Männer die Nagellack tragen
Freut mich von einer Frau zu hören, dass sie es toll findet wenn Männer auch was sichtbares für Ihre Erscheinung tun. War soeben für eine Woche in Frankreich und Holland mit markant verlängerten Nägeln und weissen French-Spitzen, dazu jeweils auch einen schwarzen Lidstrich der dann auch noch ins Gesamtbild passt. Wie die anderen Male auch, keinerlei negativen Reaktionen, höchstens verstohlene und verwunderte Blicke.
Nächstes Mal werde ich die Nägel wieder lang und dann glänzend schwarz machen lassen, schwarzer Lack soll gemäss Modezeitschriften voll im Trend liegen. Mal sehen wie dann die Reaktionen sind, knallrot wie ich sie auch schon getragen habe ist ja auch nicht ohne und es soll sogar Frauen geben die sich nicht zu dieser Farbe bekennen wollen was ich nicht verstehen kann. Farbe zu tragen ist doch nichts ungewöhnliches mehr und hellt den Tag auf.
Gepflegte Fingernägel finde ich auch bei Männern sehr schön und sollten absolut nötig sein (es sei denn, er ist Bauarbeiter oder hat einen anderen Beruf, in dem er halt viel körperliche Arbeit mit den Händen erledigen muss). Aber bitte nicht mit Nagellack. Wenn mir hinter dem Bankschalter der Mitarbeiter mit rosa lackierten Nägeln begegnet, würde ich das irgendwie doch sehr seltsam finden.
Und rote Nägel finde ich bei Frauen auch nur dann passend, wenn sie zum Gesamtoutfit passen. Rot ist eine sehr starke Farbe, die immer einen Hinguck-Effekt hat. Was ein Mann mit roten Fingernägeln ausdrücken möchte, ist mir dann allerdings nicht klar. Mich würde das schon irgendwie irritieren, wenn ich einen Mann mit Nagellack sehen würde. Für schwul würde ich ihn deshalb allerdings nicht halten, eher annehmen, dass er aus Künstlerkreisen stammt und deshalb ein wenig extravagant auftreten möchte. Da ist dann die restliche Kleidung, Frisur, etc. auch entsprechend, aber bei einem normal angezogen Mann würde es mich definitiv verwirren.
Männer mit schwarzem Nagellack habe ich auch schon gesehen, die gehörten dann aber wohl der Gothic-Szene an, da sie auch ansonsten das Outfit so hatten, also schwarzen Lidstrich, schwarze Kleidung, usw. Da finde ich das dann nicht so ungewöhnlich, mein Fall wäre ein solcher Mann nun nicht, aber wenn er sich so wohlfühlt, warum nicht. Mit farbigem Nagellack habe ich allerdings noch keinen Mann gesehen (abgesehen von den Männern, die sich als Frau verkleiden aus dem TV, da sieht man das ja dann schon öfter, wobei das halt etwas anderes ist).
Ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht, wieso einen ein Mann mit Nagellack irritieren sollte. Beurteilt ihr Menschen immer so nach dem Äußeren? Dann würde ich mir darüber mal Gedanken machen, und nicht darüber, ob Nagellack sich bei Männern schickt, oder nicht. Mir jedenfalls ist es ziemlich egal, wenn mir im Alltag irgendwo ein Mann mit Nagellack, eine Frau mit Glatze oder irgendjemand mit einem seltsamen Hut begegnet. Natürlich fällt es möglicherweise auf, aber wieso sollte ich dem Menschen dadurch anders begegnen, als ich es sonst täte? Wieso sollte ich unfreundlicher, freundlicher, oder weiß ich wie anders sein? Wenn mich beispielsweise einer nach dem Weg fragt, dann helfe ich ihm, wenn ich das kann. Egal, ob er Nagellack oder einen Rock trägt, oder in einem grünen Weihnachtselfenkostüm durch die Gegend tänzelt. Das kann mir doch einfach egal sein.
