Karrierechancen bei der Bundeswehr wirklich realistisch?

vom 11.03.2015, 13:15 Uhr

In den Medien wird so oft für die Bundeswehr geworben und es wird immer wieder gesagt, dass man bei der Bundeswehr Karriere machen kann. Wie realistisch sind die Karrierechancen bei der Bundeswehr wirklich? Was muss man machen um bei der Bundeswehr Karriere zu machen? Muss man sich für viele Jahre verpflichten? Macht man dort dann auch die Ausbildung? In welchen Berufen kann man bei der Bundeswehr eine Ausbildung machen?

Kennt ihr Leute, die richtig Karriere bei der Bundeswehr gemacht haben und auch mit dem Beruf, den sie erlernt haben dann außerhalb der Bundeswehr arbeiten konnten oder bleibt man dann ein Leben lang bis zur Pension bei der Bundeswehr? Wie sieht die Karriere dort aus?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Die Frage ist natürlich immer, was man unter "Karriere" versteht. Wenn man Millionär werden will, wird man wohl bei der Bundeswehr nicht unbedingt richtig sein. Wenn man aber eher einen ordentlich bezahlten, soliden Job haben will, kann man sich die Bundeswehr als Arbeitgeber ruhig anschauen. Man sollte allerdings auch eine eventuelle Pflicht zu Auslandseinsätzen in Krisengebieten bedenken.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten bei der Bundeswehr. Man kann eine ganz normale Ausbildung machen, allerdings ist das eine zivile Ausbildung meist ohne Übernahmechancen. Das Ziel der Ausbildung ist eigentlich der Einstieg in eine Unteroffizierslaufbahn. Man aber auch kann sowohl als Soldat als auch für eine Beamtenlaufbahn studieren. Bei Ersterem hat man eine große Auswahl von Studiengängen, von Ingenieurswissenschaften über Pädagogik bis hin zu Medizin. Allerdings muss man sich dafür für einige Jahre verpflichten.

Als Soldat ist es (abgesehen vielleicht vom Medizinstudium) oft so, dass man gar nicht im studierten Beruf arbeitet, sondern eben übliche Bundeswehrtätigkeiten ausübt. Das macht einen späteren Berufseinstieg nicht unbedingt einfacher.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Weasel_ hat geschrieben:Als Soldat ist es (abgesehen vielleicht vom Medizinstudium) oft so, dass man gar nicht im studierten Beruf arbeitet, sondern eben übliche Bundeswehrtätigkeiten ausübt. Das macht einen späteren Berufseinstieg nicht unbedingt einfacher.

Wie kommst du auf diesen Käse? Nicht nur Mediziner arbeiten hinterher auch im erlernten Bereich aber wie jeder andere Soldat auch, können sie ebenfalls andere Tätigkeiten wahrnehmen. Denn was man dort lernt, bezieht sich nicht nur auf das Studium an sich, in erster Linie ist man immer noch Soldat und hat auch seine soldatischen Pflichten zu erfüllen. Egal ob es nun ein Arzt ist oder ein KFZ Mechaniker.

Jeder Beruf der bei der Bundeswehr selbst ausgebildet wird, wird hinterher auch in dieser eingesetzt. So werden ebenfalls KFZ Mechaniker ausgebildet, die hinterher die Fahrzeuge warten. Darunter fallen halt nicht nur LKW und PKW, sondern auch Panzer und weitere Spezialfahrzeuge. Entsprechend wird auch noch zur allgemeinen Ausbildung eine Spezialausbildung zukommen gelassen. Hinterher im Zivilen wird man kaum an Panzern schrauben, aber wenn das ganze z.B. für Schwerlast LKW oder Kräne ausgebildet worden ist, dann hat man deutlichere Vorteil als zu Bewerbern die im Zivilen ausgebildet wurden und so etwas nicht vorweisen können.

