Wie genau potentielle Mieter als Vermieter kennenlernen?

vom 17.07.2016, 12:36 Uhr

Mein Freund ist derzeit auf Wohnungssuche und hat schon etliche Besichtigungen hinter sich. Bisher war es auch einige Male so, dass er in die zweite Runde gekommen ist, wobei ihn die Vermieter dann auch richtig kennenlernen und mit ihm sprechen wollten.

Sie hatten ihn dann nach der Besichtigung noch einmal eingeladen, um über Finanzielles, aber auch Privates zu sprechen. Mein Freund meinte, dass ein Gespräch dabei durchaus auch eine Stunde gedauert hatte, wobei er da mit unzähligen Fragen gelöchert wurde, sowohl zu Hobbys, aber auch eben zum Finanziellen.

Wie genau sollte man als Vermieter potentielle Mieter kennenlernen? Welche Fragen sind überhaupt erlaubt und welche gehen einfach zu weit? Was würdet ihr einem Vermieter alles über euch erzählen, um eine Wohnung zu bekommen und wie kann man Pluspunkte sammeln?

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde ein solches Gespräch zwischen Vermieter und Mieter eigentlich unheimlich wichtig. Sonst hat man als Vermieter ja wirklich nur den Namen und das kann schnell schief gehen. Ich kenne da auch einige Beispiele. Wenn man den Mieter persönlich kennt, dann geht man sicherlich auch ganz anders miteinander um.

Ich bin bei einer Genossenschaft und kenne den "Boss" auch persönlich. Erst musste man nur ein formloses Blatt ausfüllen, wo die Daten drinnen stehen und was man verdient. Anschließend wurde ich vom Vormieter empfohlen und durfte deswegen zum persönlichen Kennenlernen. Wenn es nun mal ein Problem gab, dann wusste ich, wen ich ansprechen musste und mir wurde dann auch gleich geholfen.

Ein Bekannter der Familie vermietet Häuser und hat dieses Kennenlernen nicht für Nötig befunden. Nun hat er ein paar Familien in seinen Häusern, die man lieber nicht da hat. So wohnen mittlerweile unangemeldet 5 Personen, statt der angemeldeten einen Person in dieser Wohnung. Das hat er durch Zufall erfahren und sowas geht einfach nicht. Auch hat man sich einfach mal Tiere angeschafft, was auch nicht erlaubt war.

Bei anderen wurde die Miete nicht rechtzeitig gezahlt und nach Aufforderung ist auch nichts passiert. Ich denke, dass man einiges umgehen kann, wenn man sich persönlich kennt.

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Meine Vermieterin hat mich ebenfalls eine Stunde lang auf Herz und Nieren gelöchert und äußerst neugierige Fragen zu meinem Berufs- und Privatleben gestellt. Das Finanzielle und Berufsmäßige war schnell geklärt, da ich einen hoch seriösen, erzkonservativen Arbeitgeber habe, der so schnell nirgendwo hin geht. Aber die Frau Gerbera ist eben noch im gebärfähigen Alter und könnte schließlich auch irgendwelche krawalligen Hobbys wie Trompete Spielen oder Hundehaltung haben. Da muss man schon ganz genau nachbohren, um sich ein Bild machen zu können. :roll:

Ich habe mich derart seriös und bieder gegeben, dass mir hinterher ganz schlecht war. Ich musste dafür noch nicht mal lügen, aber ich habe schon deutlich betont, dass ich praktisch nie daheim bin, als Hobby nur Stricken habe und mein Freund auch nur hin und wieder am Wochenende da ist. Letzteren habe ich nur deswegen nicht komplett verleugnet, damit keine Gerüchte entstehen, aber so wie ich die Beziehung kurz und sachlich beschrieben habe, konnte ich wohl sämtliche Befürchtungen in den Wind schlagen, dass man sich mit mir eine Familie ins Haus holt. Ich war ruhig, langweilig und finanziell liquide, die ideale Mieterin.

Generell würde ich in diesen Fällen, wenn mich jemand um jeden Preis kennen lernen will, aber nicht, weil er mich so nett findet, sondern weil er mir nicht über den Weg traut, abschätzen, wie sich mein Gegenüber den idealen Mieter, Mitarbeiter oder was auch immer vorstellt, und mich dann eiskalt verstellen und auch mal lügen, wenn mir die Fragen zu privat werden.