Ich betrachte Nagellack quasi als Accessoire. Da tun sich viele bei Männern ja schon schwer. Aber ich sehe da keinen großen Unterschied. Ich finde beispielsweise, dass sich eine dunkelrote Armbanduhr bei ansonsten schwarzer Kleidung ganz gut machen würde. Dasselbe gilt also auch für dunkelroten Nagellack. Es geht mir einfach um ein für mich ästhetisches Farb-Gesamtbild. Und da ist es egal, ob der kleine Kontrast gegen das Schwarz nun eine rote Uhr oder roter Nagellack ist. Gilt übrigens auch für alle anderen Farben. Also ob ein Mann nun meinentwegen weinroten, violetten, silbernen oder dunkelblauen Nagellack trägt, das ist egal. Ich kann es durchaus schön finden, wenn farblich einfach alles zusammen passt.
Aber dazu müssen einem gesellschaftliche Zwänge und tradierte Rollenbilder wahrscheinlich egal sein. Und das ist bei mir der Fall. Noch hat mir jedenfalls keiner ein echtes Argument genannt, wieso Männer keinen Nagellack tragen oder Frauen keine Glatze haben sollten, oder weiß ich was. "Unmännlich" oder "unweiblich" ist kein Argument, denn diese Begriffe werden willkürlich durch Menschen definiert, und zwar von jedem unterschiedlich. Sie sind also eigentlich keine sinnvollen Normen, sondern bloß Geschmacksfragen, die leider viele Menschen in ihrer Borniertheit für Pflichten und Verboten halten.
Ich bin das erste Mal vor etwa 15 Jahren ausserhalb der Gothic-Szene auf einen Bekannten getroffen, der regelmässig ins Nagelstudio geht und sich einer Maniküre unterzieht.
Schwarze Lacke in Metal/Gothickreisen ist ja nun auch nichts ungewöhnliches, da schreiben ja einige von hier und man sieht es ja auch immer wieder. Erst recht in Großstädten und einschlägigen DIscos.
Der Bekannte von mir tat das nunmehr aus einem sehr nachvollziehbaren Grund: er hat recht brüchige Fingernägel, so halten sie besser und es sieht gepflegter aus. Vor allem aber, weil ihm bei der Arbeit alle immer auf die Finger schauen - er ist (klassischer) Gitarrist. Sitzt desöfteren alleine auf der Bühne und da schauen ihm natürlich alle auf die Hände. Mir war das gar nicht bewusst, dass die meisten Musiker - insbesondere auch Pianisten - deren lernte ich später noch ein paar kennen - sehr auf Maniküre achten. Find ich klasse.
Und generell fände ich es auch gar nicht schlimm, wenn das sich mehr Männer zu Herzen nehmen würden. Rosafarbenen Nagellack hingegen fände ich genau wie rosa Hemden nicht mein geschmack - aber wenn der restliche Mann der an den rosa Fingernägeln dranhängt top in Ordnung ist würde ich mich daran kein bischen stören. Jeder nach seiner Facon.
Und einen einzelnen kleinen Finger lackiere ich mir selber auch gerne mal. Ebenso zwei meiner Exfreunde - dieser Nagel des kleinen Fingers haben beide dann auch jeweils besonders lang wachsen lassen. Fand ich einfach ein Ausdruck von Individualität.
Bis jetzt habe ich nur selten Männer gesehen, die Nagellack getragen haben. Und wenn, dann waren es Männer aus der schwarzen Szene, die dann auch dementsprechend auch schwarzen Nagellack verwendet haben. Andere Farben habe ich jedoch noch nie bei einem Mann gesehen, egal ob aus irgendeiner Szene oder nicht.
Generell finde ich Männer mit Nagellack einfach nur schrecklich, auch wenn ich bis jetzt eben nur Männer aus der schwarzen Szene mit schwarzem Nagellack gesehen habe. Das hat mir aber auch überhaupt nicht gefallen und ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es auch nur irgendeinen Nagellack gibt, der mir bei einem Mann gefällt. Außerdem kann ich mir ebenfalls nicht vorstellen, dass es irgendeinen Mann gibt, bei dem ich lackierte Nägel toll finde.