Rettungsassistenten, Arzthelfer, Krankenschwestern arbeiten ebenfalls in ihrem erlernten Beruf weiter. Sicherlich besetzen sie dabei nicht nur das Krankenhaus, die Sanitätseinheiten oder auch den San Bereich einer Kaserne aber im großen und ganzen nehmen sie auf diese Aufgaben wahr, wenn sie sich auf eine entsprechende Stelle haben setzen lassen. Zusätzlich kommen halt weitere Aufgaben auf einen zu wie z.B. Auslandseinsätze mit den dortigen Verletzungsmustern. Hier findet man kaum jemanden der auf eine Mine getreten ist, im Ausland bekommt man das jeden Tag. Somit hat man auch einen größeren Horizont als ausgebildete Fachkräfte, die nur ihr eigenes Süppchen kennen und nicht über den Tellerrand schauen wollen.

Karriere ist somit immer möglich. Wenn man bereits einen Beruf mitbringt oder studiert hat, dann kann man von der Laufbahn und dem Dienstgrad höher einsteigen. Das ist auch eine Form der Karriere, denn mit dem Dienstgrad bekommt man auch unterschiedliche Aufgaben zugeteilt, hat mehr oder weniger zu melden und verdient natürlich auch entsprechend mehr.

Sonderlich beliebt sind die "Neckarmänner" aber nicht, da sie ohne militärische Vorkenntnis als Vorgesetzer eingesetzt werden und von vielen altgedienten nicht für voll genommen werden. Diese müssen erst einmal sich den Respekt der anderen verdienen und haben es damit schwerer, als wenn jemand direkt dort anfängt und sich von unten nach oben arbeitet. Das liegt auch oftmals daran, dass sie über ihren eigenen Tellerrand nicht hinaus blicken und zu eitel sind einen Ratschlag oder Vorschlag von einem niedrigeren Dienstgrad anzunehmen, wenn dieser das ganze doch nicht einmal studiert oder gelernt hat.

Bundeswehr und Soldat sein ist nicht einfach nur ein Job, auch das solle man bedenken. Selbst wenn es dort Bereiche gibt, in denen man von Montag bis Freitag arbeitet, ansonsten ein geregeltes Leben hat und nicht ins Ausland geht bleibt man in erster Linie immer noch Soldat. Soldat sein ist auch nicht jedermanns Sache, denn man sollte auch die damit verbundenen Gefahren bedenken wie z.B. Tod und Verwundung, Monatelang von der Familie getrennt zu sein usw. All das sollte bedacht werden.

Wer übrigens bei der Bundeswehr studiert, der bekommt hinterher auch eine Verpflichtungszeit die abgeleistet werden muss. Jemand der sein Medizinstudium und Facharzt dort machen möchte, der darf mindestens 23 Jahre bleiben. Möchte man vorher gehen, kann man zwar jederzeit kündigen aber dann verliert man alle angesammelten Bezüge und darf die Kosten für das Studium und alles weitere der Bundeswehr erstatten. Von daher sollte man sich das ebenfalls im Vorfeld überlegen, ob das für diese lange Zeit etwas für einen ist.

Auch ist es Quark, dass man später nicht mehr einsteigen kann. Es wird so viel Personal gebraucht, seit die Wehrpflicht ausgesetzt wurde fehlen rund 250.000 Soldaten. Aus diesem Grund ist die Altersgrenze auch fast abgeschafft worden und man sieht auch wieder Männer mit 40 Jahren und dem Dienstgrad Obergefreiter dort umher springen. Obergefreiter wird man nach 6 Monaten Dienstzeit, also keine wirklich lange Zeit. Diese haben den Dienstgrad noch aus der Zeit, als sie ihre Wehrpflicht absolviert haben. Im Prinzip wird fast alles gesucht, manche Verwendungen mehr andere weniger.

Mit einem abgeschlossenen Beruf oder Studium wird man mit Handkuss genommen, gerade wenn die Bewerbungen mau sind in diesem Bereich und der Bedarf groß. So werden auch Prämien im fünfstelligen Bereich gezahlt, wenn man dort arbeitet. Aber auch ohne gelernten Beruf kann man immer als Quereinsteiger kommen, dann zwar nicht in der Unteroffiziers,- Feldwebel oder Offizierslaufbahn aber dafür gibt es noch die Mannschaften. Quasi die "Hilfskräfte" der Bundeswehr.

