Im Wartezimmer zwischen Patienten immer Platz frei lassen?

Mir fällt immer wieder auf, dass in den meisten Wartezimmern oft ein Platz zwischen zwei wartenden Patienten frei ist. Wenn ein neuer Patient das Wartezimmer betritt und sich setzen möchte, setzt er sich nicht direkt neben einen anderen Patient, wenn doch noch zwei Plätze daneben frei sind. Meist wird dann der direkte Platz neben dem bereits sitzenden Patienten frei gelassen.

Ich frage mich, warum das meistens so gemacht wird. Ich muss sagen, dass ich das durchaus auch mache, wenn noch genügend freie Sitzplätze vorhanden sind und ich eben die freie Auswahl habe. Allerdings mache ich das, damit es nicht so aufdringlich für den bereits wartenden Patienten ist.

Auch habe ich mal gehört, dass jeder Mensch einen bestimmten Radius hat, bei dem es unangenehm wird, wenn diesen ein Fremder überschreitet. Kann es sein, dass wir es einfach als unangenehm empfinden, so dicht an dicht neben anderen fremden Menschen zu sitzen? Warum lässt man normal immer einen Sitzplatz zwischen zwei Patienten frei?

Das Verhalten ist normal und kann man nicht nur bei den Wartezimmern beim Arzt feststellen, sondern auch bei den Toiletten im Männerbereich. Dort stellt sich auch kein Mann direkt neben den anderen zum pinkeln sondern es wird ein Urinal in der Mitte frei gelassen. Somit hat jeder ein wenig mehr Privatsphäre und man muss sich gegenseitig nichts wegschauen.

Beim Arzt verhält es sich nicht anders, die Sitze sind so eng zusammen, dass man unweigerlich in die Private Zone des Nachbarn gelangt. Der Radius dabei beträgt 50 cm und ich lege darauf auch wenig wert, dass ich mich an unbekannte und fremde so dicht kuscheln muss. Daher lasse ich auch gerne einen Platz frei und wähle dazu meistens noch die Plätze die auf einer Seite keinen Nachbarn haben.

Dieser persönliche Wohlfühlradius bzw. private Radius ist eigentlich auch nur vorgesehen für Menschen die man auch in diesen lassen möchte. Sprich Familie, Partner, Kinder usw. aber nicht jeden fremden. Oder würdest du dich gerne von jemand fremden anfassen oder streifen lassen? Meistens sorgt das doch für ein unbehagliches Gefühl, auch wenn es nur leicht am Arm war und dabei noch unabsichtlich. Daher lassen viele aus der Intuition von sich aus einen Platz frei, damit man nicht zu sehr dem Nachbarn auf die Pelle rückt und in dessen privaten Bereich eindringt.

Davon habe ich auch schon gelesen. Wer sich dafür interessiert, kann das auch gerne in Alan Pease "Die kalte Schulter und der warme Händedruck" nachlesen. Da wird die Körpersprache und das Verhalten analysiert, was ich persönlich sehr interessant finde. Dort wird auch genau dieses Thema mit der Privaten Zone behandelt, wenn auch jetzt nicht über mehrere Kapitel hinweg.

Es ist einfach ein ganz normales Verhalten, dass man den größtmöglichen Abstand wählt. Wobei der Radius um die Private Zone kulturell unterschiedlich sein soll, so haben die Asiaten zum Beispiel einen kleineren Radius, was von Europäern dann gerne mal als "aufdringlich" interpretiert wird, auch wenn das gar nicht so gemeint ist. Wenn eine bestimmte Sättigung im Raum eingetreten ist und man sich nur noch schwer aus dem Weg gehen kann (in einem engen Fahrstuhl zum Beispiel), dann lässt man weit weniger Platz.

Wenn ich das Wartezimmer einer Arztpraxis betrete, setze ich mich auch nach Möglichkeit immer an einen Platz mit etwas mehr Freiraum. Mir ist es einfach lieber etwas mehr Platz um mich rum zu haben. So eingequetscht zwischen anderen Patienten zu warten empfinde ich dann doch als etwas unbequem bzw. unangenehm.

Zudem weiß man ja auch nicht, was genau die anderen Patienten zum Besuch des Arztes veranlasst hat. Es wäre beispielsweise im Rahmen des Möglichen, dass einer der Patienten eine ansteckende Krankheit hat. Klar werden Bakterien und Keime vor allem über die Luft übertragen. Trotzdem sollte man es nicht provozieren. Zur Vorsicht könnte man besser den direkten Kontakt mit anderen Patienten meiden.

