In welchen Situationen als Raucher schämen?

vom 20.07.2016, 12:04 Uhr

Eine neue Kollegin hat mir vorhin anvertraut, dass sie eigentlich Raucherin ist und dies in der Belegschaft bisher verschwiegen hat, da sie Angst hat, dass unsere Abteilung sie fürs Rauchen verurteilen würden und ihr vorwerfen würde, dass sie mehr Pausenzeit wegen der Raucherpausen hat als wir. Daher ist sie bisher immer heimlich eine Zigarette rauchen gegangen und hat vorgegeben auf Toilette zu müssen. Ich muss dazu sagen, dass sie die Einzige in unserer Abteilung ist, die raucht.

Da ich Nichtraucher bin, fällt es mir schwer mir Situationen vorzustellen, in denen man sich als Raucher für diese Sucht schämt. Was mir direkt in den Sinn kam ist, dass man sich als Frau schämt, wenn man es nicht schafft, während der Schwangerschaft mit dem Rauchen aufzuhören und somit bewusst die Gesundheit des Neugeborenen gefährdet. Gab es für euch als Raucher schon Situationen in denen ihr euch für das Rauchen geschämt habt? Habt ihr aus diesem Grund, wie meine Kollegin, zunächst verschwiegen, dass ihr Raucher seid?

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich kann das Verhalten der Kollegin sehr gut nachvollziehen, denn oftmals wird es den Rauchern auch vorgeworfen von den Nichtrauchern entsprechend länger Pause zu haben. Denn es ist offensichtlich, dass man nicht am Computer arbeiten kann wenn man draußen vor der Tür steht und eine raucht. Manche treiben es dabei extrem auf die Spitze und sind jede Stunde für 10 Minuten verschwunden. Bei einem 8 Stunden Tag macht das eine zusätzliche Pause von 80 Minuten pro Raucher die natürlich als Arbeitszeit vom Arbeitgeber bezahlt werden.

Daher kann ich die Regelungen in Betrieben auch nachvollziehen, die für das Rauchen extra ausstempeln müssen da es keine Arbeitszeit ist. Andere verweisen auf die gängigen Pausen in denen man rauchen kann. Wird man dann heimlich erwischt dann drohen direkt Arbeitsrechtliche Konsequenzen auch wenn es eine anerkannte Sucht ist. Man muss sich einfach nicht alles bieten lassen und ich kann schon nachvollziehen, dass sich Nichtraucher dann darüber beschweren. Gerade wenn man alleine ist als Raucher ist es deutlich schwerer als wenn man ein paar Gesellen dabei hat.

Ich habe während meiner Schwangerschaft noch geraucht. Ich habe es zwar reduziert aber ganz davon los gekommen bin ich nicht. Geschämt habe ich mich dafür schon ein wenig, aber wirkliche Hilfe und Unterstützung gab es nicht um davon los zu kommen. Es ist zwar nett, dass man einer rauchenden Mutter ein paar Informationsheftchen in die Hand drückt und immer wieder drauf anspricht, aber so wirklich etwas ändern tut sich am Verhalten nichts. Gerade wenn man vorher Jahrelang stark geraucht hat und nebenbei noch andere Dinge am laufen sind. Mag sich für manche wie eine billige Entschuldigung anhören, aber es war für mich schon schwer genug von 2 Big Pack Schachteln am Tag auf 3-5 Stück am Tag zu reduzieren und das von hier auf gleich.