Meiner Meinung nach, sollte Nagellack nur etwas für Frauen sein. Männer, die Nagellack tragen, könnte ich auch gar nicht ernst nehmen, auch wenn es sich um schwarzen Nagellack handelt. Dabei habe ich gar nichts gegen gepflegte Nägel bei Männern, doch Nagellack darf es eben auf keinen Fall sein.
In meiner Ausbildung hatte ich einen älteren Chef, der sich die Fingernägel lackiert hat. Er verwendete stets einen Perlmutt-Nagellack. Im ersten Moment war das ein wenig ungewohnt, einfach weil ich zuvor noch nicht so viele Männer mit lackierten Fingernägeln gesehen hatte, vor allem nicht in der Alterskategorie. Es wurde aber recht bald alltäglich und mir fallen dezent lackierte Fingernägel bei Männern daher auch nicht mehr besonders auf. Farbige Nägel würden mir sicher negativ auffallen, aber das ist bei Frauen auch der Fall. Ich finde farbig lackierte Nägel, vor allem lange Krallen, einfach extrem abstoßend.
Ich frage mich auch, warum lackierte Fingernägeln nur etwas für Frauen sein sollen. Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Solche Überlegungen basieren nur auf tradierten Rollenbildern, für die es keine sinnvolle Begründung gibt. Grundsätzlich macht es keinen Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau sich die Fingernägel lackiert. Mir gefällt es, wie bereits geschrieben, grundsätzlich nicht. Ich finde aber nicht, dass sich Männer die Nägel nicht auch lackieren sollten. Wer es mag, soll das tun – auch als Mann.
Ein Bekannter aus der Uni lackiert sich die Nägel immer schwarz und schminkt sich auch mit schwarzen Kajal. Für ihn ist das eben so seine Welt und das finde ich persönlich auch in Ordnung. Ansonsten kenne ich eigentlich kaum Männer, die sich die Nägel lackieren. Höchstens mal als Gag, aber dauerhaft eigentlich nicht. Ich denke aber, dass es im Freundeskreis meines Bekannten noch mehr Männer geben wird, die sich die Nägel eben schwarz lackieren, da es für ihn in diese Metal/Gothic (oder was auch immer) Schiene einfach rein gehört.
Problematisch finde ich hier gemachte Äußerungen, dass man Männer, die sich die Nägel lackieren, und zwar egal, wie dezent, allein deswegen ja gar nicht ernst nehmen könne. Da wird aufgrund der lackierten Nägel gleich mal der gesamte Charakter und das sonstige Verhalten und Auftreten einer Person ignoriert. Als wenn es an einem Menschen nicht mehr gäbe, als die Frage, ob er sich die Fingernägel lackiert oder eben nicht lackiert. Ist das nicht arg oberflächlich? Und ist das nicht vor allen Dingen unfair?
Aus der Tatsache, dass ein Mann sich die Nägel lackiert, kann man nur eine Sache schließen, nämlich, dass ihm das eben so gefällt. Das sollte man einfach hinnehmen. Es ist legitim, seinen Körper so zu gestalten, wie man selbst es möchte. Intoleranz ist da wirklich fehl am Platz.
Mehr noch, man könnte die Tatsache, dass ein Mann sich traut, seinem Wunsch nach lackierten Nägeln in der Realität nachzukommen, sogar positiv betrachten. Er hat immerhin den Mut, zu tun, was er für richtig hält, egal, wie intolerante Menschen darauf reagieren könnten. Und dieser Mut ist doch eigentlich eine eher positive Charaktereigenschaft, die nicht dazu führen sollte, dass man einen Menschen weniger ernst nimmt, im Gegenteil, man sollte sie für ihren Mut vielleicht noch ernster nehmen, als einen Feigling, der seine Wünsche versteckt, aus Angst, was andere Menschen darüber denken könnten.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Meiner Meinung nach, sollte Nagellack nur etwas für Frauen sein. Männer, die Nagellack tragen, könnte ich auch gar nicht ernst nehmen, auch wenn es sich um schwarzen Nagellack handelt. Dabei habe ich gar nichts gegen gepflegte Nägel bei Männern, doch Nagellack darf es eben auf keinen Fall sein.
