Wann Schuld für jemanden auf sich nehmen?

vom 17.07.2016, 18:48 Uhr

Als ich noch zur Schule gegangen bin, war es einmal so, dass das Handy einer Klassenkameradin im Unterricht verbotenerweise klingelte. Da diese Klassenkameradin aber schon einige Male deshalb aufgefallen war und es unangenehme Konsequenzen für sie hätte, nahm ihre Sitznachbarin die Schuld auf sich und sagte dem Lehrer, dass ihr Handy geklingelt hätte, was ihr dann auch abgenommen wurde.

In gewissen Situationen bietet es sich natürlich an, die Schuld auf sich zu nehmen, um jemanden zu schützen, auch wenn man selbst unschuldig ist und nur Nachteile zu erwarten hat. Wann würdet ihr das für jemanden machen, um jemandem Ärger zu ersparen? Oder denkt ihr, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich kam noch nie in die Situation, die Schuld für etwas auf mich nehmen zu können, das ich gar nicht getan habe. Als ich zur Schule ging gab es keine Handys und andere Vergehen kamen eigentlich nicht vor. Vielleicht mal das zwei Mädchen zuviel tratschten, aber das war es dann auch schon.

Später im Arbeitsleben gab es auch nie Vorkommnisse, bei denen ich in die Bresche hätte springen können. Die einzige Situation die mir jetzt einfällt, war in einer Spielhalle. Dort habe ich einige Zeit als Aufsichtskraft gearbeitet. Als ich mal etwas mehr Zeit hatte, machte ich nicht nur eine Kassenzählung sondern auch eine Tokenzählung. Hierbei fiel mir dann auf, das schon ein beträchtlicher Betrag an Token (Spielmünzen) fehlte.

Es gab noch zwei andere Kolleginnen, von denen es eine mit den Token wohl nicht so genau genommen hat beziehungsweise, sie vermutlich einfach aus langeweile verspielt hat, was jedoch nicht gestattet war. Hier hätte ich nun vielleicht die Schuld auf mich nehmen können, aber das wäre einfach purer Selbstmord gewesen. Ich hätte meinen Job verloren, mir wäre vermutlich mein ganzes Gehalt verweigert worden, da die Token ja ersetzt werden müssten und die Kollegin hätte es mir vermutlich nicht einmal gedankt.

Wenn es irgendwelche Situationen geben würde, bei denen ich einspringen kann, so wäre es lediglich für meine Familie. Selbst hier hält sich meine Opferbereitschaft jedoch in Grenzen, wem ist schon damit gedient, wenn ich eine Strafe verbüße, die einem anderen gebührt? Lediglich wenn es vielleicht um Punkte in Flensburg geht, die bei dem ein oder anderen zu einem Führerscheinentzug führen würden, könnte ich mir das vorstellen. Da ich hier eine reine Weste habe, würde es mir nicht allzu viel ausmachen, ein paar Punkte zu kassieren.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne das höchstens von Geschwistern, also wenn einer vielleicht was kaputt gemacht hat, dass der andere es dann auf sich nimmt, damit der Bruder oder die Schwester keinen Ärger bekommt. Aber das geschieht meist auf freiwilliger Basis und so krasse Konsequenzen gibt es ja im Elternhaus nicht.

Also wenn ich als Erwachsene für so eine Tat ansonsten direkt eine Anzeige kassieren würde oder eine Kündigung oder was auch immer, würde ich das auch nicht tun, sondern die Person die eigene Suppe selbst auslöffeln lassen. Ich wäre ja schön blöd, wenn ich da noch die Schuld auf mich nehmen würde und dann die Konsequenzen ausbaden müsste, wenn ich so gar nichts dafür könnte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich muss sagen, dass es für mich stark von der Situation abhängt, ob ich für jemand anderen die Schuld auf mich nehmen. Es ist einfach so, dass die Leute es sich in den meisten Fällen selbst zuzuschreiben haben und sofern ihnen deshalb nicht extreme Konsequenzen drohen, finde ich es nicht wirklich schlimm, wenn man selbst nicht sofort springt um die Schuld auf sich zu nehme. Aus Fehlern lernt man und dabei gehört es eben auch dazu, dass man mal die Schuld für etwas bekommt, was man eben auch getan hat. Wenn man die Konsequenzen nicht trägt, dann kann man auch nie im Leben klarkommen.

Wenn es aber wirklich hart auf hart kommt, dann würde ich wahrscheinlich auch die Schuld auf mich nehmen, sofern es für mich nicht noch schlimmere Konsequenzen hat. Was das angeht, bin ich der Meinung, dass ich nicht dafür verantwortlich bin anderen Leuten den Hintern zu retten, sofern dann mein eigener vielleicht noch ein wenig schlimmer dran ist. Was das angeht muss ich sagen, dass sich manchmal auch jeder selbst der Nächste sein muss.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es kommt ganz auf den Tatbestand und die Konsequenzen drauf an. Ein klingelndes Handy im Unterricht ist einfach Kinderkram und um schlimmsten Fall wird das Handy bis zum Ende des Tages einkassiert, denn länger dürfen Lehrer den Gegenstand nicht in Verwahrung nehmen ohne direkt selbst dafür belangt werden zu können. Mit diesem Wissen alleine finde ich es zu läppisch dafür die Verantwortung auf mich zu nehmen, gerade wenn hinterher nicht ein Stück Dankbarkeit kommt. Denn was macht das allgemein, der Lehrer hat einen schlechten Eindruck von einem, geht vielleicht noch anders mit einem um und benotet auch entsprechend strenger. Also entstehen schon Nachteile dadurch die womöglich gar nicht erst gedankt werden.

Bei Straftaten ist es genauso, wieso sollte ich die Nachteile auf mich nehmen damit jemand anderes ein schönes Leben hat? Immerhin habe nicht ich den Fehler begangen sondern der andere. Ich habe niemanden zusammen geschlagen oder angefahren und bin dann abgehauen. Wieso sollte ich es dann auf mich nehmen mit allen Konsequenzen, wie Punkte in Flensburg, Führerscheinentzug, Geldstrafe oder gar Gefängnis. Die andere Person lernt daraus dann doch rein gar nichts nur, dass sie in ihrem Verhalten noch bestätigt worden ist.

Bei andere Kleinigkeiten sieht es ein wenig anders aus. Natürlich habe ich die Schuld für Spielzeug welches auf dem Boden liegen gelassen wurde auch auf mich genommen, da ich auch wusste, dass mein Vater direkt zuschlägt wenn er den "Übeltäter" hat. Damit er meine kleinen Schwestern nicht ins Visier nimmt, habe ich mich halt "geopfert". Aber dafür habe ich auch Dankbarkeit erfahren von meinen Schwestern, dass ich sie nicht verraten habe. Nicht nur in emotionaler Sicht sondern auch in materieller, so haben sie bereitwillig das Spielzeug geteilt wenn ich es wollte oder auch den Nachtisch konnte ich dadurch einige Male abluchsen. Wirklich langfristige Konsequenzen hat das jedoch nicht, es waren immer nur momentane Aufnahmen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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