Einen Job nur rein nach Karrierechancen auswählen?
Mir sind schon des Öfteren Menschen untergekommen, die ein Jobangebot abgelehnt haben, weil sie da keinerlei Karrierechancen hatten. Könnt ihr solch ein Verhalten gut nachvollziehen und verfahrt ihr bei eurer Jobsuche vielleicht auch nach diesem Schema? Wenn dieser Umstand im Vorfeld nicht ganz klar ist, würdet ihr dann in einem Bewerbungsgespräch auch gezielt wegen der Karriereaussichten im Unternehmen nachfragen?
Karriereaussichten sind schon wichtig, keine Frage. Wir leben in einer Zeit, in der man sich weiterentwickeln möchte und Geld nach wie vor eine große Rolle spielt. Dennoch bin ich persönlich der Meinung, dass Karriereaussichten ein Kriterium zur Auswahl eines Berufes sein können aber nicht zwanghaft ausschlaggebend sein sollten.
Geld allein macht bekanntlich nicht glücklich. Stimmen alle anderen Kriterien wie Lage, Umfeld, Ausstattung und auch die Bezahlung, würde ich definitiv keine Stelle, bei der ich sicher bin, dass sie mir zusagen würde, ausschlagen. Dazu muss ich natürlich sagen, dass das nur meine Meinung ist.
Es gibt nun mal verschiedene Lebensweisen und wenn jemand nun mal das Ziel hat eine Karriere zu haben und viel Geld zu verdienen, dann kann man ihm das auch nicht weiter vorwerfen. Jedem ist doch irgendetwas im Leben wichtig und bei manchen ist es eben nur wichtig, dass sie Karriere machen können.
Mir ist es eigentlich viel wichtiger ein glückliches Leben zu führen. Geld ist auch nicht alles und deswegen brauche ich keine großen Aufstiegschancen im Job, sondern einfach etwas, was mir zu dem Zeitpunkt Spaß macht. Wobei ich aber auch in der glücklichen Lage bin mir das aussuchen zu können. Ich denke, dass das auch ganz anders ist, wenn man auf möglichst viel Geld angewiesen ist.
Ramones, was hat Karriere zwangläufig mit Geld zu tun? In genügend Jobs bedeutet Karriere machen sehr lange auf Geld zu verzichten und später wird die Bezahlung nicht so viel besser, dass man das aufholen würde. Karriere und Geld gleichzusetzen, ist ziemlich kurzsichtig.
Natürlich sind die Entwicklungsmöglichkeiten in ganz vielen Berufen sehr wichtig. Wenn ich beispielsweise 35 Jahre lang an ein und demselben Schreibtisch immer den gleichen Job hätte machen wollen, dann hätte ich mir das zweite Studium sparen können.
Genauso war es beim ersten Studium. Auf ewig zu einem Hungerlohn in einem Miniladen arbeiten und jeden Nacht-, Not- und Bereitschaftsdienst für 2.000 Euro brutto zu leisten, das ist wohl kaum die Grundidee von 6 Jahren Studium.
Karriereaussichten finde ich auch wichtig, denn auf die Dauer zermürbt es zu wissen, dass man bereits ganz oben angekommen ist und es keine weitere Aufstiegsmöglichkeit gibt. Dabei geht es nicht alleine um das finanzielle, cooper hatte es bereits genannt, dass es in einigen Branchen dabei gar nicht große finanzielle Sprünge dabei gibt. Aber die persönliche Entwicklung kann einfach nicht mehr stattfinden und von daher sind auch viele unzufrieden, wenn sie einen Job haben der keinerlei Karrierechancen zulässt.
Ich war ebenfalls im Rettungsdienst tätig. Bereits mit dem Abschluss der Ausbildung habe ich die höchste Qualifikation erreicht gehabt und es gab somit keinen weiteren Raum um Karriere zu machen. Anfangs hat es mich nicht gestört, aber bereits nach 2 Jahren hatte ich keinen Spaß mehr an diesem Beruf. Immer nur das gleiche machen, gleiche Bezahlung, keinen Platz für meine eigene Entwicklung und dabei hätte ich so viele Ideen gehabt, das Rettungssystem zu verbessern und aufzuwerten. Nur juckt das bei den Verantwortlichen niemand, wenn sich eben einer aus der untersten Futterregion meldet und einen Vorschlag einbringen möchte. Das frustriert zusätzlich, dass man eben nichts bewegen kann um die Arbeit zu verbessern oder zu vereinfachen.
Somit habe ich mir neben diesem frustrierenden Job eine zweite Karriere aufgebaut, damit konnte ich es lange Zeit kompensieren was mir im eigentlichen Job gefehlt hat. Nun haben mich mehrere andere Dinge auch dazu bewogen das alles hinter mir zu lassen und Jobtechnisch etwas ganz anders anzunehmen, und dort habe ich auch etwas zu Entscheiden, kann Mitwirken, die Bezahlung ist besser und ich kann mich endlich entfalten und auch Karriere machen.
Somit empfinde ich es schon als essentiell wichtig und setze es auch über den Punkt finanzieller Verdienst. Ist man in seinem Job unglücklich, dann kann einem Geld auch nur eine gewisse Zeit einbringen. Langfristig ist das jedoch nichts wie man sich motivieren und das kann sich dann auch gesundheitlich bemerkbar machen, weil man eben unzufrieden ist.
Ich finde, dass man einen guten Kompromiss aus beidem finden sollte. Wenn man gute Karriereaussichten hat aber der Job überhaupt nicht zu einem selbst passt wird man auf Dauer nicht nur unglücklich in diesem Job sein, sondern auch nicht die Motivation haben dort weiter zu arbeiten. Eine Umorientierung in späteren Jahren kann dann sehr schwer fallen, weshalb man vielleicht dort verbleibt und sich zwar viel leisten kann, allerdings unglücklich ist was bis zu psychischen Problemen führen kann.
Wählt man für sich einen wirklich perfekten Job mit weniger guten Karriereaussichten, würde ich es umgedreht nicht ausschließen, dass man dennoch erfolgreich wird. Ich kenne einige die mit einem scheinbar aussichtslosen Job viel erreicht haben, da es einfach eine Leidenschaft war und sie sich hochgearbeitet haben, weil sie extrem motiviert waren. Natürlich kann aber auch das zur Unzufriedenheit führen, vor allem wenn man an eine Stelle kommt, an der man nicht mehr weiterkommt und gerne mehr erreicht hätte.
Ich persönlich hatte das Glück mit meinem Studium etwas zu finden, das beides relativ gut vereinbart, wobei auch eher das Interesse ausschlaggebend war, da mein Abschluss nicht zu dem zählt, den Bestverdiener in der Regel haben. Langfristig finde ich es aber viel besser so hoffentlich das Richtige gefunden zu haben, statt viel Geld in einem Beruf zu verdienen, welcher mich nicht erfüllt oder Familie und Beruf unvereinbar macht.
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