Medien Schuld an Flüchtlingsprotesten?
Meine Chefin ist ja auch schon etwas älter, sie ist seit einigen Jahren in Pension. Dementsprechend hat sie auch schon so einiges eben selbst miterleben dürfen. Ich war gestern auf Arbeit und bei einer Gelegenheit wurde eben über die aktuelle Flüchtlingskrise diskutiert, wobei meine Chefin irgendwann meinte, dass ja eigentlich nur die Medien an den ganzen Flüchtlingsprotesten in Form von Demonstrationen und Brandanschlägen auf Flüchtlingsheime Schuld seien.
Denn früher hätte es auch so große Einwanderungszahlen gegeben, nur da hätte man kaum darauf reagiert, weil man das kaum mitbekommen hätte. So sind in den 80er bzw. 90er Jahren teilweise bis zu 400.000 Russlanddeutsche pro Jahr eingewandert und kaum einer hätte Notiz davon genommen. Selbst in den Zeitungen oder im Fernsehen wäre das kaum thematisiert worden. Man habe das eher beiläufig mitbekommen.
Sie kritisierte, dass die heutigen Medien quasi in Echtzeit übers Internet, Fernsehen und dergleichen die genauen Flüchtlingszahlen weiterleiten und die Bevölkerung mehr oder weniger gezielt in Panik versetzen würden. Wie seht ihr das? Sind die Medien tatsächlich Schuld an den Flüchtlingsprotesten? Oder hätte es die so oder so gegeben, egal was die Medien berichten?
Es steht selbstverständlich außer Frage, dass die heutige Medienlandschaft sich von der damaligen schwerst unterscheidet, beziehungsweise heute einfach viel stärker ausgeprägt ist als noch zur Zeit, als die Massen an Hilfsarbeiten aus der Türkei, Russland und Italien nach Deutschland gekommen sind. Das Internet gab es damals schlicht und ergreifend nicht, die Informationen bekamen die Menschen aus den Tageszeitungen und den Abendnachrichten. Dass dabei nicht derart detaillierte Informationen - unter anderem die bereits angesprochenen Zahlen und dergleichen - verteilt wurden, weil schlicht die Sendezeit zu begrenzt war und auch die Zeitungsredakteure sich an Zeichenlimits halten mussten, sollte ebenso selbstverständlich sein.
Meiner Meinung nach ist es aber alles andere als ein Nachteil, dass in der heutigen Berichterstattung auch auf Details eingegangen werden kann, die früher mehr oder weniger unerwähnt blieben. Zum einen erleichtert es einem die Meinungsbildung, da man mehr Fakten zur Verfügung hat, aus denen man sich dann sein eigenes Bild bilden kann. Und zum anderen können viel mehr verschiedene Medien miteinander verglichen werden, wodurch es auch einfacher wird, extrem links- oder rechtsgerichtete Berichterstattung herauszufiltern, die nur der puren Stimmungsmache verschrieben ist.
Zudem ist in der deutschen Presse - zumindest wenn man die großen, bekannten Namen in Betracht zieht - nicht zu erkennen, dass eine Panikmache betrieben oder das Volk gar bewusst verunsichert wird. Genau der Gegenteil ist der Fall, wenn ich mir die Berichterstattungen der letzten Wochen und Monate mal genauer anschaue. Es wird extrem viel Hintergrundwissen verteilt, wodurch die Menschen, die sich eigentlich eher weniger mit dem Thema auseinandersetzen und zumeist nur auf Stammtischniveau argumentieren, mit Fakten konfrontiert werden können. Ob einem diese Fakten gefallen oder nicht, bleibt natürlich der eigenen Gesinnung überlassen, aber letztendlich sind und bleiben es Fakten, an denen man nicht so einfach vorbei kommt.
Die deutschen Medien sind den Flüchtlingen und der damit einhergehenden Zuwanderung eher positiv gesonnen - das kann man ganz deutlich erkennen, wenn man sich mal so etwas wie einen Pressespiegel anschaut. Ich halte es deswegen für schlicht aus der Luft gegriffen, den Medien irgendeine Schuld an Protesten, welcher Art auch immer, in die Schuhe zu schieben. Panik geschürt wird definitiv keine, wenn man sich nicht irgendwelche rechten Schmierblätter durchliest. Das ist dann natürlich ein ganz anderer Fall.
Die Medien tragen sicher ihren Teil dazu bei, es nervt die Leute einfach, immer nur über die Flüchtlinge zu lesen, wenn es denn auch wirklich die Armen hierher schaffen würden, ein Schlepper kostet 10000 Euro und eine normale Familie kann sich das wohl dort nicht leisten, das wurde auch so in der Zeitung berichtet und seit diesem Artikel wird die Ablehnung gegen die Flüchtlinge täglich größer Wir haben einfach jetzt genug Flüchtlinge aufgenommen und daher ist die Wut halt jetzt langsam riesig geworden und sie befindet sich mittlerweile leider auf einem gefährlichen Level.