Bis jetzt wurde kein Argument geliefert, warum Männer keinen Nagellack tragen dürfen. "Das ist zu weiblich " ist sorry kein plausibles Argument denn beide Geschlechter haben Nägel. Wenn Frauen und Männer Ohrringe, Piercings, Tattoos und andere Schmuckartikel (um nur bei Körperdekoration zu bleiben) problemlos tragen dürfen, warum sollte der Nagellack nur eine Frauensache sein? Weil Nagellack überwiegend von Frauen getragen wird, heißt lange nicht, dass sie das Monopol drauf haben.
Der Nagellack ist für Nägel (so heißt auch dieses Produkt) egal wer sie trägt! Warum bleiben die Frauen, die sich die Nägel lackieren (es gibt auch Frauen, die Nagellack nicht mögen!) nicht bei "gepflegten Nägeln"? Weil das ihnen einfach gefällt. Warum sollte ein Mann, dem das auch gefällt, seine Nägel nicht lackieren? Es wird sehr oft kolportiert, dass Männer mit lackierten Nägeln schwul seien. Das ist aber ein ganz falsches Postulat. Was hat Körperdekoration oder Körperpflege mit Sexualität zu tun?
Warum will man unbedingt eine Korrelation zwischen dem Äußeren und der sexuellen Orientierung finden? Sind kurzhaarige Hosenanzug tragende Frauen lesbisch? Ist ein vollbärtiges männliches Muskelpaket ohne Nagellack immer ein heterosexueller Mann? Nein, es gibt solche Männer auch, die schwul sind. Genauso kann ein schlanker Mann mit lackierten Nägeln HETERO sein. Ein Mann mit Nagellack sei kein "richtiger Mann"? Es hängt davon ab, wie sich man den "richtigen Mann" vorstellt. Wenn es um ein vollbärtiges Muskelpaket geht, dann gibt es solche, die Nagellack tragen.
Handelt es sich um denjenigen Mann, der machomäßig unterwegs ist und alles ablehnt, was (fälschlicherweise) als weiblich bezeichnet wird, den sehe ich nicht als richtigen, sondern als sexistisch geprägten Mann. Ein richtiger Mann ist für mich derjenige, der Respekt vor Frauen hat und alles tut, was ihm gefällt, ohne dabei seine Mitmenschen zu stören. Inwiefern störe ich meine Mitmenschen mit meinen lackierten Nägeln? Leidet jemand darunter? "Das ist weiblich/männlich " ist ein konstruiertes zwei-Boxen-System, das uns zu bestimmten Sehgewohnheiten zwingt. Da mache ich einfach nicht mit!
Dieses System hat für mich seine "Gültigkeit " verloren seitdem sich Frauen beliebig zwischen den beiden Boxen bewegen. Männer sollten auch das gleiche tun, wenn sie wollen. Ich betrachte alles, was nicht anatomisch bzw. naturbedingt ist, als Unisex. Keine Frau hat von Natur aus lackierte Nägel gehabt. Es ist also kein Naturgesetz, dass Frauen lackierte Nägel haben sollen. Dementsprechend kann es auch kein Naturrecht geben, das allein den Frauen das Nägellackieren vorbehält. Der Nagellack ist für alle MENSCHEN (egal ob Frau, Mann, hetero- oder homosexuell) da, und zwar alle Farben.
Die geschlechtsspezifische Farbenzuweisung gilt nicht mehr seitdem Männer rosa und pinkfarbene Polohemden trugen. Für mich gibt es keine Tabu-Farben für Männer. Alles ist eine persönliche Geschmacksache. Ein mit rot oder rosa lackierten Nägeln rumlaufender Mann kann im ersten Blick komisch oder gar seltsam aussehen. Das ist aber ganz normal denn alles, was nicht öfters gesehen wird, sieht seltsam aus. Das war der Fall bei den ersten Frauen mit Hosen oder Krawatten. Gleichberechtigung ist nicht nur für Frauen, Jede/Jeder wie sie/er es mag!
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