Meine aktuelle Vermieterin wollte offensichtlich eine sehr ruhige, zuverlässige Person. Wäre sie eher auf eine familiäre und gesellige Atmosphäre aus gewesen, mit guter Nachbarschaft, gemeinsamen Feiern, und ähnlich grauenhaften Auswüchsen, hätte ich mich munter und gesprächig gegeben und übersprudelnd Anekdötchen von Freunden und Verwandten erzählt, was definitiv nicht meine Art ist. Sobald der Vertrag erst einmal unterschrieben ist, kommt man sich normalerweise sowieso nicht mehr unter die Augen, und dann hat man als Mieter schließlich auch gewisse Rechte.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Diese Gespräche sehe ich auch als sehr wichtig an, immerhin möchte man auch genau wissen wen man sich in das Haus oder die Wohnung holt als Vermieter. Wird dabei geschlampt oder ganz darauf verzichtet, dann passieren schnell solche Dinge die Winny bereits beschrieben hat. So etwas möchten die anderen Mieter im Haus nicht und der Vermieter noch viel weniger. Denn solche Leute verursachen Kosten, kosten jede Menge nerven und so einfach ist es nicht sie wieder los zu werden.

Von daher hole ich mir die Leute auch im Gespräch rein. Dabei geht es vor allem um die berufliche und finanzielle Situation. Ansonsten ist es für mich noch interessant zu wissen was die Leute zwischen den Zeilen von sich erzählen. Manche plaudern direkt los aus dem Nähkästchen über ihre Hobbys, bisherige Wohnung usw. Ist mir das ganze zu viel, dann weiß ich direkt ich habe eine Tratschtante vor mir sitzen die vielleicht noch neugierig ist und ihre Nase in Dinge steckt, die sie nichts angeht. So etwas kann ich in meinen Wohnungen nicht gebrauchen, da es zwangsläufig zu Stress mit den anderen Mietern führt.

Auch brauche ich mir keinen Schlagzeuger ins Haus holen, wenn ansonsten dort nur Familien wohnen und auch keine Leute die sich nicht an bestehende Regeln halten. Tierhaltung ist ebenfalls eines der großen Probleme. Viele geben es gar nicht erst an, dass sie eine Katze haben weil die in der Wohnung lebt und nie raus geht. Die meisten sind der Meinung, dass es dann schon in Ordnung geht wenn das Tier heimlich mitgenommen wird. Daher spreche ich dieses Thema auch direkt an, da ich keine Tierhaltung in meinen vermieteten Wohnungen möchte und dazu gehört auch die Katze in Wohnungshaltung. Zudem habe ich als Vermieter auch eine gewisse Fürsorgepflicht und ich habe bereits zwei andere Mieter die extrem allergisch auf Katzenhaare sind. Somit kann ich es auch nicht dulden, wenn jemand dort heimlich eine Katze mit anschleppt.

Wenn die Wohnung recht klein ist, dann ist es auch für mich interessant zu wissen wie das Privatleben so aussieht. Besteht eine Partnerschaft, will der Partner mit einziehen oder wie auch die Familienplanung aussieht. Auf die Familienplanung muss man keine Antwort geben, aber die meisten haben damit kein Problem es offen und ehrlich zu beantworten, da es für mich nicht direkt ein KO-Kriterium ist. Aber ein Paar welches bereits an Nachwuchs denkt ist in einer 2 Zimmer Wohnung nicht sonderlich gut und lange aufgehoben und das heißt für mich als Vermieter, ich muss mir bald wieder jemand neuen suchen. Gerade wenn es auf lange Verträge angelegt wird, ist das dann doch eher ein Manko. Aber wie gesagt, das ist eine Frage die man nicht beantworten muss oder dabei auch Lügen kann.

Insgesamt muss mir ein Mieter sympathisch sein, ich muss den Eindruck haben das er zuverlässig, ordentlich ist und nicht zu neugierig sich in das Privatleben der anderen in Haus einmischt. Zudem muss das gesamte Hausbild weiterhin stimmen, so brauche ich keinen meckernden Rentner in das Haus setzen wenn dort nur Familien mit kleinen Kindern wohnen oder die letzte Assi Familie in ein sonst gut situiertes, sauberes Haus. Das Gesamtpaket muss einfach stimmen ansonsten wird es nichts. Es kann mir jemand super Referenzen und Empfehlungen vorlegen, wenn der Mensch mir unsympathisch ist dann wird er auch mit mir keinen Vertrag unterschreiben.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^