Diese 10.000€ die anfangs in den Medien kursierten, sollte man nicht wirklich als maßgebend betrachten. Im Grunde ist es nämlich so, dass dieser Betrag den oberen Rand des verlangten Spektrums darstellt, oftmals aber eine Überfahrt wesentlich günstiger zu bekommen ist.
Mittlerweile kursieren diese Nummern auch nicht mehr so - jedenfalls nicht ohne weitergehende Informationen - in den Medien, was sicherlich als positiv zu betrachten ist. Als die ganze Flüchtlingskrise ihren Anfang genommen hat, beziehungsweise ihren Weg in die täglichen Medien gefunden hat, lagen schlicht und ergreifend auch viel weniger Informationen vor, als sie den Berichterstattern heute zur Verfügung stehen.
Mit dem Wichtigwerden des Problems und der Tatsache, dass es in die breite Öffentlichkeit gerückt ist, wurden mehr Recherchen angestellt und aus diesen konnten dann auch genauere Zahlen für entsprechende "Dienstleistungen" der Schlepper gezogen werden, wodurch die dargestellten Zahlen auch in ein anderes Licht gerückt werden konnten.
So sind in den 80er bzw. 90er Jahren teilweise bis zu 400.000 Russlanddeutsche pro Jahr eingewandert und kaum einer hätte Notiz davon genommen. Selbst in den Zeitungen oder im Fernsehen wäre das kaum thematisiert worden. Man habe das eher beiläufig mitbekommen.
Es gab bereits Anfang der 90er Jahre eine große Welle an Flüchtlingen. Und davon hat auch jeder gewusst. Auch damals gab es Proteste und vor allem auch brennende Asylantenunterkünfte. Ich verbinde noch heute die Stadt Hoyerswerda mit brennenden Unterkünften.
Auch damals gab es bereits einen Gegenbewegung. Wenn auch manches Mal in anderer Form als heute. Damals wurde klar auch demonstriert. Kurz vor Weihnachten 1992 gab es deutschlandweite Lichterketten gegen Ausländerfeindlichkeit. Und da war wirklich fast jeder auf der Straße, um sich daran zu beteiligen.
Meine Tanten, die mich vorher nur milde belächelt haben, wenn ich zu einer Demonstration los zog und das eher als jugendlichen Leichtsinn abtaten, selbst die standen mit einem Kerzchen auf der Straße, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.
Ich habe aber bereits öfters Diskussionen führen dürfen, wenn ich gegen Rechts auf die Straße gegangen bin. Man gäbe den Rechten dadurch Aufmerksamkeit. Sicherlich kein unrechter Gedanke. Ich denke allerdings auch, dass es durchaus Sinn macht, sich gegen Rechts zu positionieren.
Nehmen wir das Beispiel Pegida. Sie sich als besorgte Bürger ausgeben. Es sind mehr Menschen gegen Pegida auf die Straße gegangen. Was ich persönlich gut finde, denn es gibt leider eben immer wieder Menschen, denen die Worte der Pegida gerade so in den Kram passen. Die Mitläufer sind oder werden.
Deshalb finde ich es gar nicht mal so verkehrt, wenn die Medien genutzt werden. Klar schürt es Ängste, wenn scheinbar plötzlich so viele Menschen nach Deutschland kommen. Allerdings wäre ohne Soziale Medien dem Ansturm schwerer Herr zu werden. Denn wie viele Menschen organisieren und informieren sich über die Sozialen Medien über Hilfsangebote?
Ich denke die Probleme wären noch größer, wenn sich eben nicht, wie zur Zeit, Leute in ihrer Freizeit engagieren würden, um zum Beispiel Kleidung zu sortieren, Essen auszugeben oder den Flüchtlingen bei Behördengängen zu helfen.
Inzwischen denke ich sogar, dass die Medien uns gezielt mit Falschinformationen aus falsch verstandener Nächstenliebe versorgt. Das Märchen von den hochqualifizierten Akademikern und anderen Fachkräften wurde vom Chef des Migrationsamtes Weise inzwischen eindeutig dementiert. Trotz der vielen Flüchtlinge fehlen uns weiterhin die Fachkräfte während es für so viele unqualifizierte wahrscheinlich nie einen Job geben wird. Dies ist genau das Potential. dass der IS braucht, um Anschläge auch hier in Deutschland begehen zu können.
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