Sich ohne Gebühren nicht überlegen, was man studieren will?

vom 14.07.2016, 20:29 Uhr

Ich habe neulich so eine Diskussion in der Mittagspause mitbekommen. Da meinte ein Kollege, dass es doch schade wäre, dass in Deutschland die Studiengebühren abgeschafft worden sind. Die hätten nämlich ihren Sinn und Zweck gehabt.

Seiner Ansicht nach würden Studenten einfach nur "blind" drauf los studieren und würden sich ohne Studiengebühren gar nicht mehr überlegen, was sie überhaupt vom Leben wollen und erwarten. Sie würden einfach irgendetwas studieren ohne sich vorher groß Gedanken gemacht zu haben, welche Fächer ihnen liegen und was sie wirklich studieren wollen.

Ohne Studiengebühren wäre das Studieren eher so ein "Ausprobieren" und man könnte das nicht wirklich Ernst nehmen. Er ist dafür, dass die Studiengebühren wieder eingeführt werden, weil man sich bei 500 € oder mehr pro Semester viel gründlicher überlegen würde, was man studieren möchte.

Wie seht ihr das? Könnt ihr die Einstellung meines Kollegen teilen und befürwortet daher auch Studiengebühren? Oder hat das nichts mit den Gebühren zu tun, sondern ist eher eine Charakterfrage, ob man von Anfang an ernsthaft studiert oder sich eher ausprobiert, ziellos studiert und nicht so wirklich weiß, was man vom Leben will?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich persönlich kann diese These nicht unterschreiben. Für mich waren die Gebühren in erster Linie ein massives Studienhindernis, da ich sie nach der Immatrikulation schlichtweg nicht aufbringen konnte und sie daher widerrufen und das Studium mehrmals verschieben musste. Die Semestergebühren der Hochschulen kommen ja auch noch dazu und für einen jungen Menschen ohne Rücklagen war es recht hart, mal eben gut 800€ aufzubringen.

So gesehen dürften die Gebühren vor allem Studenten mit sozial schwachem Hintergrund die Ausbildung massiv erschwert haben, was bildungspolitisch grundverkehrt war. Zwar gab es von der KfW-Bank spezielle Kredite hierfür, aber die Voraussetzungen hatte nicht jeder, ich bekam jedenfalls keinen. Daher musste ich schließlich in ein Bundesland ausweichen, in dem man die Gebühren immerhin stunden konnte - und konnte daher aufgrund der Gebühren eben nicht mein Wunschfach studieren.

So gesehen hatten die Gebühren durchaus Einfluss auf die Wahl meines Studienfachs, aber in exakt entgegengesetzter Form, als es Dein Kollege annimmt, denn sie haben meine Wunsch-Ausbildung unnötig blockiert und verzögert.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kann dem auch nicht zustimmen. Meiner Meinung nach ist es für jeden Abiturienten ohnehin extrem schwer sich für das Richtige entscheiden. Die meisten suchen nach irgendeinem Orientierungspunkt, welchen sie während der Schulzeit kaum bekommen. Selbst Praktika geben nicht unbedingt eine Auskunft darüber, ob der Beruf das richtige ist, da man als Schüler meistens nur Kaffee kocht.

Gäbe es noch Studiengebühren würde man viele Studenten ein Studium verwehren, nur weil sie nicht durch die Familie finanziert werden können. Bafög reicht im Regelfall gerade so um für Miete und sonstige anfallende Kosten aufzukommen, dazu kommt noch der zu zahlende Semesterbeitrag, was das Studium keinesfalls zu einer kostenfreien Sache macht.

Ich kenne viele die noch zu Zeiten mit Semestergebühren studiert haben und sich dennoch auf Grund der oben genannten Gründe umorientieren mussten. Dies war natürlich mit erheblichen Kosten verbunden. Mit Gebühren haben viele junge Leute ihr Potenzial nicht nutzen können und einfach eine Ausbildung gemacht oder musste Kredite aufnehmen oder erst ein paar Jahre arbeiten um sich das zu ermöglichen. Somit war es absolut nicht förderlich für die Studienzeit.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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