalige Sachen sind schnell vergessen und zermarter ich mir hinterher nicht lange den Kopf.

Ich bin einfach ehrlich und wieso sollte ich meinem Kind vermitteln, dass man nicht über andere Lacht wenn ihnen ein Missgeschick passiert? Denn ich lache darüber doch auch, also sehe ich es als eine "Lüge" an wenn ich im sage er darf bei so etwas nicht lachen. Vorgelebt bekommt er es von mir ohnehin anders, von daher würden diese Worte in einem Ohr reingehen und im anderen auch wieder raus.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Wenn er auch schon über andere Kinder gelacht hat, hätte ich ihm das wahrscheinlich auch erzählt. Wobei ich vielleicht auch so etwas gesagt hätte wie: "Jeder fällt mal hin und wenn man darüber mit den anderen Kindern zusammen lacht, ist es nur halb so schlimm und irgendwie ist es ja auch lustig, wenn man überall mit Matsch beschmiert ist oder nicht?"

Ich denke aber, dass du da schon alles richtig gemacht hast. Dass du dir im Nachgang noch solche Gedanken machst finde ich klasse, weil es zeigt, wie wichtig dir dein Sohn ist und dass dir das alles nicht egal ist, finde ich wirklich super.

Allgemein ist es glaube ich ganz gut, wenn man auch mal über sich selber lachen kann und das sollte man einem Kind auch vermitteln. An der Situation kann man doch dann eh nichts ändern und so kann man auch mit lachen oder sollte zumindest so selbstbewusst sein, dass einen das nicht stört, wenn andere lachen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich danke euch beiden für eure Ratschläge zu dem Thema. Vielleicht sollte ich dazu noch etwas erklären. Mein kleiner Mann ist zwar hart in Nehmen, wenn es um Verletzungen geht und steckt sie meist ohne eine Träne weg, aber wenn es um Schmutz geht, ist für ihn der Spaß vorbei.

Er tut sich sehr schwer damit, große oder auch kleine Dreckbatzen auf sich zu akzeptieren. Wir haben sehr lange gebraucht bis er normal im Sandkasten spielen konnte, da er alle zwei Minuten zu einem Eimer lief um sich zu waschen. Mittlerweile ist es zwar schon besser geworden, je nach Stimmungslage und Ablenkungsgrad fällt es ihm manchmal noch auf und er macht Theater oder eben manchmal auch nicht.

Für ihn persönlich stellte sich die Situation daher vermutlich dramatischer dar als ein aufgeschlagenes Knie. Deswegen hatte ich auch bedenken ihm mit Erklärungen oder Belehrungen zu kommen. Ich wollte einfach nur trösten. Da er es ja nun längst verwunden hat, habe ich ihm, wie von euch schon vorgeschlagen, erklärt das er es ja auch witzig findet, wenn anderen Kindern ein Malheur passiert. Nächstes Mal soll er es einfach mit Humor nehmen und mitlachen. Er hat zwar genickt, aber ob es wirklich gefruchtet hat, werden wir wohl erst erfahren, wenn das nächste Missgeschick ansteht. :think:

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Pikalina hat geschrieben:Er hat zwar genickt, aber ob es wirklich gefruchtet hat, werden wir wohl erst erfahren, wenn das nächste Missgeschick ansteht. :think:

Na siehst du, mit der Vorgeschichte ist es auch nicht verwunderlich, dass er das ganze nicht so lustig findet. Gerade weil er ein Problem mit dem Dreck hat. Wäre er nur hingefallen oder am Baum hängen geblieben beim Klettern, dann hätte er vermutlich auch direkt mit gelacht und würde es nicht so eng sehen. Von daher musst du einfach abwarten was als nächstes passiert, ich kann mir schon vorstellen das es gefruchtet hat in allen anderen Bereichen aber wenn es um Dreck, Schlamm und Schmutz geht eben das "Waschverhalten" und der Ekel weiterhin Vorrang haben wird. Denn so etwas bekommt man nicht mit einem einfachen Gespräch abgestellt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ein Tipp ist auch, dass man dem Kind dann sagt, dann spiel doch mit anderen Kindern. Im Kindergarten klappt das meist, dass die angestammten Freunde dann sehen, dass das das Kind nicht stört, wenn man es ausgrenzt, weil es mit anderen Spaß hat.

Am besten lässt man sich nicht anmerken, wenn man geärgert wird. Klar ist mir auch, dass Kinder das nicht sofort können, wenn sie im Kindergartenalter sind. Aber es lohnt sich, den Lernprozess da anzufangen, denn Ärgern und Ausgrenzen wird an der Schule nicht weniger werden. Gerade wenn ein Kind auffällige Marotten hat und sich damit als Ziel für Stänkereien geradezu anbietet.

Die erzieherisch weniger wertvolle, aber traditionelle jungshafte Verhaltensweise wäre, die Spötter auch mit Matsch zu beschmieren, so dass sie keinen Grund mehr haben, sich zu belustigen. Allerdings muss das Kind dann je nach Erzieher mit Tadel rechnen und den muss man erst aushalten.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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