Einen Hehl habe ich daraus nicht gemacht wie schwer es mir fällt und das ganze auch verschwiegen. Der Frauenarzt hatte immer wieder danach gefragt und wenn ich dort gelogen hätte, dann hätte ich im Prinzip nur mich selbst und auch das Kind belogen. Denn so wurde intensiver danach gesucht, wie das Rauchen sich auf das Kind auswirkt. Fakt ist jedenfalls, dass meine Plazenta dadurch früher verkalkt ist als bei werdenden Müttern die nicht rauchen und daher auch die Werte nicht sonderlich bombig waren. Das war auch einer der Gründe, wieso mein Kaiserschnitttermin vorverlegt worden ist. Auch wenn es nur wenige Tage waren und sonst alles gut ist mit Kind, mache ich mir seither schon immer wieder Gedanken um diese Zeit. Denn erst nach der Entbindung habe ich es geschafft komplett auf die Zigaretten zu verzichten aus Zeit- und Geldmangel.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich rauche nicht, weil ich es nicht mag. Es schmeckt mir nicht, also habe ich es natürlich mal probiert. Ich finde es auch nicht wirklich förderlich, wenn ich für solch einen Mist Geld ausgebe, um dieses zu verqualmen. Dann kann ich auch gleich die Moneten anzünden und rauchen, weil der Effekt aus der finanziellen Sicht bleibt derselbe und ist nur weniger befriedigend.

Ich kenne aber viele Raucher und nur wenige Nichtraucher. Ich richte meinen Freundeskreis auch nicht entsprechend ein, weil mir das ferner liegt. Doch ich kenne eine Freundin, die schämt sich immer dann, wenn Menschen im Raum sind, die nicht rauchen. Dann möchte sie nicht rauchen aus Rücksicht und sagt, dass sie nicht möchte, dass sich jemand mit ihr unwohl fühlt. Finde ich eigentlich sehr niedlich, aber sie kennt man nicht anders und wer das weiß, hat das auch zu akzeptieren.

Das mit deiner Arbeitskollegin kenne ich. Es gibt viele, die dann negativ reden und sagen, die nimmt mehr Pausen, weil sie rauchen muss. Gleichwohl es gar nicht stimmt, aber man möchte der dann gerne mal einen reinpinnen, wie wir das im Ruhrpott gerne nennen. Das sind aber absolute Asis als Kollegen, aber die kann sich ja niemand aussuchen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Alles in Allem denke ich, dass es jedem selbst überlassen ist, ob er raucht oder nicht. Dass rauchen die Gesundheit schädigt ist ja jetzt allgemein bekannt und wird oft genug gepredigt, sodass ja keiner behaupte kann, dass er nicht weiß, was für Folgen es hat. Wer regelmäßig raucht und dies legal macht, der ist in der Lage die Folgen abzuschätzen und sollte deshalb auch selbst dafür verantwortlich sein, was er seinem Körper antut und was nicht. Da hat meiner Meinung nach keiner drüber zu urteilen. Andere schädigen ihren Körper eben durch Alkohol oder Übergewicht und jemand, der richtig süchtig ist, der wird sich nicht davon abhalten lassen, nur, weil man ihm sagt, wie schädlich es ist.

Ich finde es aber schlimm, wenn jemand raucht, der schwanger ist. Es ist die eine Sache, wenn man raucht und damit willentlich seinen eigenen Körper schädigt. Aber ich finde es schlimm, wenn man damit den Körper einen Ungeborenen schädigt, der dies noch nicht beeinflussen kann oder einschätzen kann und sich vor allem nicht zu Wehr setzt. Das Rauchen in der Schwangerschaft schädigt den Neugeborenen so sehr, dass es schwere Folgen haben kann und das Kind sein Leben lang schädigt. Es ist einfach unfair, dass dem Kind so viele Chancen im Leben genommen werden, weil es gesundheitlich einschränkt ist, nur, weil die Mutter in der Schwangerschaft ihre Sucht nicht im Griff hatte.

Ich habe es aber bei uns auf der Station schon oft erlebt, dass Mitarbeiter und vor allem auch Patienten rauchen. Patienten, die schon eine Krebserkrankung haben, werden von vielen Schwestern diskriminiert, wenn sie rauchen gehen. Ich kann dies auf der einen Seite auch verstehen - die Ärzte setzen alles daran, dass entweder der Tumor im gynäkologischen Bereich oder eben der Brustkrebs heilt und dann gehen die Menschen raus, rauchen, riskieren Brustkrebs und schmeißen ihr Leben so in gewisser Weise weg. Aber dennoch ist jeder alt genug und muss es selbst entscheiden.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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