Ich setze mich im Wartezimmer auch immer gerne separat, und zwar aus den gleichen Gründen wie alle anderen Leute auch: Erstens persönlicher Bewegungsfreiraum und zweitens potenzielle Ansteckungsgefahr. Ich finde auch, dass viele Wartezimmer enger bestuhlt sind als jedes Buswartehäuschen, sodass man standardmäßig beim hustenden Nebenmenschen auf dem Schoß sitzt, und wer hat da schon Spaß dran?

Manchmal bin ich sogar absichtlich stehen geblieben oder habe im Vorraum gewartet, wenn die Grippeviren praktisch schon als sichtbarer Nebel im Raum standen. Das ist im Wartezimmer einer Hausarztpraxis oft genug leider Standard, und wenn man selber (noch) nicht krank ist, und nur ein Rezept abholen möchte, muss man sich ja nicht mit Gewalt der Ansteckung aussetzen.

Und wenn ich selber Fieber habe und mich gar nicht fühle, sitze ich auch lieber still in einem Winkelchen, und nicht gerade in der Abwärme der Person neben mir, während mir ihr Nachwuchs munter ins Ohr quietscht und mit Bauklötzen wirft. Wartezimmer sind definitiv kein Ort, an dem sich kränkelnde Leute aufhalten sollten.

Das mache ich im gesamten Alltag und nicht nur in Wartezimmern. Da mache ich es aber auch. Das heißt, dass ich ebenfalls einen Platz frei lasse, ehe ich mich hinsetze. Die Begründung ist, dass ich es nicht mag, wenn es um mich herum so eng ist. Ich würde dann sogar stehen bevorzugen.

Hinzu kommt, dass im Wartezimmer einfach auch Krankheiten weitergegeben werden können. Ich weiß nicht, was XY neben mir hat oder AC neben mir. Deswegen versuche ich es ebenfalls zu vermeiden, dass gerade im Wartezimmer Menschen zu eng an mir sitzen. Dann stehe ich notgedrungen auch auf, weil mir das auf die Dauer zu eng und zu dumm wird.

Im Alltag mag ich es auch nicht, mich in der Straßenbahn direkt neben jemanden zu setzen. Dann bleibe ich stehen. Wenn zwei 4er Sitzer frei sind, ärgert es mich auch vehement, wenn sich dann lieber jemand neben mir setzt, statt im anderen Vierer oder gegenüber von mir zu sitzen. Ich stehe dann meist auf.

Mir ist das auf die Dauer einfach viel zu eng, fühle mich dann unwohl und ich mag es nicht andere Menschen unter Umständen atmen zu hören, den Geruch wahrzunehmen usw. Das habe ich aber schon seit meiner Kindheit.

Ich muss auch sagen, dass ich es nicht schön finde, wenn direkt neben mir eine fremde Person sitzt. Das geht mir allgemein so, wenn die Stühle sehr dicht beieinander stehen. Im Wartezimmer kommt dann immer noch dazu, dass man ja nicht weiß, warum eine andere Person da ist und ob diese vielleicht eine ansteckende Krankheit hat. Darum versuche ich es nach Möglichkeit eben auch, einen Platz zwischen mir und einem anderen Patienten freizuhalten.

Wie du schon richtig erkannt hast, hat jeder Mensch einen bestimmten Radius, in dem er sich nicht mehr wohl fühlt, wenn andere Menschen in ihn eindringen. Bei den meisten Menschen ist dieser Abstand eine Armlänge, aber bei vielen Leuten ist dieser eben noch geringer, sodass fremde Menschen am besten noch mehr Abstand halten sollen. Ich selbst gehöre auch zu den Menschen, die von Fremden lieber etwas mehr Abstand halten als nötig.

Grade im Wartezimmer ist es so, dass ich gerne Abstand von Fremden Menschen halte. Je nachdem, in was für einem Wartezimmer ich sitze, weiß ich ja nicht, mit welchen Leiden und Gebrechen andere Menschen so in diesem Wartezimmer sitzen und ich muss sagen, dass ich keine Lust habe mich bei anderen Leuten anzustecken, nur weil ich mich aus lauter Höflichkeit neben sie gesetzt habe.