Eine Ausbildung bekommt man ab einen bestimmten Alter dort auch nicht mehr, aber durch die Dienstjahre die man dort verbringt bekommt man Berufsförderungsdienst Ansprüche. Diese können im Anschluss für eine Ausbildung oder Studium benutzt werden oder man nutzt den "grünen Schein" der einen hinterer einen Arbeitsplatz auf einer Behörde ermöglicht. Egal ob man das gelernt hat oder nicht, so sitzen inzwischen einige ehemaligen Soldaten auf dem Wasseramt und ziehen dort Wasserproben. Was muss man dafür auch vorher auch großartig eine Ausbildung machen?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Die Bundeswehr als Arbeitgeber hat durchaus Vorteile. Im Freundeskreis habe ich nur einen Menschen, bei dem sich die Zeit nicht gelohnt hat. Und der ist, ehrlich gesagt, selbst Schuld und hat weder die Zeit dort, noch die Möglichkeiten danach vernünftig genutzt.

Ein Bekannter ist direkt nach der Schule zum Bund und heute noch dort. Er ist bei der Bundeswehr wie selbst gewünscht Fotografiemeister geworden und arbeitet als Fachlehrer bei der Truppe. Zwei andere sind nach der Ausbildung zum KFZ-Mechaniker zum Bund und haben heute jeweils eigene Fahrschulen. Die Ausbildung dort und die Regelungen nach dem Ausscheiden haben es möglich gemacht.

Die Arbeit als Veterinär ist dort auch nicht so übel. Ich kenne zwei ehemalige Leiter der Diensthundeschule, die durch die dort mögliche Forschung auch im zivilen Leben zu Experten auf ihrem Gebiet geworden sind und deren Praxen entsprechend gut laufen. Geschadet hat es der jeweiligen Entwicklung bei keinem, die Vorteile überwiegen deutlich.

» cooper75 » Beiträge: 13413 » Talkpoints: 516,13 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Wie kommst du auf diesen Käse? Nicht nur Mediziner arbeiten hinterher auch im erlernten Bereich aber wie jeder andere Soldat auch, können sie ebenfalls andere Tätigkeiten wahrnehmen. Denn was man dort lernt, bezieht sich nicht nur auf das Studium an sich, in erster Linie ist man immer noch Soldat und hat auch seine soldatischen Pflichten zu erfüllen. Egal ob es nun ein Arzt ist oder ein KFZ Mechaniker.

Ich kenne einige Soldaten und keiner von denen arbeitet in ihrem Beruf, sondern üben eben den Beruf eines Soldaten aus. Natürlich liegt das daran, dass sie neben dem Studium auch eine Offiziersausbildung haben. Bei einem Medizinstudium ist das etwas anderes. Da wäre es Verschwendung, die Leute nicht als Ärzte einzusetzen.

Jeder Beruf der bei der Bundeswehr selbst ausgebildet wird, wird hinterher auch in dieser eingesetzt. So werden ebenfalls KFZ Mechaniker ausgebildet, die hinterher die Fahrzeuge warten.

Nein, nicht unbedingt. Sicherlich wird das auch nicht selten der Fall sein, dass man die Leute dort einsetzt, wo sie ausgebildet werden. Sie werden aber auch gerne mal beispielsweise als Fahrer eingesetzt. Die Ausbildung erhalten sie unter anderem dafür, dass sie nach ihrer Zeit als Soldat in der freien Wirtschaft einen Beruf ausüben können. Davon abgesehen gibt es auch zivile KFZ-Mechaniker bei der Bundeswehr. Wobei auch viele hier über Bedarf ausgebildet werden, sondern eher als Nachwuchs für die Truppe herangezogen werden sollen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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