Sind es alle alten Fotos wert, aufbewahrt zu werden?

Kürzlich sichtete ich aus dem Nachlass meines schon lange verstorbenen Großvaters seine diversen Fotoalben, es sind sicher mindestens 15 verschiedene Alben mit vermutlich an die 1000 Fotos. Aus meiner Sicht sind es zum einen zu viele, zum anderen wiederholen sich die Motive immer wieder. So gibt es allein vom Garten und Haus eine dreistellige Anzahl an Bildern.

Als ich einer Freundin erzählte, dass ich einen Teil der Fotos wegwerfen werde, um die Alben zu konsolidieren, war sie fast schon entsetzt. Man würde niemals Fotos wegwerfen. Die Reaktion war noch ausgeprägter, als würde man Leuten erzählen, dass man auch alte Bücher in die Altpapiertonne gibt, anscheinend sind Fotos für einige noch heiliger als Bücher.

Ich bekam fast kurz ein schlechtes Gewissen und fühlte mich etwas herzlos, weil mein Opa die Bilder alle so liebevoll eingeklebt und beschriftete hatte, ihm waren sie immer sehr wichtig. Aber müssen sie deswegen auch automatisch alle mir wichtig sein in ihrer Gesamtheit?

Werft ihr alte Fotos auch weg oder habt ihr immer alles behalten? Kommt es vielleicht auf das Alter der Fotos an oder was ihr damit verbindet, ob ihr die Entscheidung für die Tonne trefft? Oder seid ihr gar knallharte Entsorger und kennt kein Pardon? Macht es einen Unterschied, ob Menschen auf den Bildern enthalten sind oder unbelebte Objekte?

Ich würde es glaube ich von der Art der Fotos abhängig machen und welchen Bezug ich zu den Dingen habe, die dort abgebildet sind. Wenn ich zum Beispiel als Kind immer auf dem Bauernhof der Großeltern zu Besuch war in den Ferien und ich damit positive Erinnerungen verbinde, dann würden mich zig Fotos vom Garten und dem Bauernhaus denke ich mal auch nicht wirklich stören.

Aber wenn ich zu dem Haus und dem Garten keinen Bezug habe, würde ich diese Fotos auch nicht behalten wollen. Schließlich wären das nur unnötige Staubfänger und das wäre doch auch schade. Ich glaube ich hätte ein paar Fotos entnommen und den Rest entsorgt.

Ich denke ebenfalls, dass es dabei auf die emotionale Bindung drauf ankommt. So ist es mit Sicherheit schwieriger das Familienalbum vom Großvater zu entsorgen als eine Reihe von Fotobüchern die nur das Haus oder den Garten zeigen, gerade wenn man dazu keinen Bezug hat oder da ganze noch aus einer Zeit vor einem selbst stammt. Ich finde auch nicht, dass man zwangsläufig alles aufheben muss was man vererbt bekommt, denn mitunter sind das nicht gerade wenige Sachen und diese müssen auch alle untergebracht werden. Somit ist entsorgen so oder so angesagt und man kann meiner Meinung nach nicht alles aufheben.

In diesem konkreten Fall würde ich wohl eher ein paar einzelne Bilder aus den Alben lösen und diese aufheben z.B. die Fotos der Familie oder wichtige Erinnerungen aus der eigenen Kindheit mit Großvater. Den Rest würde ich allerdings entsorgen, denn diese Anzahl an Fotobüchern nimmt einiges an Platz weg und nur damit sie noch vorhanden sind, brauche ich sie nicht aufheben. Oder hast du vor das ganze nun ins Wohnzimmer zu stellen und jeden Sonntag darin zu blättern und in Erinnerungen zu schwelgen? Auch finde ich nicht, weil jemand an den Sachen daran gehangen hat, dass es eben auch der Erbe hinterher macht und alles aufhebt.

Ich finde es toll, dass du dir solche Gedanken darüber machst, weil es deinem Großvater so wichtig war, die Fotos geordnet zu haben. Aber das bedeutet doch nicht automatisch, dass die Fotos auch für dich und eventuell für nachfolgende Generationen einen so hohen Stellenwert haben. Man kann einfach nicht alles aufheben, so ist es eben. Gerade dann, wenn da Fotos mehrfach vorkamen, dann muss ich sagen, dass ich auch eher dazu tendieren würde, die doppelten Bilder zu entsorgen.

Man schaut sich die Bilder ja sowieso sicher nicht gerade häufig an und so ist es doch besser, wenn man statt 15 Alben nur noch eines oder zwei hat. Somit weiß man die Bilder, die man noch hat, auch besser zu würdigen. Zumindest würde ich das so sehen. Somit würde ich es auch so machen, wie du es gemacht oder vorhattest, die Bilder zu sortieren und die zu behalten, mit denen du etwas anfangen kannst.

Für mich macht es eigentlich auch keinen Unterschied, ob auf einem Bild Personen zu sehen sind, oder nur Objekte. Bei beiden Versionen ist es einfach relevant, ob man noch einen Bezug zu den Bildern oder eben zu den Objekten oder Personen auf den Bildern hat, oder eben nicht. Wenn das nicht der Fall ist, dann würde ich die Bilder auch ins Altpapier werfen. Knallhart bin ich beim Entsorgen sicher nicht, aber ich möchte auch nur ungerne unnützen Krempel aufbewahren.

Vorweg: Ich finde, dass es jeder selbst entscheiden muss. Jeder muss wissen, wie er mit dem Nachlass von anderen Leuten umgeht und ob er Sachen davon wegschmeißt. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er sich von den Sache trennen kann oder ob er es später bereuen wird, dass diese Sachen jetzt in der Mülltonne sind.

Ich selbst muss sagen, dass ich mich nicht von den Sachen trennen könnte. Ich selbst würde viel zu sehr unter dem Verlust leiden als dass ich irgendwas von den Fotos wegwerfen könnte. Ich hätte das Gefühl, dass ich mit jedem Foto, was ich wegwerfe, auch ein Stück Erinnerung an meinen Großvater wegwerfen würde. Deshalb könnte ich es einfach nicht - die Fotos wären schließlich alles, was ich noch habe.

Im Endeffekt musst du es selbst entscheiden. Aber ich denke, dass ich die Fotos an deiner Stelle nicht wegwerfen würde. Schließlich waren sie deinem Großvater mal wichtig, auch, wenn sich viele Motive wiederholen. Aber wenn sie ihm nicht wichtig gewesen wären, dann hätte er die Fotos nicht jahrelang aufbewahrt. Wenn du also sein Andenken wirklich ehren würdest, dann wirst du einen Platz finden, an dem du die Fotos aufbewahren kannst.